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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 5. Dezember 1970 Weil ich alle verschiedenen Anfra- gen wegen der Ausgabe von Vogelfutter nicht einzeln beantworten kann, oder mir zumindest, aufrichtig gesagt, die- sen unrentablen Zeitaufwand ersparen will, bitte ich, eine diesbezügliche Er- klärung veröffentlichen zu dürfen. Ob- wohl sie ja im Prinzip nur eine Wieder- holung längst gesagter Grundsätze un- seres Vereines ist. Unser Vogelfutterkontingent ist nicht nur längst bei einer Großhandelsfirma bestellt, sondern wird bereits an die vorgeplanten Zentren ausgeliefert. Mehr können wir nicht tun. Auch wir im Tierschutzverein wissen, daß be- reits Schnee gefallen ist und können nur bedauern, daß die Vogelfutter- importe zu uns wirtschaftlich vertret- baren Preisen etwas zögernd ankom- men. Der Verein kann keinesfalls die gesamte Vogelfütterung im Bezirk tra- gen. Wir bitten die Tierfreunde, sich selbst gemäß unserer Ratschläge mit etwas Phantasie eine zweckmäßige und wirtschaftliche Vogelfütterung auszu- denken und zu praktizieren. Ebenso unmöglich wäre es für uns, verbillig- tes Vogelfutter auszugeben. Es hat da- zu von uns niemand nebenberuflich Zeit. Wir bitten zu diesem Thema also nochmals um Verständnis. Wir geben tausende Schillinge für die winterliche Vogelfütterung aus. Aber - es ist nicht unsere einzige Tierschutzaufgabe, wel- che wir mit unserem Vereinsbudget abzudecken haben. Wir haben uns auch entschlossen, in diesem Jahre keine Jahreshauptver- sammlung abzuhalten, sondern im Frühjahr zum gleichzeitigen Anlaß des zehnjährigen Vereinsbestandes und der 700-Jahr-Feier Kitzbühels eine wür- dig gestaltete Festveranstaltung durch- zuführen. Wir werden aber örtliche Filmvorträge u. dgl. versuchen. Wir legen prinzipiell keinen besonderen Wert auf Vereinsmeierei alten Stils, sondern bevorzugen bekanntlich die Praxis. Wie alle karitativen Werke sieht man auch von unserer Arbeit vielleicht nicht immer sehr viel. Wir rücken nicht aus und marschieren nicht auf. Wir halten im Gegenteil das Vereinszeremoniell nur in den eben not- wendigen Grenzen. Bei uns soll das Tier in Not praktische Hilfe bekom- men. Und wir wollen das wertvolle Ge- dankengut der Tierfreundlichkeit, der Tierliebe, des Tierschutzes besonders in der Jugend verbreiten helfen. Wir wissen sehr wohl, daß uns unsere Idealvorstellungen nicht immer so ge- lingen wie sie uns oft vorschweben. Trotzdem beneiden uns viele größere Tierschutzvereine um unser Kitzbühe- 1er Tierschutzteam. Zum heutigen Thema sei mir erlaubt, eigentlich alte Gedanken in diesen nun immer kälter werdenden Tagen auf- zuwärmen. Vor vielen Jahren hat sich einmal ein Mitbürger irgendwie em- pört, daß man das Weihnachtsfest, als tief stempfundens christlich-abendlän- disches Familienfest mit Tierschutz- gedanken gewissermaßen entwürdige. Es handelte sich glaublich um einen Film aus einem Tierheim und die be- rühmte Weihnachtsknackwurst an die Hunde. Es ist überhaupt eine merk- würdige Sensibilität manchmal zu ver- merken, wenn es darum geht, ausge- rechnet den Tieren einmal etwas Gu- tes zu tun. Ich hatte vor wenigen Wo- chen bei einer Pressekonferenz in Wien so eine Debatte mit Reportern. Gewiß täten z. B. diese Weihnachtsknackwür- ste den hungernden Südamerikanern oder gar den verhungernden Opfern in Pakistan besser als den Hunden im Tierheim. Aber lassen wir doch diese an sich armen Kreaturen in Tierhei- men überhaupt aus dem Spiel. An die- sem sozialen Schicksal der Welt, daß sich da die Menschen überfressen und dort verhungern, sind nicht die Tiere schuld. Die Tiere werfen keine Bom- ben aus Flugzeugen, die mehr Geld kosten als eine modernste Klinik. Die Tiere