Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 14. November 1970 Vom Seelensonntag in Kitzbühel Generaldecharge der Schützenkompanie - Oberhauser zum Obmann wieder- gewählt - Eindrucksvolle Ansprache des Kameraden Brettauer nung die besten Glückwünsche entge- gengebracht. In dieser Stunde kam auch aus Kufstein die telefonische Nachricht, daß vom dortigen Wirt- schaftsbund KR Hagsteiner für die Entsendung in den Exekutivausschuß des Landesverkehrsrats nominiert wur- de. Kath. Frauenwerk Kitzbühel Einladung zum Einkehrtag der Frauen Am Sonntag, 15. November findet im Marienheim unser Einkehrtag statt. Be- ginn 9 Uhr, Ende gegen 17 Uhr. Der Vortragende ist Msgr. Dr. Johannes Neuhardt aus Salzburg. Dieser Tag der Besinnung wird in seiner Problemstellung uns alle anspre- chen: Hausfrauen, Mütter, Bäuerinnen, Alleinstehende, berufstätige Mädchen und alle an Familienfragen Interessier- te. Um diesen Sonntag zu einem Ur- laubstag für Leib und Seele zu gestal- ten, besteht die Möglichkeit zu einem gemeinamen, einfachen Mittagessen im Marienheim. Wir bitten die Familien um Verständnis, daß die Mutter auch einmal ein paar Stunden für sich braucht, um dann den Alltag wieder besser zu bewältigen. Beichtgelegenheit und Aussprache- möglichkeit ist während der Mittags- zeit. Ein gemeinsamer Gottesdienst wird den Einkehrtag abschließen. Flohmarkt in Kitzbühel j Darf ich Sie erinnern? Jetzt ist die Zeit des großen Räumens! Und was man da alles findet! Spielsachen (ob- wohl die Kinder schon groß sind), von der Großmutter eine alte Vase, eine Rodel (niemand braucht sie mehr), Bügeleisen, Teppiche, Kinderhettl, Kin- derwagen usw. Es findet sich am 8. Dezember bestimmt ein Käufer zugun- sten der „Aktion Kummerkasten" und für das Therapiezentrum in Kitzbühel. Sehr erfreulich ist es, daß unsere Kauf- leute sich auch die Mühe machen und schon viel Pakete abgeben. Bitte, ru- fen Sie die Dienststelle des Roten Kreu- zes an. Die Helfer haben sich auch in den Dienst der guten Sache gestellt und holen auf Wunsch die Sachen ab. Für Ihre Mithilfe dankt im voraus herzlichst Käthe Nagiller Die Bergwacht Auf Tiroler Bergwächter Gebt's guat acht, daß im Wald koan Schadn gmacht Und im Schnee koa Unfug triebn, oft scho is Mist gnuag hintnbliebn. Jausnsäck und Dosnkraffl homa weck mit Eisnschaffl und dafüa gibt's Teufels Dank, dieser Zustand macht ins krank. Drum tatn mia alle Leut schö bittn, machts koa Sauerei um d' Hüttn und auf da schönen freien Weid, nocha homa all a Freud, Edi Unter Vorantritt der Stadtmusik be- gaben sich auch heuer wieder am See- lensonntag die Heimkehrerkamerad- schaft und der Kaiserjägerbund zu ei- nem gemeinsamen Gottesdienst in die Stadtpfarrkirche. An der Seite des Heimkehrerobmannes GR Josef Ober- hauser schritten LA Vbgm. Hans Brett- auer und der Bezirksobmann der Kriegsopferkameradschaft Kassian Aig- ner. Erstmals nahm auch die Schüt- zenkompanie Kitzbühel am Einmarsch und an der Feier teil und es besteht der Wunsch, daß dies nun alle weite- ren Jahre der Fall sein möge. Von der Kanzel aus hieß Stadtpfar- rer Geistl. Rat Johann Danninger die Kirchenbesucher willkommen. Zu der von Stadtkooperator Josef Rabi zele- brierten Meßfeier intonierte die Stadt- musik unter der Leitung von Stadt- kapellmeister Sepp G a s t e i g e r die deutsche Messe von Franz Schubert. Nach dem Gottesdienst fand beim Krie- gerdenkmal für die Gefallenen des Er- sten Weltkrieges an der großen Kir- chenstiege das hl. Libera statt. Hier hielt LA Vbgm. Hans Brettauer, der als Oberleutnant eines Gebirgsjäger- regiments den Weltkrieg mitmachte, eine eindrucksvolle Ansprache, die wir auf Wunsch der Kameraden hier wie- derholen, insbesondere auch