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Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. April 1971 Antwort des GR Dr. Wendung auf den Artikel des Herrn Walter Mössenlechner Wannwill man endlich etwas unternehmen 'Ä Sehr geehrter Herr Mössenlechner! Mit ihrem Artikel im „Kitzbüheler Anzeiger" vom 10. April haben Sie den Nagel nicht auf den Kopf, sondern da- neben getroffen. Warum, will ich Ih- nen gerne sagen. Zunächst einmal ist unrichtig, daß die neue Sportanlage in der Langau be- reits seit einem Jahr spielfertig und benützbar ist. Noch am 19. August vo- rigen Jahres wurde anläßlich einer Kommissionierung des Platzes festge- stellt, daß der Rasen noch einige Zeit Schonung bedarf. Sollte man also den Rasen mit aller Gewalt strapazieren und Beschädigungen in Kauf nehmen, für die letzten Endes die Bevölkerung als Steuerträgerin der Gemeinde auf- zukommen hat? Es waren also nicht die noch fehlenden Umkleidekabinen, sondern einzig und allein Gründe der Vernunft und der Garantie, die der Freigabe des Platzes bisher noch im Wege standen. Wenn Sie Herr Mössenlechner von einer herrlichen und teuren Anlage sprechen, dann haben Sie mit dieser Qualifikation recht, denn man hätte diese Anlage bei den vielen anstehen- den Gemeindeproblemen zweifellos auch billiger gestalten können. Zudem wird diese Anlage, ehe sie fertig ist, noch einige Millionen Schillinge ver- schlingen. Aber gerade weil die Ge- meindevertretung auch für den Sport viel übrig hat, hat sie sich entschlossen, den hiesigen Sportvereinen und vor allem der Schuljugend eine für lange Zeit moderne Sportstätte zu schaffen. Es bleibt nur zu hoffen, daß man an dieser Anlage, wenn sie dann fertig ist, auch Freude und das nötige Inter- esse zeigt. So traurig es auch klingen mag, um Ihre Worte Herr Mössenlechner zu ge- brauchen, gibt es aber leider immer noch Leute, die glauben, die Gemeinde schwimme in Geld, ohne sich wirklich Gedanken darüber zu machen, unter welch schwierigen Bedingungen das bisher Erreichte geschaffen wurde und mit welchen Mitteln das noch Fehlende sozusagen von heute auf morgen er- reicht werden soll. Daß es sich beim Großteil des Gemeindebudgets um ge- bundene Mittel handelt und dem Ge- meinderat jedes Jahr zur Erfüllung neuer Aufgaben nur ein geringer Bruch- teil desselben zur Verfügung steht, das will man und will man einfach nicht begreifen. So traurig es auch klingen mag, will man auch mancherseits nicht zur Kenntnis nehmen, daß gerade im letz- ten Jahrezehnt in Kitzbühel Großbau- vorhaben verwirklicht wurden, an die man in so rascher Reihenfolge vormals nicht zu denken wagte. Um nur einige in Erinnerung zu rufen: Krankenhaus, Doppelhauptschule, Wasserhochbehäl- ter, Kanalisation, Zentralkläranlage, Wohnungen, Straßen, Wege, von den vielseitigen Sommer- und Wintersport- anlagen nicht zu sprechen - alles in allem in Hunderte Millionen Schilling gehende Wertanlagen. Aber dies alles scheint von nur untergeordneter Be- deutung oder gar schon vergessen zu sein. Man will es scheinbar auch nicht wahrhaben, daß Jahrzehnte hindurch, während der schlechten Zeit der Kriegs- und Nachkriegsjahre kaum etwas Nen- nenswertes auf diesen Gebieten gesche- hen konnte, weil die Gemeinde und ihre Bewohner eben andere, lebens- nahere Sorgen hatte. Nun aber verlangt man von der Gemeinde in kürzester Zeit alles das zu schaffen, was seit eh und je Aufgabe von Generationen war und gemessen an den Forderungen auch nur sein konnte. Um nicht miß- verstanden zu werden, wir sind gerne bereit, so viel als möglich zu schaffen, man möge aber gerechterweise beden- ken, auch der Gemeindehaushalt muß sich wie jeder Familienhaushalt nach der Decke strecken. Oder aber man soll uns konkret sagen, wie man die Wün- sche, die einfach nicht drinnen sind, bedecken soll. Allein die Laufbahn des neuen Sportplatzes wird mit S 400.000.