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Samstag, 3. April 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite rl „Die Lovell-Story" Captain James A. Lovell und Gattin Marylin in Kitzbühel von Dir. Dr. J. Ziepi Der Besuch des Kapitäns der Apollo- 13-Kapsel James A. Lovell und seiner charmanten Gattin Marylin, der Ski- urlaub des amerikanischen Ehepaars, dem die Herzen der Kitzbüheler, Inns- brucker, Salzburger, Wiener, man darf wohl sagen die Herzen der Oesterrei- cher zugeflogen waren, gehört der Ge- schichte an, der Geschichte des 700 Jahre alt gewordenen Städtchens. Las- sen wir diesen Prominentenbesuch, der in seiner Bedeutung nur mit dem sei- nerzeitigen Wintersportaufenthalt des Prince of Wales einen Vergleich fin- det, nochmals Revue passieren. Von der glänzenden Idee der Einla- dung waren, wie Karl Koller bereits im vorangegangenen Bericht feststell- te, noch zwei volle Jahre bis zu ihrer Verwirklichung vergangen. Der Bot- schafter der Vereinigten Staaten von Amerika in Oesterreich Excellenz John P. Humes hat in einer seiner Anspra- chen auf den imponierenden Mut und die Zähigkeit der Tiroler unterstrei- chend hingewiesen. Die Zähigkeit der Kitzbüheler hatte sich, wie man sah, gelohnt. Die Damen und Herren, die sich zur Begrüßung des hohen Besuchs im Son- dergastraum des Flughafens Schwe- chat bei Wien eingefunden hatten, an der Spitze Botschafter John P. Humes mit Gattin, Botschaftsrat Dr. R. H. Beh- rens mit Gattin, Vzbgm. von Wien Hans Bock, der geschäftsführende Vorstand der AUA Dir. Dr. Papousek, der Bür- germeister von Kitzbühel Hermann Reisch und meine Wenigkeit als Ver- treter der Hahnenkammstadt, Teams des ORF, die vielen in- und ausländi- spieler und Eishockeysportler in der Aufmachung um 1910. Bootsfahrt am Kitzbüheler See. Mi- chael Eder verstand es ausgezeichnet, mit einer lustigen Bootsfahrt die Wich- tigkeit des Schwarzsees in der Ent- wicklung der Fremdenverkehrsstadt zu demonstrieren. Grand Hotel 1902. Der Bau des er- sten Großhotels in Kitzbühel ist und bleibt ein Markstein unserer Stadt- geschichte. In Tradition nach dem Va- ter, der seinerzeit beim Bau des Ho- tels die Zimmermannsarbejten aus- führte, haben seine Söhne, Peter und Christian Egger das Hotel im Maßstab 1:200 rekonstruiert. Musikkapelle Aurach Edelweißgilde. Ein hochalpiner Ver- ein verwegenster Bergsteiger, dessen Hauptversammlung satzungsgemäß über 200 m abgehalten werden muß. Vorderseite Eis und Schnee, Rücksei- schen Korrespondenten, machten sich zum Empfang der Lovells bereit, denn der Lautsprecher teilte mit, daß die AUA-Maschine bereits im Anflug auf den Flughafen sei und in wenigen Mi- nuten auf der Rollbahn aufsetzen wer- de. Federleicht schwebte der Riesen- klipper herein und setzte weich auf der Landebahn auf. Freitag, 5. März, 13.55 Uhr - der Besuch Captain James A. Lovells und seiner Gattin Marylin hatte begonnen. Der Landesteg wurde ausgefahren, die Türe der Boeing 707 öffnete sich, der Kapitän der Maschine erschien und hinter ihm dicht auf folg- te ein weiterer Kapitän, nicht in Uni- form, in schlichtem Zivil, der weltbe- rühmte James A. Lovell, der Welt- rekordler im All, seine Frau behutsam die Treppe herabführend. Ein Lächeln des Empfangskomitees, ein Lächein der Lovells. In Sekundenschnelle hat- te man das Gefühl gewonnen, nicht fremden Wundermenschen, sondern Freunden begegnet zu sein. Nichts von Steifheit bei der Begrüßung durch Vizebgm. Bock, durch Botschafter Hu- mes, durch Bgm. Reisch, nichts von Steifheit in der Antwort von Captain