Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 31. Oktober 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 Leserbrief aus Diakarto zum „Der Bergbau droht" Die Redaktion erhielt in diesen Ta- gen die Abschrift eines an die Stadt- verwaltung Kitzbühel gerichteten Brie- fes. Absender sind Heide und Dr. Ulf Bartholomae in Bandung, Djl. Badak Singa 17, und Uwe Bunclesen und Ger- man Embassy, Djl. M. H. Thamarin, Djakarta, alle Indonesien. Der Brief hat folgenden Wortlaut: Sehr geehrte Herren! Soeben lesen wir in einer deutschen Zeitung, daß Pläne bestehen, bei Kitz- bühel eine Erzaufbereitungsanlage zu errichten. Wir möchten Ihnen zunächst mittei- len, daß wir, als wir, noch in Nürnberg wohnten, als begeisterte Skiläufer un- sere Winterferien bei Kitzbühel zu ver- bringen pflegten, und daß für uns als Kajakfahrer die Tiroler Ache einen der schönsten und lohnendsten Alpen- flüsse darstellt, da man sie noch nicht - wie die meisten anderen Flüsse Oesterreichs durch Industriebauten verschandelt hat. Wir waren, als wir obige Nachricht lasen, aufs tiefste betroffen. Ist es denn nötig, daß allmählich jede landschaft- liche Schönheit bei Ihnen, angefangen vom Murtal über die Donau bis hin nach Vorarlberg, der Industrie und dem Gewinnstreben geopfert wird? Man hat das Gesäuse vernichtet, das einst so schöne Drautal durch Kraft- werke verschandelt - kaum ein Ka- jakfahrer :äßt sich mehr auf diesen Flüssen blicken -‚ muß denn jetzt auch eine der letzten unverfälschten Regionen in den Alpen daran glauben? Muß sich die bislang noch klare Tiro- ler Ache, gerechtfertigt durch den tech- nischen „Fortschritt" und „Entwick- lung" in eine schwarze Industriekloake wie den Rhein verwandeln und zusätz- lich noch den ganzen Chiemsee ver- seuchen? Können Sie es vor den Er- holungssuchenden verantworten, daß man hinfort, wenn man sich Kitzbühel nähert, zuerst nur eine gelbbraune Schmutzgaswolke sehen wird? Haben Sie nicht die abschreckenden Beispiele des slowenischen Aßling oder Ihres österreichischen Eisenerz vor Augen, Orte, wie Kitzbühel herrlich gelegen, die aber jeder Reisende schaudernd hinter sich läßt? Ich bin gern bereit, Ihnen von meinem Privatkonto zwei Rückfahrkarten ins Ruhrgebiet zu zah- len, damit Sie einmal eine Lokalbesich- tigung an einem Ort vornehmen kön- nen, wo ebenfalls auf Grund des tech- nischen „Fortschritts" nur noch 500 /o des Sonnenlichts die Erde erreichen! Sie als Oesterreicher sollten sich doch a11mhlich darüber klar gewor- den sein, daß Sie als Bewohner des vielleicht schönsten Landes Europas die große internatioale Verantwortung tragen, Ihre einzigartigen Gebiete für Europa zu erhalten! Ruhrgebiete ha- ben wir leider schon genug, auch in Oesterreich. Aber gerade Oesterreich kann sich - noch? - vom Tourismus so gut ernähren, daß es nicht darauf angewiesen ist, auch noch seine schön- sten Teile zu zerstören. Mein Protest kommt aus innerster Ueberzeugung. Ich mag vielleicht im Endeffekt an der bedauerlichen Sache nichts ändern können - aber eines kann ich Ihnen versichern: Sollte die Industrieanlage gebaut werden, so wer- den Sie uns nie mehr als Urlauber in Ueber diese Besuchsreise berichtet die „Rhein-Sieg-Rundschau vom 13. Ok- tober 1970": So viele Zuschauer wie am Sonntag, 11. Oktober 1970 gab es bei einem Sieg- burger Rathauskonzert noch nie. Es spielte die Trachtenkapelle Aschau bei Kirchberg in Tirol, die auf Einladung des Tambourkorps „In Treue fest" in Siegburg weilt. Mitten unter den Tiro- ler Musikern befand sich der Bürger- meister von Siegburg Dr. Adolf Her- kenrath. Am Mittwochabend, 13. Okto- ber, ist Fackelzug zum Michaelsberg. Hochsommerliches Wetter lockte in Siegburg hunderte von Menschen auf den Rathausvorplatz, um