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Seite 8 aitzbttheier Anzeiger Samstag, 3. April 1971 lich aus. Krönender Abschluß war dann der Besuch der Zauberflöte in der Wie- ner Staatsoper. Der hervorragenden Aufführung wohnte auch Gastgeber Bgm. Felix Slavik bei. Um Punkt 11 Uhr stand am Sonntag - gemäß Programm - Captain Lovell an der Rampe des Aufbaues, auf der die Apollo-10-Raumkapsel im Gelände der Wiener Messe in Zusammenarbeit zwischen der amerikanischen Botschaft und der Kammer für Arbeiter und An- gestellte installiert worden war. Zur Eröffnung der Weltraumausstellung in Wien hatte sich auch Bundespräsident Franz Jonas eingefunden. Das Gedrän- ge der Neugierigen war derart groß, daß man sich kaum mehr bewegen konnte. Lovell bemerkte ganz nüchtern „Hier ist es ja noch enger als in der Raumkapsel." Nach einem Besuch im Messestand der Kammer der gewerb- lichen Wirtschaft Oesterreichs ging es zurück ins Hotel, wo der Bürgermei- ster der Stadt Wien für das Ehepaar Lovell ein Abschiedsessen gab. Ein herrlicher Augarten-Teller und ein Augarten-Pferd sowie Bilder des Apol- lo-13-Starts wechselten als Geschenke ihre Besitzer. Zum Nachdenken blieb den Lovells nicht viel Zeit. Denn schon wartete mit gestartetem Motor der große Mercedes abfahrtsbereit vor dem Hotel mit Direktive Kitzbühel. - Um 15.30 Uhr bog der Wagen auf die Westautobahn ein und dann ging es durch Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg dem Tiroler Land entge- gen. Captain Lovell war sehr interessiert über Österreich Einzelheiten zu erfah- ren, und so erklärte ich ihm auf der Fahrt unsere Landschaft und sparte nicht mit volkswirtschaftlichen Einla- gen. Im Laufe dieser Gespräche er- wähnte ich auch die sich aus der agra- rischen Ueberproduktion ergebenden Probleme und erklärte ihm Begriffe wie Milchsee und Butterberg, während Marylin ein kleines Schläfchen wagte. Die Stadt Salzburg passierten wir be- reits im Schein der tausend Lichter. Dann ging es auf der kurvenreichen Bundesstraße weiter. Exenberger war so gut gefahren, daß wir eine glatte Stunde zu früh die Landesgrenze pas- sierten, denn der große Empfang der Stadt Kitzbühel war genau auf Punkt 21 Uhr angesetzt. Aber im Programm war keine Lücke, für einen Zwischen- aufenthalt war vorgesorgt. Nur das Protokoll, die Gendarmerie und Wolf- gang Hagsteiner wußten, daß beim Fur- therwirt eine Jause vorgesehen war. Der große Tisch im Gastzimmer war mit echtem Bauernleinen gedeckt. Ei- ne echte Tiroler Brettl-Jause und Ja- gertee in Tonkrügen ließen die lange Fahrt von Wien her im Nu vergessen. In der Mitte des blumengeschmückten Tisches glänzte eine Zweikilobutter, schön geformt und verziert. Echte Ti- roler Bauernbutter, sagte ich zu Lovell. Voll Appetit im schmunzelnden Gesicht antwortete er: „Reichen Sie mir bitte den Butterberg". Eine Assoziation aus meinen agrarischen Erklärungen, die uns alle zu einem frohen Lachen an- regte. Schon kam der Funkspruch aus Kitz, alles in Ordnung, und mit dem Blaulicht vor uns rollten wir unserem 700 Jahre alten Städtchen entgegen, von dem er nicht wußte, was ihn darin er- wartete. 20.55 Uhr, Stop vor dem Hotel Wei- ßes Rössl, Begrüßung der Lovells durch Bgm. Hermann Reisch, welcher aus Wien vorausgefahren war, durch den Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Trenti- naglia und den FVV-Obm. Karl Koller. Trommelwirbel, Trompeten, Posau- nen, Bässe und schon marschierten Captain Lovell und Gattin Marylin, von uns flankiert, durch das Jochbergertor in die Innenstadt. Diese war in ihrem Festkleid erstrahlt. Entlang der Straße bildeten die Rotel Teufel von Kitz ein Fackelspalier. Darüber wehten im lei- sen Schneetreiben die rot-weißen und die amerikanischen Fahnen. Die Giebel der Vorderstadt bildeten eine in hun- dert Lichtern erstrahlende Krone und tausende Einheimische und Gäste aus aller Welt