Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. April 1971 erhielten vom Botschafter je einen herrlichen großen Porzellanteller als Geschenk. Dann wurde es im Speisesaal dunkel und im Nebenraum leuchtend hell.Von einem Rennläufer in schnellem Ab- fahrtsdress mit Sturzhelm wurde auf Skiern aufgebaut eine 3-Stufen-Rakete in den Speisesaal gezogen. Marylin und James wurden gebeten, die ein- zelnen Stufen persönlich abzuheben. Unter jeder Raketenstufe verbarg sich eine große Eistorte, die als Nachtisch den Gästen serviert wurde. Kein Wun- der, daß diese kulinarische Ueberra- schung mit großem Applaus aufgenom- men wurde. Das war Regie ä la Lan- ger. Für dezente und erstklassige Tiro- ler Volksmusik sorgten während des Banketts das bekannte Stanglwirts trio und ein mit zwei Mann verstärk- tes Quintett. Diese Weisen gingen nicht nur ins Ohr, sondern auch in die Her- zen der Anwesenden. Sie ergänzten österreichische Gastronomie mit ech- tem Tiroler Fluidum. Noch vor das Ehepaar Lovell zum großen Abendessen gekommen war, hatte es einen unerwarteten, aber umso netteren und lieben Besuch emp- fangen. Das Skiklub-Präsidium mit den Herren Toni Sauer, Willi Eder und Dr. Christian Poley war im Ho- telappartement erschienen, um Mary- lin und James Lovell sowie den leider nicht anwesenden vier Kindern die Mitgliedschaft zum Kitzbüheler Ski- klub zu übertragen. Zum Zeichen der Zugehörigkeit zum KSC überreichten die Repräsentanten dieses nicht nur traditionsreichen, sondern auch weit. weiten Clubs die Clubpullover und Clubabzeichen und eine silber-metalle- ne Mitgliedsurkunde. Captain James A. Lovell und Marylin waren von so viel Ehre überrascht und versprachen, die Farben ihres neuen Clubs stets hochhalten zu wollen. Am Freitag wurden wieder andere Töne gespielt und zwar „Melodie auf Ski" aber mit hart-sportlichem Unter- ton. Schließlich stand am Nachmittag die große Prüfung für die Lovells be- vor. Der Test der Skischule war auf dem Programm. Alle für die erfolgrei- che Bestehung dieses Tests notwendi- gen Uebungen wurden am Vormittag nochmals unter Anleitung von Gitti gewissenhaft durchexerziert. Unter den vielen Testaspiranten des Nachmittags standen Marylin und James ebenfalls in der langen Reihe. Den strengen Au- gen des Testkomitees entging kein Feh- ler. Aber die Lovells machten keinen. Sie bestanden glänzend! Das mußte natürlich bei der Testverteilung um 18.30 Uhr im Restaurant Red Bull auf der Uebungswiese entsprechend gefei- ert werden. Die Sieger über Schnee, Ski und sonstige Schwierigkeiten wur- den auf die Schultern der Roten Teu- fel gehoben. Skischulflagge und Test-4- Zeiten waren der Preis für die harte und zielstrebige Arbeit einer Skiwo- che. Gut gelaunt, und das mit Berechti- gung, kam man mit etwas Verspätung in das Hotel zurück. Am Samstag war die Sonne noch kaum aufgegangen, als man sich schon zum Besuch der Landeshauptstadt Innsbruck fertigmachte. Unter einem wolkenlosen Himmel rollten wir durch das tiefverschneite Inntal. Am Vortag waren bereits der amerikanische Kon- sul für Westösterreich David Reimul 1er und Gattin im Hotel Tennerhof an- gekommen, die zusammen mit Bürger- meister Reisch das Ehepaar begleite- ten. In den Räumen des Rathauses in der Maria-Theresien-Straße empfing Bür- germeister DDr. Alois Lugger mit dem Stadtrat die hohen Gäste. In einer die Völkerverbundenheit zum Ausdruck bringenden Ansprache hieß Bürgermei- ster Lugger das Ehepaar Lovell mit ei- nem Glas Sekt herzlich willkommen. Der Bürgermeister Innsbrucks über- reichte den Lovells als Geschenk der Landeshauptstadt eine handgeschnitz- te bizarre Schemenmaske und eine zierliche Tonstatue, welche eine Inns- brucker Patrizierin in alter Tracht dar- stellt. Lovell überreichte als Gegen- geschenk das große Bild des Apollo-13- Starts. Vom Balkon des Rathauses aus machte man dann noch einen Blick auf die Nordkette, die Sich sonnenbeschie- nen über der Altstadt in breiter Wand aufbaute und die Bevölkerung Inns- brucks winkte den Gästen aus Ameri- ka von der Straße her zu. Zu Fuß ging man vom Rathaus in das alte Land- haus, wo das Ehepaar aus den USA von Landeshauptmann Oek.-Rat Edu- ard Wallnöfer und den Spitzen der Ver- waltung der Tiroler Landesregierung in den Amtsräumen empfangen wurde. Der erste Mann im Land Tirol und Chef der Landesregierung begrüßte Apollo-13-Captain und Gattin Marylin mit warmer Herzlichkeit. Ök.-Rat Edu- ard Wallnöfer betonte in seiner Anspra- che, daß im Land im Gebirge und im führenden Fremdenverkehrsland Öster- reichs, welches gleichzeitig eine Brücke zwischen dem Norden und Süden, zwi- schen dem Westen und Osten Euro- pas ist, Kaiser und Könige wie Maxi- milian, Maria Theresia von Oesterreich und Elisabeth von England, Künstler wie Albrecht Dürer, Päpste und Heer- führer und viele, viele andere hochge- stellte Persönlichkeiten in den vergan- genen Jahren, Jahrzehnten und Jahr- hunderten durchgezogen und verweilt waren. Weltraumfahrer waren aber noch nicht in Tirol gewesen und deshalb freut es ihn ganz besonders, heute ei- nen Mann begrüßen zu dürfen, der nicht der Geschichte angehört, sondern bereit ist, Geschichte für die Zukunft zu machen, James A. Lovell sagte dem Landes- hauptmann von Tirol, daß er bereits viel von diesem tüchtigen Volk gehört habe und daß er sich glücklich schätze, Gast in diesem Land sein zu dürfen, dessen Bevölkerung ob seiner Tapfer- keit, aber auch ob seine Herzlichkeit einen weltweiten Ruf genießt. Der Lan- deshauptmann schenkte im Namen der Tiroler Bevölkerung Captain Lovell ei- ne Urkunde aus der Leopold-Franzens- Universität Innsbruck mit Mondberech nungen aus dem vorigen Jahrhundert. Gattin Marylin erhielt ein aus grünem Samt angefertigtes goldbesticktes Abendtäschen, das genau zu ihrem in Kitbfihel als Geschenk erhaltenen Trachtbndirndl paßte. Der Landes- hauptmann bewies damit ausgezeich- neten Geschmack. Er weiß, was Frauei gerne haben! Captain Lovell überreich- te dem Landeshauptmann das große Apollo-13-Bild und die Silbermedaille, welche für diesen Flug in den USA ge- prägt worden war. Dann setzte man sich im Arbeitsraum des Landeshaupt- mannes zu einem gemütlichen Plausch an den großen Tisch. Oek.-Rat Eduard Wallnöfer zeigte sich an der Raum- fahrt außerordentlich interessiert und ließ sich von Weltraumrekordler Lovell die interessantesten Phasen eines sol- chen Fluges erklären. Anschließend wurde noch der herrliche Barockrautn des Landtages besichtigt Unter der Regie des Direktors des Landesfremdenverkehrsamtes und Prä- sidenten der Oesterreichisch-Amerika- nischen Gesellschaft Tirols Hofrat Dr. Hans Mansbart ging es dann in die Altstadt. Die Herzog-Friedrich-Straße und das Goldene Dachl waren die er- sten Stationen auf der esichtigungs- tour. Abschluß derselben war de' Be- such der Hofkirche mit dem Grab Kai- ser Maximilians und den Schwarzen Mandern. An der Residenz Kaiserin Maria Theresias vorbei ging es dann zum Mittagessen, zu welchem die Oesterr.-Amerik. Gesellschaft in die Ti- roler Hotelfachschule Villa Blanka ein- geladen hatte. Direktor Graus ließ die besten Schülerinnen und Schüler ser- vieren und die Köche hatten ein Menü zubereitet, das echt österreichisch doch alle Sprachen sprach. Um das Wohl der Gäste besorgt, wurde ihnen für eine kurze Ruhepause ein herrliches Appar- tement zur Verfügung gestellt. Gast- lichkeit ä la Tirol war hier vollendet demonstriert. Am Nachmittag besichtigte man die Olympiasprungschanze am Berg Isel und die Europabrücke. Die beiden technischen Werke beeindruckten Lo- vell sehr. Am Abend hatte die Oesterr.- Amerik. Gesellschaft im Palais Trapp zu einem Empfang eingeladen. Die Wiltener Sängerknaben begrüßten die Gäste mit einem Reigen schöner Lie- der. Nebst den vielen Mitgliedern der Gesellschaft hatten sich Landeshaupt- mannstellvertreter Dr. Fritz Prior und
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