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Seite 2 K.itzbüheler Anzeiger Samstag, 6. März 1971 Einladung der Stadt Kitzbühel an Captain James A. Lovell Die Stadt Kitzbühel ist heuer 700 Jah- re alt geworden. 700 Jahre Geschichte sind Anlaß genug, ein Jubiläum beson- derer Prägung zu feiern. Das Jubiläumsjahr steht inmitten ei- ner im Umbruch befindlichen Zeit. Es ist, so möchte ich sagen, die Konfron- tation vergangener Jahrhunderte mit einer Zukunft, in die die amerikani- schen Astronauten in bewundernswür- diger Kühnheit vorgestoßen sind. Es erschien uns in Kitzbühel als Traumziel des Jubiläumsjahres, einen dieser unerschrockenen Männer der Zukunft in unseren altehrwürdigen Mauern als Gast beherbergen zu dür- fen. Die Bemühungen Kitzbühel, welche bereits vor Jahren einsetzten, waren mit der Zusage von USN Captain Ja- mes A. Lovell, NASA-Astronaut erfolg- reich gekrönt worden. Jeder einzelne von den 8000 Einwoh- nern des 700 Jahre alten Städtchens freut sich, Captain James A. Lovell, der in Begleitung seiner charmanten Gat- Geboren 25. März 1928 in Cleveland, Ohio. Juneau-Mittelschule in Milwau- kee, Wisconsin. 1946-48 Studium an der Universität von Wisconsin. 1952 akademischer Grad in Naturwissen- schaften an der US-Marineakademie. Marineflieger, Fluglehrer und vier Jah- re Testpilot. Wurde im September 1962 Astronaut. Nahm bisher an vier Welt- raummissionen teil und verbrachte ins- gesamt 715 Stunden und 5 Minuten im Weltraum. Als Pilot von Gemini 7 im Dezember 1965 absolvierte er 206 Erd- Vor knapp einem Jahr erlebte die Welt den dramatischen Rückflug des schwer havarierten amerikanischen Raumschiffes Apollo 13 zur Erde. Kalt- blütigkeit, Können und ein an Präzi- sion unübertroffenes Zusammenspiel mit der Bodenkontrolle retteten da- mals der Raumschiffbesatzung das Le- ben. Kommandant dieses gefahrvollen Unternehmens, das in jenem April 1970 bis zum glücklichen Abschluß Millio- nen Menschen in aller Welt tagelang in Atem hielt, war James A. Lovell, der jetzt über Einladung der Stadt Kitz- bühel zu einem Besuch nach Oester- reich kommt. Als sich James A. Lovell jun. zum erstenmal als Astronaut meldete, wur- de er aus gesundheitlichen Gründen - die sich bald als nicht stichhältig er- wiesen - abgewiesen. Das war vor tin ist, als Gast Kitzbühels unter uns zu wissen. Das alte Städtchen darf damit den Beweis erbringen, daß es und seine Bürger noch immer jung sind und jung bleiben wollen, daß Kitzbühel ge- willt ist, in die Zukunft zu blicken und sie zu meistern. Mögen die Ferientage von Captain James A. Lovell und Gattin dazu beitragen, die freundschaftlichen und bereits traditionellen Verbindun- gen, die Kitzbühel als Schwesterstadt Sun Vaileys zu den Vereinigten Staa- ten von Amerika hat, weiter zu ver- dichten. Mögen sie auch als Zeichen verstanden werden, daß wir der Welt aufgeschlossen gegenüberstehen. Meine Mitbürger und ich entbieten unseren lieben Gästen Captain James A. Lovell und Gattin die allerherzlich- sten Willkommensgrüße und wünschen schöne und frohe Ferientage. Der Bürgermeister Hermann Reisch umkreisungen. Im November 1966 war er Kommandant des letzten Gemini- Fluges, des viertägigen Unternehmens Gemini 12. Im Dezember 1968 Pilot von Apollo 8 mit erster bemannter Mondumkreisung. Im April 1970 Kom- mandant des Raumschiffes Apollo 13, das er trotz beträchtlichen technischen Schwierigkeiten wieder sicher zur Er- de zurückbrachte. Verheiratet, zwei Söhne (16 und 5 Jahre alt) und zwei Töchter (18 und 13 Jahre alt). rund dreizehn Jahren, als die Raum- fahrt noch ein Traum einiger mutiger, in die Zukunft blickender Männer war. Zwei Jahre später versuchte es Lovell wieder, aber seine Bewerbung kam bei der US-Raumbehörde nie an. Das Ku- vert war auf dem Postweg verloren gegangen. Trotz dieser anfänglichen Pechsträh- ne ist Lovell, der am 25. März 43 Jahre alt wird und Vater von vier Kindern ist, heute einer der erfahrensten Raum- fahrer der Welt. Er nahm bisher an nicht weniger als vier Weltraummissio- nen teil und verbrachte insgesamt 715 Stunden und 5 Minuten im Weltraum. Als Kommandant von Apollo 13 war Lovell dazu ausersehen gewesen, als fünfter Mensch den Mond zu betreten, doch das Schicksal wollte es anders. Eine Explosion an Bord erzwang den vorzeitigen Abbruch des Unternehmens, gefolgt von einem an Dramatik nicht zu überbietenden Rückflug zur Erde. Vorher war Lovell einer der drei Astronauten des Apollo-8-Unterneh- mens gewesen, bei dem zu Weihnach- ten 1968 die ersten Menschen in die Nähe eines außerirdischen Himmels- körpers flogen. Gemeinsam mit seinem Teamkameraden, Apollo-8-Komman- dant Frank Borman und Williams A. Anders, umkreiste er damals in einer Höhe von nur 112 Kilometern zehnmal den Mond und zählte damit zu den er- sten Menschen, die in den Schwerkraft- bereich eines außerirdischen Himmels- körpers gerieten. Durch ihr Bordfen- ster photographierten die drei Astro- nauten zum erstenmal den Mond aus so geringer Entfernung (die vorherge- gangenen Mond-Nahaufnahmen waren von unbemannten Raumfahrzeugen via Fernsehen zur Erde übermittelt worden), und sie sahen und photogra- phierten die erdabgewandte Seite des Erdtrabanten. Einige ihrer Bilder zeig- ten Details jener Fra Mauro-Formation, die als Apollo-13-Zielgebiet vorgesehen war und wo nunmehr vor kurzem die Apollo-14-Mondfähre landete. Aber schon lange vor dem Apollo-8- Flug hatte sich Lovell einen Platz in der Geschichte der Raumfahrt gesi- chert. Im Dezember 1965 umkreisten er und Borman mit dem Gemini-7- Raumschiff 220 Stunden und 35 Minu- ten, also fast zwei Wochen lang, die Erde. Sie erbrachten damit den Be- weis, daß Menschen längere Zeit im Weltraum leben und arbeiten können, und bewiesen die Möglichkeit eines .Rendezvous zweier getrennter Raum- schiffe, als sie so manövrierten, daß zwei andere US-Astronauten im Gemi- ni-6-Raumschiff sich ihnen bis auf eine Entfernung von 30 cm nähern konn- ten. Die Rendezvous-Technik ermög- Lcht es heute den Mondfahrern, zu ih- rem Mutterschiff zurückzukehren und die Heimreise anzutreten. Im November 1966 war Lovell Kom- mandant des Gemini-12-Unternehmens, dem letzten der Zwei-Mann-Gemini-Se- ne. Damals unternahm sein Teamka- merad Edwin E. Aldrin einen Welt- raumspaziergang, der fünfeinhalb Stun- dn dauerte. In all diesen Unternehmungen be- wies Lovell Kaltblütigkeit und Humor. Als während des Apollo-8-Fluges das Raumschiff am Weihnachtsabend des Jahres 1968 hinter dem Mond ver- schwand und die Funkverbindung zur Erde abriß, warteten die Kontroll- station und ungezählte Millionen Rund- funkhörer auf der Erde mit Bangen. Als dann das Raumschiff wieder auf- tauchte, ertönte die ruhige Stimme Lovells. „Ich muß euch sagen", hörten die großen und kleinen Radiohörer am James A. Lovell jun. Kommandant der Mission Apollo-13 (April 1970) Der Mann, der 30 Tage im Weltraum war James A. Lovell, der Kommandant des Apollo-13-Unternehmens, kommt auf Besuch nach Oesterreich
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