halten ohnedies her, sich da le- bend das Fell vom Leibe reißen zu las- sen und dort wegen ihres schönen Pel- zes ausrotten zu lassen. Die Tiere kre- pieren in den Katastrophengebieten mit den Menschen. Und wir Tierfreun- de bei uns können deshalb nicht un- sere Hunde und Katzen in die Ache werfen. Als Tieropfer für diese Hun- gergebiete. Deshalb wird diese Heuche- Lei mit dem vorgehaltenen Menschen- elend an die Tierfreunde längst ge- ‚gif 73 , Der erste Schnee Der Himmel ist grau. Wenn ich aus dem Fenster schau' und die weißen Flocken fallen seh', begrüße ich den ersten Schnee. Er bringt Winterfreude und den Sport in Kitzbühel, Seefeld und andern Ort. Die Kinder jubeln, fesch rodeln Greise, so freut sich jeder auf seine Weise. Das Christkind klopft ans Fensterlein, die Augen leuchten im Kerzenschein. Es dauert nicht mehr lange, die Skisaison ist im Gange. Gäste kommen aus aller Welt, nach Tirol, wo's jedem gefällt. Hahnenkamm, Bichlaim und das Horn sind für alle ein Jugendborn. Willkommen Ihr Leutln aus nah u. fern! :n Kitzbühel leuchtet ein guter Stern. November 1970 Jertha Wallenborg, Stockholm/Kitzb. schmacklos. Man sehe sich diese soge- nannten intellektuellen Reporter näher an und beobachte sie in ihrer tätigen Nächstenliebe. Sie ist keinen Pfiffer- ling mehr wert als eine geschickt ge- zielte Wichtigtuerei. Dieselben Repor- ter, und das hatte ich in dieser Presse- konferenz vorgehalten, angeln sich mit Vergnügen eine sentimentale Tier- geschichte, die sie dann ebenso drama- tisieren und verdrehen. Soviel zum Thema Weihnachtsknack- wurst, die mein „Axl" jedenfalls be- kommt. Wir Tierfreunde geben aber alljährlich zu Weihnachten den Ge- schenktip. Denn in dieser gesättigten Zeit wissen viele Menschen oft nicht mehr, was sie schenken sollen. Ein kleiner Hund hat vielen Menschen ei- ne echte Weihnachtsfreude gebracht. Oder eine Katze. Ein Wellensittich. Tiere sind fast ausnahmslos die dank- barsten Weihnachtsgeschenke. Man ver- gesse nicht, daß Kinder mit Tieren im Haushalt weit besser aufwachsen. Tie- re sind ein ausgezeichnetes Charakter- erziehungsmittel. Das Tier muß regel- mäßig gepflegt, gefüttert und ausge- führt werden. Die berühmte Nächsten- liebe, die alle Religionen lehren und Sittengesetze predigen, kann am Haus- tier praktisch gebildet werden. Die gu- te Tat zu Tieren ist zumindest schon eine Brücke zur guten Tat am Mit- menschen. Ausnahmen bestätigen im- mer die Regel, aber ein guter Tier freund ist fast immer ein ebenso gu- ter Menschenfreund. Wer asozial ver- anlagt ist und asozial handelt, achtet auch die Tiere nicht. Nicht umsonst beginnen die modernen Psychiater end- lich in Resozialisierungsanstalten Men- schen mit Tieren in Kontakt zu brin- gen, Die Spitäler, welche heute bei uns noch den Eintritt von Tieren streng verbieten, haben sich in Amerika zur umgekehrten Methode gewandelt. Man gibt den Kranken Tiere in die Kran- kenzimmer. Vogelkäfige, Aquarien, ja auch Katzen. Diese Gedanken möge man doch er- wägen, wenn man zur Weihnacht eben einmal ein Tierchen schenken will. Und wenn es schon kein lebendes Tier sein kann oder soll, so gibt es immerhin noch eine wunderbare Mög- lichkeit, mit den Tieren in Kontakt zu kommen. Das Tierbuch! Moderne Tier- bücher sind eine wundervolle Welt für den jugendlichen Leser. Gerade in un- serer vertechnisierten Umwelt ist das Tierbuch von besonderem Wert. Und nicht zuletzt ist das gute Tierbuch ein Gegengewicht gegen die brutale, ent- artete irre Welt einer immer unver- ständlicheren Jugendliteratur. Feuernotruf Tel. 122 nur für Kitzbühel Rettung (Rotes Kreuz) Tel. 144 Notruf Gendarmerie Tel. 133 Dr. Oskar Ganster: Tierf reundliche Vorweihnacht
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