Lovell. Blumen, Händeschütteln, Inter- views, Filmsurren, Kameraklicken und schon ging es in voller Fahrt nach Wien. Ja eines hätte ich beinahe ver- gessen . . . und Autogramme, Auto- gramme, von dieser Tätigkeit sollte Lovell Zeit seines Aufenthaltes nicht mehr loskommen, sozusagen von der ersten bis zur letzten Minute. Er gab seine Unterschrift nie ermüdend, im- mer lächelnd. Die Stadt an der blauen Donau hat- te sommerliches Kalkgestein. Besetzt von Alpinisten beiderlei Geschlechts. Jägerwagen. Ein Jäger im Gebüsch, auf einen Auerhahn zielend. Sehr ideen- reich zusammengestellt von Max Wer- ner jun. und seinem Jäger Söliner aus Aschau. Fußballklub. Recht originell in einer „Eifer-Szene" dargestellt. Der Pfeifen- mann verhängt Freistoß um Freistoß! Moderne Verkehrsmittel. Färbiges Markenrad, zwei funkelnagelneue Mo- torräder und ein offener Viersitzer- wagen. Arrangiert vom Touringklub, Willy Eder. Motorrad-Skikjöring. Skifahrer mit Skiern auf Rädern. Skischule. Winterwagen. Skischule. Keilhose. Hans Miedler. Sozusagen „Der Herr ohne Oberleib". Bezugsgebuhr bezahlt? te einvernehmlich mit Kitzbühel für ei- nen großartigen Auftakt des gestarte- ten Oesterreichbesuches vorgesorgt. Als Gast Wiens residierten die Lovells im elften Stock des Hotel Interconti- nental. Aber nicht lange war die Ruhe- pause, denn bereits am Abend ging es nach Grinzing ins alte Haus. Gulasch- suppe, Brat- und Backhuhn, Apfelstru- del und dezente Musik aus Geigen und Gitarren und dazu ein guter Tropfen brachten Stimmung, sehr gute Stim- mung. Wenn sich nun Zeilen oder Absätze in Fettdruck aus dem Text abheben, dann geschieht das, um kleine Bege- benheiten einwenig zu betonen, Augen- blicke und Momente, Aussprüche und Bemerkungen, Szenen, die diesen Be- such so nett, so österreichisch, so tiro- lerisch, so kitzbühelerisch machten: Und da muß ich gleich bei Marylin Lovell beginnen. Wir alle hatten uns ja auf das Kommende vorbereitet, wa- ren sozusagen gerüstet. Aber Frau Lo- vell hatte viele Flugstunden hinter sich und überdies den Zeitunterschied zwi- schen dem neuen und alten Kontinent zu verkraften. Captain Lovell tat es mit einem Augenzwinkern, er hat ja eine Bombenkondition, Marylin schaffte es tapfer mit schwarzem Kaffee. Ich be- wunderte sie und bestaunte sie, wie sie die Müdigkeit niederkämpfte und dann plötzlich den österreichischen Weisen ganz Ohr war, sich nach dem letzten noch ein Liedchen wünschte! Das Morgentraining der Spanischen Hofreitschule mit dem Besuch der Stal- lungen, wo Marylin, selbst begeisterte Reiterin, die schwarzen Fohlen und weißen Stuten streichelte, ein Besuch der Schatzkammer und des Schlosses Schönbrunn sowie ein Empfang in der Residenz des amerikanischen Botschaf- ters Humes füllten die Morgen- und Nachmittagsstunden des Samstag reich- Skierzeugung. Die beiden Skierzeu- ger Hansjörg Schlechter und Michael Ober zeigen in der Aufmachung, daß unter dem Namen „Kitzbühel" Skier in alle Welt gehen. Musikkapelle Oberndorf. Hoteliers. Ein überdimensionaler Koffer, in welchem der Bichlaimbus hineingestellt wurde, und sich daher von selbst fortbewegen konnte, ver- sinnbildlichte den internationalen Gä- stezustrom. Olympiawagen. Auf einem eckigen Turm die Olympiaschale, dahinter gro- ße Pokale von Christian Pravda und Anderl Molterer, umringt von unseren Olympiateilnehmern und Rennläufern. Skiklub. Der Festzug wurde damals von vie- len Tausenden von Zuschauern be- staunt und begeistert applaudiert. Es war eine Idee, verwirklicht wurde diese von Kitzbühel selbst.
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