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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7. November 1970 Die Schützenkonipcinie Kitzbühel in Meran und Sterzing Die Bundesversammlung der Tiroler Schützenkompanien am 26. April in Innsbruck war der unmittelbare Anlaß zur direkten Kontaktaufnahme mit den Schützen aus Südtirol. Bei dieser Ver- sammlung hat der Bundesmajor der Südtiroler Schützenkompanien Doktor Bruno Hosp erste Hinweise auf das große Landestreffen der Südtiroler Schützenkompanien gegeben und dar- aus hat sich ein reger Schriftwechsel zwischen der Schützenkompanie Kitz- bühel und der Bundesleitung des Süd- tiroler Schützenbundes, dem Bataillon des Burggrafenamtes und der Schüt- zenkompanie Sterzing ergeben. Die Verbindung mit der Kompanie Sterzing wurde im Hinblick auf die bevorstehenden Feiern „Kitzbühel 700 Jahre Stadt" eingeleitet. Nachdem die Städte Kitzbühel und Sterzing eine Partnerschaft anstreben, war es für die Kompanie eine Ehrenpflicht, diese Partnerschaft auf Schützenebene be- sonders eng zu gestalten. Nach einem regen Schriftwechsel während des Sommers 1970 kam es am 5. Septem- ber 1970 zu einer ersten persönlichen Kontaktaufnahme und einer eingehen- den Aussprache zwischen einer kleinen Delegation Kitzbüheler Schützen und der Sterzinger Kompanieführung in Sterzing. Dabei wurde die Teilnahme der Sterzinger Schützenkompanie beim Bataillonsfest der Wintersteller-Schüt- zen am 5. September 1971 als Ehren- kompanie beschlossen. Zu diesem Be- zirksschützenfest, welches unter dem Motto „Kitzbühel 700 Jahre Stadt" steht, werden auch Schützenabordnun- gen aus dem Burggrafenamt eingela- den. Eine Abordnung der Schützen- kompanie Sterzing wird beim Kitzbü- heler Schützenball am 16. Jänner 1971 im Grandhotel als Ehrengast teilneh- men. In Sterzing wurde auch persönlicher Kontakt mit SchMjr Luis Piok, Meran, aufgenommen und die letzten Einzel- heiten für die Teilnahme der Kompa- nie Kitzbühel am Landestreffen der Südtiroler Schützenkompanien festge- legt. Es waren nur wenige Kompanien aus Nordtirol, die zu diesem Feste ein- geladen wurden, und wir dürfen da- her die Einladung, die an die Schüt- zenkompanie Kitzbühel erging, als be- sondere Ehre betrachten. Und dann war es soweit. Am 11. Oktober, Punkt 5 Uhr früh, wurde die Reise mit zwei Bussen angetreten. Zur Verstärkung haben wir uns Kamera- den der Schützenkompanie Brixen und Kössen eingeladen; an dieser Stelle sei den beiden Kompanien für ihre Teil- nahme herzlichst gedankt. Kurz nach 10 Uhr trafen die beiden Busse wohlbehalten in Meran ein und im Gasthof Blumau in Untermais wur- de vortrefflich für unser leibliches Wohl gesorgt. Schnell vergingen die paar Stunden bis zum Beginn des gro- ßen Festzuges. - Zu einem wahren Hochfest der Volkstradition gestaltete sich dieses erste Landesfest des Südtiro- ler Schützenbundes. Die starke Beteili- gung von Kompanien und Musikkapel- len aus ganz Südtirol, aus Nordtirol, Salzburg und Süddeutschland, die vor- bildliche Organisation und das lebhafte Interesse der Südtiroler Bevölkerung und der vielen Kurgäste in Meran, ha- ben dazu beigetragen. Zum ehrwürdi- gen Brauchtum Südtirols zählt auch das Schützenwesen, das durch fast ein Jahrzehnt im Schatten stehen mußte, nun aber mit diesem Landesfest wie- der an die gebührende Stelle gerückt wurde. Der sinngemäße Höhepunkt dieses Landesfestes war am Vormittag dieses prachtvollen Herbsttages die Feldmes- se, verbunden mit der Weihe der Bun- desfahne des Südtiroler Schützenbun- des vor dem Andreas-Hofer-Denkmal. Der Abt von Gries Löpfle zelebrierte die heilige Messe und nahm die Weihe der Bundesfahne vor. Maria Mitterdor- fer, die Gattin des Landeskommandan- ten der Südtiroler Schützenkompanien, fungierte als Fahnenpatin. Bundesmajor Dr. Bruno Hosp be- grüßte alle