die Aschauer Musikkapelle in der Original Brixen- taler-Tracht zu sehen und zu hören. Mit Hinweis auf das Wetter sprach Bürgermeister Dr. h. c. Adolf Herken- rath von einer „konzentrierten" Ak- tion. Die farbenprächtige schwarz-rote Kleidung der Tiroler Musiker, so sagte er, passe gut zusammen. Schlagfertig antwortete Bezirksobmann Adolf Schennach: „Die Gesinnung ist außen schwarz und innen rot - wie Tiroler Bauernspeck". Bauern sind die meisten Mitglieder der 23 Mann starken Trachtenkapelle aus Aschau, einem Bergdorf mit nur 250 Einwohnern inmitten der Kitzbü- heler Alpen am Fuße des Großen Ret- tensteins und neun Kilometer von Kirchberg entfernt. Weiter befinden sich in den Reihen der Musikkapelle zwei Skilehrer, einige Soldaten und Schüler. Dirigent der seit 80 Jahren bestehen- den Kapelle ist Kapellmeister Stephan Salvenmoser. Repräsentiert wird die Kapelle offiziell durch den Obmann Vizepräsident des Tiroler Landtages und Vizebürgermeister von Kirchberg Christian Horngacher, der aber aus politischen Gründen (Mitglied der De- legation des Schutzverbandes bei Bun- desminister Dr. Josef Staribacher in Wien) an der Reise nach Siegburg nicht teilnehmen konnte. Kitzbühel sehen, und wenn sich eine Durchfahrt nicht vermeiden läßt, dann werden wir bei geschlossenen Auto- fenstern Ihr Gebiet so schnell wie mög- lich hinter uns bringen! Und wir wer- den nicht die einzigen sein. Abschließend habe ich noch eine Bit- te: Sollten Sie derselben Meinung wie ich sein, so übergeben Sie bitte den Brief der Presse, damit die Kitzbüheler sehen, daß man sich auch im Ausland Gedanken über ihr Land macht. Soll- ten Sie anderer Meinug sein, so kann ich dies von Ihnen nicht verlangen, doch hoffe ich andere Möglichkeiten zu finden, um die Presse zu erreichen. Mit den besten Grüßen: Die Obigen. Die Musiker aus Aschau sind in Sieg- burg Gäste des Tambourkorps „In Treue fest", das im vorigen Jahr in Aschau zu Gast war. Am Samstag- abend wurde den Tirolern im „Riem- burger Hof" ein herzlicher Empfang bereitet. Am Sonntagabend war in der Hubertusklause ein Rheinischer Abend mit Tiroler Einschlag. Heute machen die Siegburger Tambouren mit den Aschauern eine ganztägige Schiffahrt auf dem Rhein. Am Mittwochabend, 19.30 Uhr, erfolgt vom Markt aus ein Fackelzug zum Michaelsberg, wo die Trachtenkapelle im Hof der Abtei ein Konzert gibt. Donnerstag wird in der Hubertusklause Abschied gefeiert. Am Freitagmorgen fahren die Gäste wieder zurück nach Aschau. Die Siegburger waren am Sonntag vom Können der Tiroler Trachten- kapelle begeistert. Sie hören Melodien aus Tirol, den Radetzky-Marsch, das Lied von den hackenden Holzbuam, einen kleinen Dorfwalzer „Auf der Alm, do gibt's koa Sünd" (Bemerkung von Adolf Schennach: .....weil die Gäste zu müde sind!"), um nur einige Werke des einstündigen Konzertes zu nennen. Während des Konzertes servierten fesche Dirndln einen „Obstler", ein scharfes Getränk aus Aepfeln und Bir- nen. Nachdem das Tambourkorps „In Treue fest" zum Abschluß des Rathaus- konzertes „Auf in den Kampf" gespielt hatte, gab Bürgermeister Dr. Herken- rath im Rathaus einen Empfang für die Oesterreicher. In seiner Ansprache hob er hervor, daß die Musiker in schwungvoller Form auf österreichi- sche Art den Siegburgern Freude be- reitet hätten. Er überreichte dem Ka- pellmeister einen Merian-Stich von Siegburg und eine Schallplatte der Märchenoper „Hänsel und Gretel" des Siegburger Komponisten Engelbert Humperdinck, und Musikbezirksob- mann Adolf Schennach eine Radierung von Siegburg. Dr. Herkenrath erhielt als Geschenk der Gäste Bergkristalle. „Wir sind in einer befreundeten Bundesmusikkapelle Aschau in Siegburg
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