Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
P. 1. b. Erscheinungsort und Verlagspostamt 6370 K i t z b ü hei Samstag, 27. März 1971 Preis 2.— Schilling, Jahresbezugsgebühr 100 Schilling 22. Jahrgang, Nr. 13 Sa., 27. Rupert So., 28. Judica Mo., 29. Berthold Di., 30. Roswitha Mi., 31. Guido Do., 1. Hugo Theo Fr., 2. Franz v. P. Marylin und James Lovell haben un- ser Städtchen verlassen und sind nach den USA zurückgekehrt. Der Abschied war schwer. Marylins Tränen sagten mehr, als Worte es je vermögen. Sie beide haben Kitzbühel und seine Ein- wohner liebgewonnen und sie wer- den zurückkommen. Wohl kaum einmal zuvor hatte ein Besuch Land. und Leute so bewegt. In der Kitzbüheler Gästechronik muß man weit zurückblicken, -im einen ähnli- chen Fall zu finden. Als der Prinz of Wales auf Skiurlaub nach Kitzbühel kam, schrielen wir das Jahr 1935. Da- mals gab es allerdings noch kein Fern- sehen und so war die Publikation die- ses bedeutungsvollen Besuchs entspre- chend geringer. Dennoch haben beide Besuche etwas gemein: Sie waren für Kitzbühel eine Sensation. Eine Sensa- tion mit dem Unterschied von damals und heute. Wer hatte die blendende Idee, einen Astronauten mit Familie nach Kitzbü- hel einzuladen? Eigentlich begann es mit einem Anruf aus dem Red Bull. Der Bruder von Sigrid Reisch, einige Tage in Kitzbühel auf Urlaub anwe- send und von den „Mondrnenschen" inspiriert, meinte, daß es doch schön wäre, wenn man diese „Weltallbumm- ler" zu uns nach Kitzbühel einladen könnte. Das Ehepaar Reisch war von dieser Idee begeistert und ich war es auch und versuchte, diese in die Tat umzusetzen. Noch bevor die Astronau- ten zur Erde zurückkehrten, war Kitz- bühels Einladung in den USA bereits eingelangt. Aber wir hatten die Rech- nung ohne den Wirt gemacht. Denn die Astronauten wurden nach ihrer Landung mit Einladungen aus aller Welt geradezu überschüttet und es warf sich die bange F:age auf, ob aus- gerechnet wir Kitzbüheler dabei eine Chance haben sollten Es war ein langer mühevoller Weg, bis w--»r endlich dieses Ziel erreichten. Der Dank gebührt allen Personen, die sich in dieser Angelegenheit in beson- deren: Maße eingesetzt haben. Das Ehepaar Lovell war vor fünf Jahren in Aspen (Colorado) zum er- stenmal ftr vier Tage auf Skiern ge- standen. Davon erhielten sie zwei Tage Skiunterricht. Wir mußten daher prak- tisch den Unterricht von vorne begin- nen. Ich unterstützte Lovells Skilehrerin Gitti Tengg-Schatz beim Unterricht aus zwei Gründen: 1. wußte ich aus Erfah- rung, daß schon nach den ersten Un- terrichtsstunden zwischen dem trai- nierten James und seiner eher grazilen Frau Marylin große Unterschiede auf- treten würden. Womit es schwierig wird, beide gemeinsam zu unterrich- ten, ohne den Erfolg des einen zu be- schneiden. 2. interessierte es mich prin- zipiell. wie schnell ein Astronaut das Skifahren erlernen kann. Erkenntnisse in Kurzform: Meine Bedenken wurden bestätigt: Der sportlich trainierte robuste James Lovell läuft nach kurzer Zeit seiner Frau Marylin auf Skiern davon. - Es ist Vorsicht geboten, daß Marylin da- durch die Freude am Skilauf nicht ver- liert. - Gitti stellt sich psychologisch sehr gut auf diese Situation ein und betreut Marylin sehr eingehend. - Ja- mes ist kein ausgesprochenes Skitalent, lernt aber trotzdem enorm schnell, es fasziniert mich, wie rasch er jede An- weisung in die Tat umsetzen kann. - Die Test-4-113rüfung bestehen beide, Ja- mes mit Vorzug, Marylin mit letztem Einsatz. James wäre sicher nach kur- zer Zeit für eine Test-3-Prüfung reif ge- wesen. Damit ist die Grundlage für leichte Abfahrten geschaffen. Feuernotruf Tele nur für Kitzbühel Der erste Ausflug geht in Richtung Bichlaim. Gitti fährt mit Marylin von Oberaigen ab, während ich mit James bei Schneetreiben und in dichtem Ne- bel (ohne Radar) von der Bichlaim starte. Ab der Waldgrenze löst sich der Nebel auf. Der Pulverschnee ist herr- lich, die Piste erstklassig präpariert. Am Ende der Abfahrt treffen wir mit Marylin und Gitti zusammen. Das Ehe- paar Lovell ist von der Abfahrt und vom Skilaufen begeistert. Die Abfahrt Bichlalm wird wieder- holt. Diesmal fahren wir auch Rich- tung Talstation. Es ist rührend, wie James seiner Frau immer wieder Mut einflößt. Wenn er stürzt, bleibt er manchmal liegen, bis sie nachkommt. Er will ihr damit zeigen, daß auch er mancher Situation auf Skiern noch nicht gewachsen ist. Seine tolle Kon- dition kommt zur Geltung, als Gitti und ich mit ihm allein zur Talstation „rauschen", während Marylin in der Mittelstation auf uns wartet. Mit nur kurzen Aufenthalten sind wir schnell am Ziel. Sie sind beide vom Skilaufen so be- geistert, daß sie sich überlegen, wie sie einigen Verpflichtungen entwischen könnten. Aber das Protokoll steht, es gibt keinen Ausweg. Ausgerechnet die beiden Besuchsta- ge von Innsbruck und Salzburg sind strahlend schön. Den einzigen Skitag bei schönem Wetter verbringt der „Skiastronaut" mit seiner Frau am Kitzbüheler Horn. Marylin konnte in- zwischen ihre Kenntnisse wesentlich verbessern. Sie fährt von der Mittel- station mit der Bahn ab, während Ja- mes bei nicht besonders günstigenVer- hältnissen die „Hagstein" bewältigt. Der letzte Versuch und damit der Ab- schluß des Skiurlaubes findet bei star- kem Schneetreiben auf der Uebungs- wiese statt. Ich glaube, wir dürfen uns wirklich glücklich schätzen, daß ihnen das Ski- laufen so große Freude bereitet hat. So wird ihnen Kitzbühel als Skiort mit gemütlicher Atmosphäre stets in guter Erinnerung bleiben. Astronauten-Ski-Splitter Wie schnell kann ein Astronaut Ski fahren lernen Von Karl Koller
Page 2 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen