Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 21. November 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 25 Kitzbüheler Landjugend beim Lehrausflug in Deutschland Am Samstag, den 7. November um 5 Uhr ging es bei der Post los, da sag- te schon jeder Prost und nahm sich seinen Koffer auf den Schoß. Als alle sich gesammelt hatten, fuhren wir hin- aus in den dunklen nebligen Morgen, - als Ziel verfolgten alle Stuttgart, ganz ohne Sorgen. Auch Herrn Krause und die Riesbergbuam hatte man unter- gebracht, damit wurde von Anfang schon weidlich gelacht. Man gondelte bis nach München fast in der Dämme- rung ohne Pause, dort kam endlich die „brandlöschende" Jause. Hier war es bereits lustig und nett, aber mit dem „Griß" um unsere Jodler, da war es ein Gfrett. Je näher wir dem Ziel ka- men, man brach vor lauter Lachen fast zusammen. Denn man hatte mit einen neu entdeckten Dichter und der hellte auf dauernd die schlafenden Ge- sichter. Die Landschaft entlang der schönen Autobahn war meist noch grün und satt, aber wir waren in Stuttgart nach 6 Stunden Fahrt noch lange nicht matt. Als wir ankamen, wurden wir ge- wiesen zum Weinort Fellbach auf das Waldschloß, und vor Hunger mußten wir bis zur Gaststätte reiten mit ei- nem Stahlroß. Das Essen war dann aber sehr scharf, viel und gut und als man auch den Durst gelöscht hatte, nahmen wir wie- der den Hut. Dann empfing uns der Chef der dortigen Jungbauern, sodann soll- ten wir im Weinberg versauern? Er erklärte, daß hier die Gemeinden, das Land und der Bund viel investiert; wahrlich, uns hat's beim Anblick die- ser herrlichen, modern angelegten Weingärten ziemlich gestiert! Es wurde gelesen gerade der letzte Wein, so mancher hatte das Gefühl, hier könnte man etliche Tage sein. Doch nach der Besichtigung der An- lagen kam der Höhepunkt vom 1. Ta- ge, denn in der Verwertungsgenossen- schaft gaben sich der Kellermeister und der Direktor bei der Weinkost kei- ne Blamage. Die Einmeischung der Trauben verlief praktisch und schnell, und als der Wein durch die großen Separatoren und Fässer lief, wurde er endlich genießbar und schön hell. Dann, ja dann kam das lange Weinkosten und wir konnten uns bei fünf verschie- denen Sorten anprosten. Danach taten die Riesberger auf ei- nem Leiterwagerl den wartenden Wein- bauern ein paar Weisen aufspielen und dann jedoch mußten wir endlich in un- sere Nachtquartiere ziehen. Dort hat man sich wieder erfrischt und gelabt, denn am Abend war ein Treffen mit der Fellbacher Jugend angesagt. Hier wurde gesungen und getanzt in einem herrlichen Saal, sogar die Plattler- gruppe trat unter Beifall auf gar manchmal. Die Stimmung und die Har- monie mit den Gastgebern war vor- bildlich und toll, man wußte gar nicht, ob man überhaupt schlafen gehen soll. Am Sonntag aber fühlten sich die meisten wieder ausgeruht und stark, jedoch kratzte man zusammen die letzten Demark. Wir machten eine Rundfahrt durch Stuttgart, das mach- te den Eindruck, das Großstadtleben wäre sicher auch hart. Schließlich war unser Bus pünktlich beim Fernseh- turm vor, der ist in seiner eminenten Höhe und Ausstattung wahrlich eine Konkurrenz für das Kitzbüheler Horn. Hernach ging es wieder hinauf ins Waldschloß zum Essen und Abschied- nehmen, aber die Fellbacher waren vor Gaudi an uns kaum mehr zu zäh- men. Zum Trost luden wir sie für den Winter nach Kitzbühel ein, dann lie- ßen sie uns aus und wir trachteten all- mählich wieder heim. Seit dem Umbau des Kitzbüheler Heimatmuseum im Sommer 1968 konn- ten von der Museumsleitung nachste- hende Werke neu erworben bzw. als Leihgaben oder Spenden erhalten wer- den. Wir beginnen mit den großartigen Werken von akad. Maler Architekt Professor Alfons W a 1 d e (1891-1958). Es sind dies Leihgaben der Schwester des Künstlers Frau Oberlehrerin in Ru- he Berta W a 1 d e bzw. der Tochter Guta Eva B e r g e r geb. Walde. Diesen Werken wurde die eine Hälf- te des I. Stockwerkes zugeteilt und weiters exponierte Stellen in der Win- tersportabteilung des II. Stockwerkes. Selbstbildnis, 1937, Oel auf Karton, 65 x 49 cm; Spende des Künstlers geb. 8. Feber 1891 und gest. am 11. Dezem- ber 1958, an das Heimatmuseum. Vitrine: Innsbruck, Maria-Theresien-Straße, im Vordergrund Skifahrer mit rotem Pull- over; im Hintergrund die Nordkette Buchumschlagbild zu Luis Trenkers Roman „Sterne über den Gipfeln" Buchumschlagbild zu Luis Trenkers Roman „Der Feuerteufel" w. o. „Helden der Berge" „Meine Berge" „Berge in Flammen" und „Der verlorene Sohn". Alfons Walde lieferte für alle Romane Trenkers die Umschlagbilder Skifahrer auf Tourenfahrt Ausschnitt aus den Entwürfen für die Bahnhoffresken Innsbruck 1928 „Der grüßende und rufende Nordtiroler" Sie führten uns noch hinaus auf ei- nen der großen EWG-Betriebe, kein Wunder, wenn da bei dieser modernen Betriebsführung jemandem der Ver- stand stehen bliebe. Sie hielten leistungsfähige, schwarz- bunte Rinder, betreuen sollten sie ein Heim voller Taubstumme und Halb- blinde. Nun schlug aber immer deutlicher das heimwehgeplagte Herz, wir ver- ließen Stuttgart und das deutsche Wirt- schaftswunderland ohne großen Schmerz und machten auf der Heim- fahrt noch manchen köstlichen Scherz. Zwei nette, eindrucksvolle Tage gin- gen zu Ende, zuletzt beim Penzinghof kam nochmals die gemütliche, lustige Wende. Man muß dem Obmann, seinen Hel- fern, dem Chauffeur Andre, den Platt- lern und den Riesbergbuam wirklich Dank sagen und hoffen, daß sie uns nächstes Jahr wieder irgendwohin „pla- gen"! Bis dahin ist es aber noch eine nette „Bois", bis es soweit ist, grüßt Euch Euer Aufschnaiter Lois. Brief von Prof. Gustinus Ambrosi an Alfons Walde Aquarell auf Seidenpapier 30x21 cm Letzte Zeichnung von Alfons Walde: Im Bett liegend Alfons Walde, die Hän- de unter dem Leintuch gefaltet, die nackten Füße herausstreckend, auf dem Leintuch die Inschrift: 5. 9. 1958, 63,5 kg, Tiefstand, mit dem Fenster der Son- derstation der med. Klinik Innsbruck, dahinter die Dächer der Stadthäuser, die Berge Innsbrucks mit der aufge- henden Sonne. Brief von Albin Egger-Lienz an Alfons Walde Almhütten, Druck Photographie von Alfons Walde las Kaiserschütze 1914-1917 Sommer in Kitzbühel, 1922, einziges Bildwerk, in welchem der blaue Him- mel bewölkt dargestellt wird. Vitrine: Ölskizze, Hohe Salve im Winter in Oel „Spätwinter", Farbskizze in Oel „Sonne und verschneite Bäume", Farb- skizze in Oel, Tempera-Oel „Häuser der Hinterstadt mit Südkette" Tempera Bauernsonntag, 2 Männer, Oelbild auf Karton „Einsame Hausung", (Umschlagbild), Oelbild, Leinwand auf Keilrahmen „Kaiserschütze", Oelbild auf Karton, „1915 monte piano" „Das Opfer, Oelbild auf Karton, unter- malt mit Tempera, mit Oel auflasiert „Zur Blütezeit", Tempera-Oel, Oelbild auf Karton (1916) Fortsetzung folgt! Der Reichtum des Heimatmuseums Vermehrung von Ausstellungsstücken in den letzten zwei Jahren
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