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Samstag, 14. November 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Ein Meisterwerk für Josef Infeld Seit dem Allerheiligentag 1970 ziert den alten Friedhof am Kirchhügel zu Kitzbühel ein schmiedeeisernes Grab- denkmal, das seinen Meister wahrhaft lobt. Sie sind nicht eben selten, die handgeschmiedeten Grabkreuze, wie etwa auffallend in den Friedhöfen von Scheffau oder Waidring oder Kitz- bühel und an vielen anderen Orten, wo nicht nur das kunstgewerbliche Schaffen und die volkskundliche Tra- ditionspflege einen dankbaren Boden vorfindet, sondern auch wo verständ- nisvolle Persönlichkeiten sich dafür einsetzten, daß die Schablone abgelöst wird durch handwerkliche Kunst, wel- che: den Anschauungen unseres Vol- kes verwandt und vertraut ist. Ein Werk, in dem gläubiges Empfinden und künstlerische Ausdruckskraft eine so vollendete Einheit gefunden haben, wird man weitherum suchen müssen; der, dem es gewidmet ist, hat es ver- dient und es ist seiner würdig: Altmeister Josef Infeld, Kunstschmie- demeister aus Lienz, gelebt und gestor- ben in Kitzbühel am 14. Mai 1970 im 79. Jahre seines schaffensreichen Le- bens. Die Inschrift auf der Kupferplat- te schließt mit dem Vers Hier liege ich und verwese, Was Ihr seid, bin ich gewesen; Was ich bin, das werdet Ihr. Gedenket im Gebet mir! Der Schöpfer dieses Kunstschmiede- werks ist Kunstschmiedemeister Franz Unterrainer, der Schwiegersohn des Verstorbenen, und sein Sohn Sieg- mund. Sie werken im alten Infeld- haus in Kitzbühel in der Ehrenbach- Baukern über rechteckigem Grundriß - erinnert noch heute an die „Wohn- türme" der einstigen Ministerialburgen. Umbauten im 16. und 17. Jahrhundert dienten meist nur Reparaturzwecken. Eine großzügige Rekonstruktion mit entsprechend „standesgemäßer" Innen- einrichtung wurde erst von den jetzigen Schloßbesitzern, den Inhabern der mo- dernen Hotels und Fremdenpensionen, vorgenommen. Nikolaus Koglers Schilderung vom adeligen Landleben - nach Briefdoku- menten der Lambergischen Familien- akten aus den Jahren 1611 bis 1704 - ist ein in mancher Hinsicht erschüt- ternder Tatsachenbericht. Der Alltag ei- nes verarmten und verschuldeten Land- edelmannes, von dem sich der „poli- te Hofadel" distanzierte, war ein dauernder Existenzkampf gegen über- fälle, Einquartierungen und Plünderun- gen der Soldateska, „die sich des Ge- jaids und Vischens" bediente. Auf Zei- ten „werdenden Kriegswesens" folgte nicht selten ein Zustand der „Melan- coley" und der vollständigen Isolie- gasse und in der neuen „Salvenschmie- de" zu Lauterbach in der Gemeinde Brixen. Das Grabdenkmal für Meister Infeld ist zwar ein monumentales, trotzdem aber ein erhebend beschwingtes Werk, eine wohlausgewogene Komposition in Kreuzform, ein Meisterwerk der Form- schönheit und der harmonischen Li- niensysteme, das seinesgleichen sucht. Möge es den sicher zahlreichen Besu- chern in langer Zeit ein Mahnmal der Erbauung und Besinnung sein! FK Mili 00 tirkapeIImeister Ertl und Somma 60 Jahre Am 28. September 1970 vollendete der Militärkapellmeister von Salzburg ObstLt Prof. Leo Ertl sein 60. Lebens- jahr und am 23. Oktober d. J. sein Ti- roler Kollege ObstLt Prof. Siegfried Somma. Wir gratulieren! Beide Persönlichkeiten sind in unse- rem Bezirk bestens bekannt, ObstLt Prof. Ertl insbesondere durch die von der Stadtgemeinde Kitzbühel zusam- men mit der Stadtmusik organisier- ten und berühmten Doppelkonzerte