winkten und jubelten den Gästen aus Amerika und dem Mann aus dem Weltraum begeistert zu. Die Schützenkompanie Kitzbühel und zahl- reiche Fahnenabordnungen des Schüt- zenbaons aus dem Bezirk standen Ge- wehr bei Fuß in voller Tracht vor der Ehrentribüne. Captain zur See Lovell, Bürgermeister Reisch schritten mit Schützen-Hptm. Scharnigg die lange Doppelreihe der Ehrengarde ab, de- ren Schluß die Jungschützen bildeten. Anschließend begaben sich Reisch und Lovell auf die Ehrentribüne, wo sie der Gemeinderat und der FVV-Ausschuß erwarteten. Bgm. Reisch ergriff das Wort und begrüßte namens der Stadt und na- mens der gesamten Bevölkerung des Jubiläumsstädtchens die lieben Gäste aus den USA. Reisch drückte seine Freude und den Stolz Kitzbühels über den Besuch aus und wünschte dem Ehepaar Lovell einen angenehmen und schönen Winterurlaub. Captain James A. Lovell, von dieser Begrüßung ehrlich überrascht, antwor- tete mit bewegter Stimme. Er dankte herzlich für die Einladung. Den Schluß- satz sprach er in deutscher Sprache. Er sagte: „Nun bin ich ein Kitzbühe- 1er." Donnernder Applaus brandete auf und Lovell-Chöre folgten seinen Worten. Dann gab es Blumen und für Marylin Lovell aus den Händen von Frau Bürgermeister Reisch eine Tiro- ler Trachtenpuppe.Von der Stadtmusik wurden die amerikanische Hymne und das Andreas-Hofer-Lied intoniert. Nach dieser Begrüßung, die selbst einem Weltmann und Weltraummann namens Lovell ein wenig die Sprache verschla- gen hatte, formierte sich die Stadtmu- sik zur Ausbegleitung der Ehrengäste durch das Brixentalertor. Gendarme- rie, Polizei und Feuerwehr, die den Ab- sperrdienst musterhaft organisiert hat- ten, mußten im totalen Einsatz den Lovells durch die begeisterte Menge eine schmale Gasse zum wartenden Auto kämpfen. Wenn James A. Lovell geglaubt hat- te, aufatmen zu können, dann war dem nicht so. Im Schloßhotel Lebenberg angekommen, das das Ehepaar für den Aufenthalt ins Hotel eingeladen hatte, erwartete die Lovells eine neue Über- raschung, ein neuer glänzender Emp- fang. An der hell beleuchteten Eisbar wurde Glühwein gereicht, die Hotel- band spielte Willkommensweisen und Direktor Langer mit den gesamten Hotelangestellten sowie allen Gästen des Hauses hießen die neu angekom- menen Gäste herzlich willkommen. Der Mond leuchtete klar über den im Dunkel liegenden Hahnenkamm. Marylin zündete eine kleine Rakete und dann ergoß sich wie ein großer bunter Schirm ein Feuerwerk über den Lebenberg. Das was die Lovells am Sonntag, 7. März zwischen 9 und 10 Uhr in Kitzbühel erlebt hatten, faß- te der Captain schlicht und einfach in einem Wort „incredible" (unglaublich) zusammen. Der Bezirkshauptmann, die Skileh- rerin Gitti Tengg-Schatz und ich leiste- ten den von Kitzbühel faszinierten Gä- sten noch beim endlich stillen Abend- essen Gesellschaft. Dann konnten sie dem ersten Skitag in Kitzbühel ver- dient entgegenschlafen. - Fortsetzung folgt Fremdenverkehrssemina r in Hopfgarten Am Mittwoch, 24. März veranstaltete die Bezirkslandwirtschaftskammer Kufstein in Hopfgarten ein Fremden- verkehrsseminar, das in der Thematik und im Programm für die bäuerliche Bevölkerung ausgerichtet war. Das Programm bestand aus mehreren Punkten. Das Hauptreferat hielt Dir. Dr. Ziepl vom FVV Kitzbühel, der über „Die Bedeutung des Fremdenverkehrs im Land Tirol" sprach. Weitere The- men waren die Bedeutung des Frem- denverkehr für die Familie, Voraus- setzung, um einen Gast zu bekommen, Formen der Gästebeherbergung, die Wohnung des Gastes, wir decken den Tisch für den Gast, die Rentabilität in der Privatzimmervermietung und betriebswirtschaftliche sowie rechtli- che Fragen im Zusammenhang mit der Fremdenverkehrswirtschaft. Ein aufge- schlossener und aufmerksamer Kreis von Hörerinnen und Hörern verfolgte die Ausführungen mit Interesse.
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