Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 13. März 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Zum 80. Wiegenfest von Alfons Walde Vor 45 Jahren wurde der Bau der Hahnenkammbahn begonnen Am 8. Feber 1971 war die Wieder- kehr des 80. Geburtstags von Professor Alfons Walde, des größten Malers, den Kitzbühel im letzten Jahrhundert be- sessen hatte. Auf Grund des Entgegen- kommens seiner Schwester Berta Walde sowie der Tochter Gute Eva Berger geb. Walde, konnte im Heimat- museum eine „Walde-Galerie einge- richtet werden, die immer noch, ja vielleicht kann man behaupten, mit jedem Jahr mehr, das Interesse der internationalen Besucher findet. Walde hat aber nicht nur auf Grund seiner Werke Kitzbühel gedient, son- dern auch in anderer öffentlicher Be- ziehung. So z. B. als Mitglied des Bau- ausschusses der Hahnenkammbahn und als deren Aufsichtsrat. Der Redaktion steht ein Aufsatz zur Verfügung, den Alfons Walde zum 25. Wiegenfest der Hahnenkammbahn verfaßt hatte. Bekanntlich wurde der Bau der Bahn im Mai 1926 begonnen, also vor 45 Jahren. Nun zum Aufsatz \TOfl Alfons Walde: Zum 25. Wiegenfest der Hahnenkammbahn v. Alfons Walde Anläßlich dieser Feier wird es si- cherlich manchen interessieren, wann und wie eigentlich der Gedanke, die se Seilbahn zu bauen, geboren wurde. An einem kalten Wintertage des Jah- res 1925 saß ich wieder einmal mit meinem Freunde Josef Herold in des- sen warmer Stube und lauschte mit Vergnügen seinen interessanten Er- zählungen über das alte, frühere Kitz- bühel, über die Anfänge des Skisports, den sein Freund Franz Reisch aus Nor- wegen heimbrachte und im Jahre 1891 -die erste Skiabfahrt vorn Kitzbüheler Horn wagte. Dann erzählte er über die Entwicklung des Fremdenverkehrs :n Kitzbühel und von den ersten eng- :ischen Wintergästen auf Schloß Le- benberg, über die Entstehung des Grand Hotels und in rührender Weise, auf sich selbst angewiesen, über sei- ne unzähligen, mühevollen Skiabfahr- ten im ganzen Gebiet um Kitzbühel mit seinem Freunde Franz Reisch, um mit schwerem mitgeschlepptem Foto- apparat die schönsten Aufnahmen von diesem einmaligen Eldorado der Ski- fahrer für die geplante Propaganda zu machen. Ferner berichtete Herold (aber die erste Tiroler Skimeisterschaft im Jahre 1905 in Kitzbühel, die ich als ‚junger Student an Hand der ausge- stellten Fotos in Innsbruck mit ei- em enthusiastischen Lokalpatriotis- mus stolz bewundern konnte. Damals war ich bereits 15 Jahre alt und ein ,fanatischer Jünger des Skisports, Die weitere Entwicklung des Kitzbüheler Winterbetriebes verfolgte ich mit größ- tem Interesse. In den Jahren 1910- 1914 setzte ich mit meinem Onkel Sepp Ritzer, ein hervorragender Al- penfotograph, das Werk von Herold fort, indem wir unzählige Aufnahmen im ganzen Skigebiet für die Propagan- da herstellten, Nun aber zurück zu diesem Abend im Winter 1926, als ich mit Herold bei einem guten Tropfen wie des öfteren plauderte. Sein ganzes Sinnen und Trachten wendete er einer zeitgemä- ßen Förderung des aufblühenden Fremdenverkehrs zu, besonders aber trachtete er für den Wintersport was besonderes zu leisten, da er klar er- kannte, daß die Kitzbüheler Skiberge allein die Konkurrenz mit der Schweiz aufnehmen konnten. Er bedauerte sehr, daß die von Franz Reisch, der inzwischen gestorben war, projektier- te Seilbahn aufs Kitzbüheler Horn we- gen zu hoher Kosten infolge der un- günstigen Trasse