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Samstag, 3. April 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 15 hundert wurde durch das Jahrhundert SO der Maschinen, der Automation und Appartementhauser: Fluch oder Segen? der Computer abgelöst und durch die Offener Brief von RA Dr. Tillo Zimmeter, Wien Technik erundleeend verändert. Ein Heer von Forschern ist an der Arbeit, sogar die Erbeigenschaften des Men- schen beeinflussen und vorausbestim- men zu wollen. Statistiker haben errechnet, daß Ti- rol im Jahre 2000 an die 750.000 Ein- wohner zählen wird. Täglich werden in der ganzen Welt tausend Patente ange- meldet. Alles ist in Bewegung und die Wirtschaft entwickelt sich mit einer Beschleunigung wie noch nie. Die Gegenwart stellt daher die Ju- gend vor das Problem der Herausfor- derung der Gesellschaft in der Gene- ration. Darin sind die Pole vom Krieg und vom Frieden, vom Ueberfluß und von der Not enthalten. Die Eltern sind gewillt, den Kindern und der Jugend die besten Möglichkei- ten zu bieten. Erstens die Bildung im modernen Sinne. Dazu gehört auch die Kritikfähigkeit und das selbständige Urteil. Wissen allein reicht nichtmehr aus, man muß Mitdenken und Mitver- antworten. Der Jugend muß eine ob- jektive Information ermöglicht wer- den, es muß Toleranz geübt werden, es muß der Vernunft Vorschub geleistet werden und ein wichtiges Moment ist, der Jugend das Engagement am Ge- schehen der Welt zu ermöglichen. Der Redner überbrachte sodann die Grüße des Landes Tirol und richtete an alle den Appell, mitzutun, um das Land Tirol schöner werden zu lassen. Kitzbühel und damit der ganze Bezirk zeigen im Lande Tirol wirtschaftlich und kulturell eine harmonische Ent- wicklung. Kitzbühel ist in der ganzen Welt ein Begriff. Ein Beweis darüber wurde erst kürzlich wieder durch den Besuch des Astronauten Lovell neu er- bracht. Kitzbühel gehe den richtigen Weg und ist auch zur Gemeindefüh- rung zu beglückwünschen. Das gute Klima, das in der Stadt herrsche, soll behütet werden. Abschließend richte- te der Redner an die Jugend die Bitte, zu reden und zu diskutieren, sich und den Mitmenschen innerlich auszufüllen und sprach den Wunsch aus, daß die Jugend im Leben die Erfüllung finden möge, um damit dem Lande und der Heimatstadt eine glückliche Zukunft zu bereiten. Die Stadtmusik intonierte sodann das Präludium von Sepp Tanzer. Mit großer Begeisterung nahm die Jugend auch den Toni-Sailer-Marsch auf, eine Komposition von Sepp Gasteiger. Die Erstaufführung dieses Marsches fand bekanntlich beim Cäcilienkonzert des vergangenen Jahres statt. Die Feier wurde offiziell mit der Landes- und Bundeshymne geschlos- sen. Hernach gab die Stadtgemeinde einen Frühschoppen. Mit Interesse und Bestürzung habe ich Ihrem Blatte den Artikel „Apparte- menthäuser: Fluch oder Segen?" von Hotelier Witzmann gelesen. Mit Be- stürzung deshalb, weil ich hieraus ent- nehmen muß, daß ich als Benützer ei- nes Appartements in Kitzbühel zum Schädling und Parasiten meines Ge- burtsortes geworden bin. Denn auch ich benötige Parkplatz (es ist zwar, wie bei den meisten Appartements ein Pri- vatparkplatz) und auch ich benütze die Bergbahnen (gegen nicht zu gerin- ge Bezahlung), welche offenbar ohne- hin schon zu viel frequentiert werden. Solcherart bin ich sehr glücklich, daß es mir bisher nicht durch gesetzliche Maßnahmen verboten wird, mein Geld in den Gaststätten und Geschäften Kitz- bühels sowie bei den Bergbahnen aus- zugeben. Doch Spaß beiseite, ich glaube nicht, daß die von Hotelier Witzmann vorge- schlagenen Maßnahmen geeignet sind, das Prestige Kitzbühels als Fremden- verkehrsort zu fördern. Der Trend geht heute dahin, daß sehr viele Men- schen auch im Urlaub „wohnen" und nicht in einem unpersönlichen, meist viel zu kleinem Hotel- und Pensions- zimmer hausen wollen. Die Fremden- verkehrsgesellschaften anderer Länder, wie etwa der Schweiz, Spaniens oder Im Rahmen der Vortragsreihe der Autoren des Kitzbüheler Stadtbuches war die Verfasserin des Kapitels „Die profane Baugeschichte der Stadt Kitz- bühel" (III. Band) am 24. März 1971 in der Aula der Doppelhauptschule zu sehen und zu hören. Die einleitenden Worte sprach der Leiter der Volks- hochschule Direktor Viktor Krones und die Dankesworte Regierungsrat. Franz Kaler als Leiter des Kath. Bil- dungswerkes. Der Vortrag war sehr gut besucht. Die Farbdias wurden der Vortragenden von Herta Walch, Frau Ulimann, Hugo Krause und Direktor Brandstätter zur Verfügung gestellt. Der Vortrag war für alle Besucher ein echtes und patriotisches Erlebnis. Frau Dr. Felmayer hielt sich durchwegs an ihr Kapitel im Stadtbuch und so klan- gen vertraute Seiten an, insbesondere für jene, welche das Stadtbuch und da wieder das Kapitel Baugeschichte ge- lesen und studiert hatten. Die Baugeschichte der Stadt Kitz- bühel war bisher wenig erforscht und durchforscht. Schon allein die Frage, ob Kitzbühel eine Stadtmauer besaß, erheischte eine Antwort. Dies ist nun durch die wissenschaftliche Arbeit der bekannten Autorin geklärt. Kitzbühel Italiens, haben dies schon lange er- kannt und bieten diese Appartements (im Süden Bungalows) auch mit Pen- sion an. Auch im Nachbarort Kirch- berg bestehen - meines Wissens mit gutem finanziellen Erfolg - einige Häuser, die Appartements anbieten. Auf längere Sicht gesehen, wird man den Gast (insbesondere den finanziell kräftigen) nicht durch gesetzliche Maß- nahmen zwingen können, sich mit der gegebenen Beherbergungsmöglichkeit abzufinden, wenn diese nicht seinen Wünschen entspricht. Gerade den in Hotels so unbeliebten Familien mit Kindern und allenfalls auch Haustie- ren bleibt oft keine andere Möglich- keit, als ein Appartement zu kaufen oder zu mieten. Bevor man den Ankauf von Appar- tements gesetzlich verbietet, müßte man den Gästen wohl die Möglich- keit bieten, solche Objekte zu mieten, denn es scheint mit fraglich, ob der Gast sich verbieten läßt, so zu woh- nen, wie er um sein Geld will, und ob dann der Name „Kitzbühel" allen genügen wird, volle Häuser zu si- chern. - Das relative und absolute Absinken der Gästezahlen in diesem Winter gegenüber Nachbargemeinden und anderen Bundesländern sollte ei- gentlich zu denken geben. besaß eine türmebewehrte Stadtmauer. Aber auch die Frage nach der An- lage der Stadt mußte einer Beantwor- tung zugeführt werden. Der Stadtkern, um dessen Erhaltung sich Kitzbühel besonders bemühen muß, ist in einer kleinen Burganlage im Süden des Stadthügels, im Bereich des Pfleghofs, des Forstamtsgebäudes und der Be- zirkshauptmannschaft zu suchen. An diese frühmittelalterliche Burg schloß sich die durch den Verlauf des Hügels vorgezeichnete Siedlung, der sich im Laufe der Zeit die Vorstädte anglieder- ten, an. Frau Dr. Felmayer führte sodann die Anwesenden mit Worten und Bildern durch die Vorderstadt und Hinter- stadt und bclückwünschte die Stadt und deren Bewohner zu dem glückli- chen Umstand, daß sich der Stadtkern bis heute seinen vorwiegend spätgoti- sehen bzw. Frührenaissancecharakter erhalten konnte und jene Geborgenheit der mittelalterlichen Stadt ausstrahlt, die nicht unmaßgeblich daran beteiligt war, Kitzbühel zu einem Fremdenver- kehrszentrum ersten Ranges werden zu lassen. - (Wir kommen auf dieses interessante Kapitel in einer kommen- den Ausgabe noch zurück.) Die Baugeschichte von Kitzbew ühel Vortrag von Dr. Johann Felmayer-Brunswik
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