der Salzburger und der Tiroler Militärmu- sikkapellen. Ertl ist auch Landeskapell- meister der Salzburger Blasmusikka- pellen und wird in seinem Lande auch als Pionier der Heimatpflege gefeiert. Prof. Siegfried Somma hat schon in unzähligen Konzerten in den Bezirks- orten seine meisterliche Dirigenten- kunst bewiesen und überall Freude be- reitet. rung, der noch verschärft wurde durch eine „skorpionische Nachbarschaft" von aufsässigen Bauern und feindseligen „Bestandsleuten". Eine genaue Dokumentation mit ge- nealogischen Tabellen gibt Auskunft über die Reihenfolge der Besitzer, un- ter denen sich Namen von bekannten Adelsgeschlechtern, wie Lang von Wel- lenburg und Wolkenstein von Trost- burg, finden. Norbert Hölzl beschreibt in einem brillanten Essay die Entwicklung vom Laientheater des Humanismus bis zu den barocken Figuralprozessionen, My- sterienspielen und Passionsdramen, de- ren Veranstalter unter der Patronanz des Dominikanerordens die 1702 gestif- tete „Erzbruderschaft des Hl. Rosen- krantz" gewesen ist. Kitzbühel stand mit 173 urkundlich belegten Passions- aufführungen an der Spitze der Tiro- ler Städte. Es besaß seit 1708 sogar ein eigenes Comödien-Haus auf dem Fried- hof, in dem neben anderen Moralitä- ten ein deutsches Ordensdrama „Die Bekehrung von dem welttrunkenen Neuwahlen des Ausschusses der Großachengenossenschaft Am Sonntag, 15. November finden wie bereits berichtet in den Gemein- den Oberndorf, St. Johann, Kirchdorf und Kössen die satzungsmäßigen Neu- wahlen in den Ausschuß der Groß- achengenossenschaft statt, da heuer. die sechsjährige Amtsperiode des bis- herigen Genossenschaftsausschusses. abläuft. Der neue Ausschuß wird wie- der auf eine Funktionsdauer von sechs Jahren gewählt. Die Wahlzeiten und die Wahllokale werden für jede der. vier Gemeinden an deren Amtstafeln bekanntgegeben. In den Wahllokalen liegen sowohl Stimmzettel mit Ein- heitswahlvorschlägen als auch leere Stimmzettel auf. Es steht also jedem Genossenschaftsmitglied frei, die ihm für seine Interessen als geeignet er- scheinenden Vertreter in den Aus- Ai Wie.s Freitag, Samstag und Sonntag Laig mit den As Aitinics,5' schuß zu wählen. Gewählt werden für jede der vier Gemeinden drei Aus- schußmitglieder und zwei Ersatzmän- ner. Wahlberechtigt und wählbar sind sämtliche Genossenschaftsmitglieder bzw. alle in den Wählerlisten aufschei. nenden eigenberechtigten Besitzer im Genossenschaftsgebiet. Die Neuwahlen in den Genossenschaftsausschuß sind freiwillig, es besteht kein Wahlzwang. Jüngling Doriforius" (1751-52), aufge- führt wurde. Zur heimischen Theater- prominenz gehörte vor allem Simon Benedikt Faistenberger, der fruchtbar- ste Freskenmaler des Tiroler Unter- landes, der sich auch al; Vorstand und Ausstattungschef der einflußreichen Rosari-Kongregation und als sprach- kundiger „Tulmätsch" bewährte. Nor- bert Hölzl beschließt seine Chronik mit der Gründungsgeschichte des ersten Kitzbüheler Dilettantentheaters (1855) und der auch heute noch bestehen- den, allseits beliebten Heimatbühne, welche die urwüchsige komödiantische Tradition des barocken Laientheaters fortsetzt. Auch dem III. Band der prachtvollen Jubiläumsausgabe, der gewiß schon we- gen der ansprechenden Thematik und der reichhaltigen Bebilderung einen breiten Leserkreis interessieren dürf- te, wäre ein verdienter Bucherfolg - nicht nur in Fachkreisen - zu wün. schen. Maria Hromatka
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