nicht durchgeführt werden konnte. Wie wir so in Zigarrenrauch gehüllt beisammen saßen, meinte Herold, ob man nicht eher eine kleine Seilbahn auf die Seidlalm bauen könnte. Diese aber bot nur zwei Abfahrten und er- kannten wir als unrentabel. „Wenn schon, denn schon" rief plötz- lich Herold, „dann frisch eine Seil- bahn auf den Hahnenkamm, die im- mer noch billiger als die Hornbahn käme. In meinem jugendlichen Tempera- ment, über das auch der alte Herold zeitweise verfügen konnte, entschieden wir uns einstimmig für den Hahnen- kamm. Wir waren uns einig, daß die- ser von Kitzbühel stiefmütterlich be- handelte Hausberg den Schlüssel für Du 700jähriges Kitzbichö Du 700jahriges Kitzbichö, mia tröstn di gern und aller Unsinn liegt uns fern und dea Saison, von dea mia lebn, wolln wir das unsrig gerne gebn. Und vergleichn mia 's Leid auf da ganzn Welt, da is bei ins nu guat bstellt. und 's Modezouig, dös is iatz da- brauch, dös kriagts uni Ausweis auch. Da Übamuat wa viel mea z'fürchtn, do gang frisch go neam mea kirchn. Da Fasching is iatz wieda umma und dö Bsinnung gwiß da naxtö Kummer. EcU die größte Anzahl von Skiabfahrten bot. Im Nu holte Herold die Skirouten- Karte hervor und mit kindlicher Be- geisterung demonstrierte er mir fünf- zig verschiedene Abfahrten, welche al- le vom Hahnenkamm aus erschlossen werden könnten. Der Entschluß war gefaßt und wurde mit einer besonde- ren Flasche Wein aus der Taufe geho- ben. Endlich um zwei Uhr nachts brach ich auf. Vater Herold begleitete mich in gehobener Stimmung ein Stück nach Hause, durch die hell beleuchte- te Vorderstadt im Winterkleide, unse- re einmalige Kitzbüheler Stadt. He- rold, ohne Hut und Mantel trotz grim- miger Kälte, aber mit warmen riesi- gen Patschen beschuht. Eine lange Vir- ginia-Zigarre im Munde, stapfte er mit mir durch den knisternden Schnee. Vor dem Tiefenbrunner machte er kehrt und rief mir nach einer Weile nach: „Die Hahnenkammbahn muß ge- baut werden!" Das war also die Geburtsstunde der Hahnenkammbahn, welche heute für Kitzbühel das Um und Auf bedeutet. Die weitere Entwicklung ist ja allen bekannt. Es gab in Kitzbühel viele, die begeistert ihr Bestes gaben und manche auch mit ihrem Besitze hafte- ten, wenn die Ausführung des Projek- tes in Not geriet. Es gab auch viele engstirnige oder boshafte Gegner, die den alten Herold sehr oft völlig zur Verzweiflung brachten. Gerade diese waren später die größten Nutznießer des Unternehmens. Ich mußte oft halbe Nächte den armen Herold mit Trost stärken und bei den Gegnern ausgleichend wirken, bis wieder die Sonne schien. Aber es war Herold gegönnt, sein Ziel zu er- reichen und den großen Erfolg zu er- leben, ihm, dem Vater der Hahnen- kammbahn. Nach 25 Jahren kann dieses Unter- nehmen zum Wohle der Stadt das sil- berne Jubiläum feiern und mit Stolz auf alle Leistungen und späteren ge- nialen Verbesserungen der Bahn zu- rückblicken. Heute gedenkt der Aufsichtsrat, dem als Aelteste der besonders verdiente Hans Hechenberger sowie auch ich angehöre mit dem Vorsitzenden Bür- germeister Dr. C. v. Buschman sowie Fritz Tscholl der ältesten bewährten Kräfte, welche ihr Bestes im Dienste hergaben und überreicht folgenden Herren eine verdiente Prämie: Betriebsleiter Ing. Wido Messer- klinger Obermonteur Hofreiter Pardeller Franz Pichler Obermoser Fuchs Wurzenrainer als älteste Belegschaft
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