Teilnehmer, dankte den Eh- rengästen für ihr Kommen und rich- tete herzliche Dankesworte an alle Mit- arbeiter in dieser umfassenden Orga- nisation dieses großen Schützentref- fens. Den Vertretern aus Nordtirol, Salzburg und Süddeutschland galt die Bitte, den Südtiroler Schützen auch weiterhin die Freundschaft und Treue zu bewahren. Der Südtiroler Landes- hauptmann Dr. Magnago überbrachte die Grüße des Landes und hob in sei- ner Ansprache hervor, daß das Schüt- zenwesen einen wichtigen Bestandteil des Südtiroler Volkslebens bilde. An- sprachen wurden auch von unserem Landeshauptmann - Stellvertreter Dr. Fritz Prior und vom Vertreter des Bay- rischen Ministerpräsidenten Dr. Keß- 1er, gehalten. Der Landeskommandant der Südtiroler Schützen Dr. Mitterdor- fer unterstrich den Volkstumswert des Schützenwesens. Es gelte die alte Tra- dition und den Volkscharakter zu wah- ren und gleichzeitig im weltoffenen Sinn modern und aufgeschlossen zu sein. Neben den bereits genannten Eh- rengästen nahmen beim Festzug auf der Ehrentribüne, die auf der Kurpro- menade errichtet war, auch noch unser Landeskommandant Hofrat Dr. Schuh- macher, der auch Ehrenkommandant des Bundes der Südtiroler Schützen- kompanien ist, sowie weitere Persön- lichkeiten des öffentlichen Lebens, des Landes und der Region teil. 116 Schützenkompanien, Musikkapel- len und Abordnungen bildet€n den far- benprächtigen Festzug durch das in weiß-rot und weiß-grün beflaggte Me- ran. Es waren rund 4500 Personen, die an diesem Festzug teilnahmen, und es war ein lebhaftes und begeistertes Pu- liikum, das vom Anfang bis zum Ende des Festzuges regen Anteil nahm. Es mögen zirka 50.000 Zuschauer gewesen sein und es wurden Erinnerungen an den großen Festzug in Innsbruck im Jahre 1959 wach. Die Schützen von diesseits und jen- seits des Brenners sind stramm und selbstbewußt aufgetreten, wohl wis- send, daß sie eine Tradition hochzu- halten haben und daß das Interesse an ihnen in der Bevölkerung äußerst wach ist. Fast ganz in den Massen verloren gegangen sind bei diesem Sc:aützenfest die recht zahlreichen Sicherheitskräfte. In vielen Nebenstraßen und an allen strategischen Punkten der Stadt Meran warteten etwas nervöse Carabinieri und Sicherheitspolizisten, denen das Wort „Schützen" wohl noch immer „schaurig" in den Ohren klingt. Aber sie brauchten nicht einzugreifen, denn fr:edlicher als in Meran hättetz sich die Schützen kaum benehmen können. Und so atmeten die Ordnungshüter denn auch sichtlich auf, als alles vorbei war und sich die Marschkolonnen auflö- sten. Die Marschkolonnen der Schützen lösten sich auf, aber die dichten Kolon- nen der nun stadtauswärtsstrebenden Autos machten teilweise das Verkehrs- chaos perfekt. Nach zwei Stunden ge- lang es dann doch, die Ausfallstraße nach Bozen zu erreichen und um 8 Uhr abends traf die Kompanie mit entspre- chender Verspätung zu dem bereits vorbereiteten Abendessen in Sterzing ein. Die schönen und erlebnisreichen Stun- den gingen nun zu Ende und so war dieser Tag mit den Südtiroler Schützen gewiß ein neuer Höhepunkt für die Schützenkompanie Kitzbühel. Es sei an dieser Stelle der Stadtge- mende und 4em Fremdenverkehrsver- band Kitzbühel für die der Schützen- kornpane zuteil gewordene finanzielle Unterstützung herzlichst gedankt, denn ohne diese Hilfe wäre die Teilnahme am ersten Landestreffen der Südtiro- ler Schützenkompanien nicht realisier- bar geworden. H. Scharnigg Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Kitzbüheler Anzelger Gesellschaft mbH, Kitzbühel. Vorderstadt 16; Verwaltung: Kitzbühel, Schwarzseestral3e 2, Tel. 2576; veranwortll.ier Schriftleiter: Martin Wrg5ter, Kitz- bühel. Hlnterstadt 17, Tel. 2236; Druck: Drjkerel Ru- dolf GrobstTmm & Leo Helnlnger. Kitzbühel, Wehrgasse 8.
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