- präluminiert und das neue Sportheim soll nach den der Gemeinde vorliegen- den Wünschen gar zwei Mill. Schilling kosten. So kann ich jedem, der in die Ster- ne greift, nur eines raten, sehe er sich erst das Gemeindebudget an oder in- formiere er sich über die finanzielle Lage der Gemeinde in den Gemeinde- ratssitzungen, die ja öffentlich sind, ehe er zur Feder greift. Herr Mössenlechner, Sie sind auch schlecht informiert, wenn Sie schrei- ben, daß sich seit dem Tode des von uns allen geachteten Gemeinderates Grandner niemand mehr ernstlich mit dem Problem des Sportplatzes zu be- fassen scheint. Da noch in dieser Wo- che im Gemeinderat Vorstandswahlen stattfinden, hat man die Frage des neuen Sportreferenten bis dahin be- wußt zurückgestellt, die behängenden und inzwischen angefallenen Sportan- gelegenheiten jedoch nach wie vor ge- wissenhaft im Gemeinderat behandelt. Wenn Sie sich Herr Mössenlechner in Ihrem Artikel zum Sprecher von drei Vereinen machen, so bezweifle ich, daß dies auch mit Willen dieser Ver- ne geschieht. Denn gerade der Tennis- klub ist einer jener Vereine, mit dem seitens der Gemeinde wegen seiner verständnisvollen Haltung und ob sei- ner eigenen Tatkraft ein besonders gu- tes Einvernehmen besteht und der ge- rade in der gegenwärtigen Gemeinde- ratsperiode für seine begrüßenswerte Aufwärtsentwicklung wichtige Zuge- ständnisse erhalten hat. Zu behaupten, der Turnverein sei seit drei Jahren unterstandslos, ist ein glatter Unsinn. Der Turnverein Kitz- bühel 1869 hatte schon immer seinen Turnboden, nunmehr sogar einen im- merwährenden Turnhallenvertrag in der Volksschule und seit Herbst vori- gen Jahres auch die Möglichkeit, die beiden Turnhallen in der neuen Dop- pelhauptschule mitzubenützen. Die An- stellung eines Turnlehrers seitens der Gemeinde, was seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war, ist bei der Schwie- rigkeit, einen wirklich guten Turnleh- rer zu bekommen, eine Errungenschaft, die von sämtlichen Sportvereinen nicht unterschätzt werden sollte. Aber auch das scheint von ebenso untergeordne- ter Bedeutung zu sein, wie z. B. die Tatsache, daß dem Turnverein Kitzbü- hel für seine Zwecke ein gemeindeeige- nes Grundstück am Schwarzsee (früher Villa Winzig) vertragsmäßig zur Verfü- gung steht, während der neue Sport- platz in der Langau ohnehin ein ge- meinsames Werk der Stadtgemeinde und des Turnvereins ist. Was schließlich mit dem Fußballklub geschehen soll, wenn auf einem Teil des heutigen Sportplatzes ein Park- haus entsteht, ist bei etwas gutem Wil- len wohl nicht schwer zu beantworten. Erstens ist es noch nicht so weit, und wenn es so weit ist und Ihre Frage ist dann überhaupt noch akut, dann müß- te meiner bescheidenen Meinung nach vorübergehend auch ein Provisorium hinweghelfen, was man von jedem Ver- ein verlangen kann, wenn er dafür von der Gemeinde für die Zukunft bestens bedient wird. Wieviele Menschen müs- sen noch immer in provisorischen, ja in Notunterkünften leben, ehe sie in den Genuß einer familiengerechten, or- dentlichen Wohnung kommen? Statt nur zu fordern und im nega- tiven Sinne zu kritisieren (positive Kritik hören wir gerne), wäre es wohl sinnvoller, über alles erst einmal in Ruhe nachzudenken, und wenn, dann vernünftige Vorschläge zu unterbrei- ten oder es so, wie es der Gemeinderat Grandner getan hat, am Bau des Sport- platzes selbst mit Hand anzulegen und nicht nur auf das „fertige Bauwerk" zu warten. Es gibt noch viele unge- löste Probleme in unserer Gemeinde, die man aber von heute auf morgen weder aus zeitlichen, noch viel weniger aus finanziellen Gründen angehen, ge-
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