deshalb, weil mangels einer Lautsprecheranlage die weiter entfernten Kameraden diese nur zum Teil verstehen konnten. Liebe Frontkameraden! Ich habe nun schon zum drittenmal die ehrenvolle Aufgabe, beim Ehrenmal unserer Ge- fallenen einige Worte des Gedenkens zu sprechen. Ich stelle mit besonderer Genugtuung fest, daß diesmal nicht nur eine Fahnenabordnung der Schüt- zen, sondern die ganze Kompanie zum Gedenken an unsere Gefallenen ausge- rückt ist. So stehen denn heute hier die Schüt- zen symbolisch zur Erinnerung an die Gefallenen der Befreiungskriege und der Standschützen des Ersten Welt- krieges, die Kaiserjägerkameraden sind angetreten, um der Toten der Regi- menter des Ersten Weltkrieges zu ge- denken und die Heimkehrerkamerad- schaft hat nun zum Appell geblasen, um die Gefallenen des Zweiten Welt- krieges zu ehren. Es ist nun schon ein Vierteljahr- hundert her, daß das Inferno der Ver- nichtungsschlachten des Zweiten Welt- krieges zu Ende gegangen ist und vor mehr als einem halben Jahrhundert wurde der verlustreiche Waffengang des Ersten Weltkrieges beendet. Und von beiden Weltkriegen sind heute noch viele Invalide und Hinterbliebene lebende Zeugen dieses menschlichen Irrsinns. Und obwohl die ganze Mensch- heit mit Entsetzen dieses grausige Schauspiel miterlebt hat, haben in der ganzen Welt während der letzten 25 Jahre die Waffen nicht geschwiegen, wurden Kriege geführt, wenn auch im Ausmaß nicht vergleichbar mit den bei- den Weltkriegen, so doch fast noch grausamer und erbarmungsloser und besonders leidvoll für die Zivilbevölke- rung, für Frauen und unschuldige Kin- der. Und daß dies immer wieder gesche- hen kann, liegt wohl daran, daß man die Toten der Kriege und ihr qualvolles Sterben nur allzuleicht vergessen hat und daß verantwortungslose Staats- männer und eine gewinnlüsterne Kriegsindustrie bewußt das so tragi- scie Freund-Feind-Verhältnis zu schaf- fen verstehen und dafür sorgen, daß Differenzen nur mit dem Schwert ent- scieden werden. Dieses unselige Freund-Feind-Verhält- nis haben wir, meine lieben Front- kameraden, wohl alle am eigenen Leib kennengelernt und es mag euch wohl allen gleich ergangen sein, wie mir: Ica hatte einen Kameraden, einen Freund. Wir waren zusammen einge- rückt, gemeinsam über die Karpaten gestiegen und hatten in Eilmärschen Galizien durchzogen. Wir waren zu- sammen im Westen und überschritten bei Schneesturm kämpfend den Polar- kreis. Wir erlebten gemeinsam das er- ste Polarlicht. Als wir in Rußland an- treten mußten, erhielten wir beide den ersten Sonderauftrag. Ich hatte Verbindung mit einem eingeschlosse- nen Bataillon aufzunehmen, er hatte die Stärke des Feindes auf einer be- herrschenden Höhe zu erkunden. Wir verabschiedeten uns mit einem Hand- schlag und wünschten uns Soldaten- gLck. Ich hatte das Glück, er aber fiel mit seinen Soldaten in einen Hin- terhalt und alle kamen um. Als wir Stunden später die Höhe stürmten, fanden wir ihn. Und in seinen erstarr- ten Augen glaubte ich einen abgrund- tiefen Haß zu sehen. Von dieser Stun- de an meinte auch ich, alle Menschen hassen zu müssen, die eine andere Sprache als wir sprechen und eine an- de--e Uniform tragen. Ein Erlebnis, anderthalb Jahre spä- ter, zwang mich zum Umdenken. Wir hatten den Befehl, Gefangene einzu- bringen. In einer stürmischen Polar- nacht überfielen wir einen russischen Posten und trugen einen Verwundeten über den Schnee in unsere Stellung. Im Unterstand wurde er vernommen, aber der Dolmetsch brachte kein Wort aus ihm heraus, er blickte uns alle nur haßerfüllt an. Bei der Leibesvisitation kam eine alte Geldbörse zutage und in einem Winkel versteckt, eingewickelt
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