Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 20 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 24. April 1971 Vorstellung der Stadt Sterzing Presse, Rundfunk und Fernsehen in Innsbruck am 3. März 1971 Aus der Stadtgeschichte Der Name Sterzing taucht zum er- stenmal in einer Schenkungsurkunde des Jahres 1204 auf. Die Sage erzählt, daß ein bresthafter Pilger mit Namen Störz der erste Einwohner des Ortes gewesen sei. Die Stadt führt heute noch den Pilger mit Krücke und Ro- senkranz unter dem gestümmelten Ti- roler Adler im Wappen. Die neue Siedlung blühte rasch auf, da ihre Lage an der Kreuzung der Paß- straßen außerordentlich günstig war. Einzelne Türme oder burgartige Ge- bäude längs der alten Römerstraße bo- ten den Kern der neuen Stadt. Papst Innozenz IV nennt zwar Sterzing 1252 noch „Dorf" (Villa), 1295 zahlt der Ort jedoch schon Stadtsteuer und wird im landesfürstlichen Rechnungsbuch als „Civitas" geführt. Als erster Privilegienverleiher für Handel, Schaffung von Gewerben, Stra- ßeneinhaltung scheint Graf Meinrad Il. von Tirol auf, der Sterzing zwischen 1258 und 1295 auch das Stadtrecht ver- liehen haben dürfte. Die diesbezügli- che Urkunde fehlt leider. Sterzing wurde sehr früh der große Rastpunkt für den bereits bedeuten- den Durchzugshandel von Süden nach Norden und umgekehrt. Wir finden Kaufleute aus Kempten, Augsburg und Ulm in den Rechnungsbüchern er- wähnt. Noch reicherer Segen ergoß sich über die Stadt, als in den Tälern von Rid- naun und Pflersch und am Schnee- berg der Silberbergbau begann. Schon 1423 erwarb Herzog Friedrich mit der leeren Tasche selbst Bergwerksanteile zu Gossensaß. Der Bergsegen zog vie- le gebildete Unternehmer in die Ge- gend: einheimische wie Jöchl, Tenzl, Köchl und Flamm und fremde wie die Fugger. Eine goldene Zeit war für Sterzing angebrochen. Das Fuhrmannswesen und das Handwerk blühten. Die Knap- pen verdienten gut und gaben aus. Wohlstand und Freude förderten den Kunstsinn. Große öffentliche Ansitze wie Jöchisturm, Wildenburg und Hai. denschaft entstanden. Als die Neu- stadt in der Mitte des 15. Jahrhunderts durch große Brände zerstört wurde, bauten sie die Bürger in kürzester Zeit prächtiger wie vorher wieder auf. Der Handel zwischen Augsburg und Venedig blühte, dank der Niederlas- sungen der Fugger in der Stadt. Die Geistesrichtungen von Nord und Süd trafen und verschmolzen sich in fruchtbarster Weise. Zur Erbauung und Belustigung der Bevölkerung ließ Vigil Raber, der Sterzinger Spielleiter, seine berühmten Passionsspiele in den Kirchen und seine Possen und Schwän- ke im Rathaus und auf dem Stadt- platz aufführen. Raber starb 1552 und kann als erster Theaterverleger auf deutschem Boden angesehen werden. Die besten Baumeister, Bildhauer und Maler wurden berufen, die Stadt und ihre Bauten zu verschönern. Mei- ster Hans Mueltscher aus Ulm voll- endete 1459 den herrlichen gotischen Flügelaltar der Pfarrkirche. Es ent- stand die geschnitzte Decke des Jöchis- turmes, ein Juwel der Spätgotik. Jörg Kölderer, der Hofbaumeister Kaiser Maximilians, schmückte das Rathaus mit dem Monumentalerker und schnitz- te das bekannte Lusterweibchen für die Ratsstube. Als die Pest ausbrach, wurde Para- celsus nach Sterzing berufen, um sie zu bekämpfen. Bald erlangte das blühende Sterzing auch große politische Bedeutung, Vier- mal wurden Landtage im neuen Rat- haus abgehalten, einer 1502 unter Vor- sitz Kaiser Maximilians selbst. Dann versiegte der Silbersegen und gegen Ende des 16. Jahrhunderts mehrten sich die Anzeichen des Ver- falls. Von Kriegsschäden blieb die Stadt im wesentlichen durch alle Jahrhun- derte verschont. Gefährlicher als feindliche Ueberfäl- le und Besatzungen waren der Stadt von jeher die Wassernöte. Im Früh- jahr und Herbst überschwemmten die Wildbäche die Stadt und die be- sten Weideflächen wurden meterhoch von Geröll und Sand verschüttet. Sol- che Katastrophen sind seit dem Jahr 1391 schriftlich bezeugt. Die Eröffnung der Brennerbahn im Jahr 1867 entzog der Stadt Sterzing ihren letzten großen Verdienst aus dem Fuhrmannswesen. Die Bevölke- rung stand vor der völligen Verar- mung, da die geringe Landwirtschaft nicht einmal für den Eigenbedarf aus- reichte. Unter dem tatkräftigen Bürgermei- ster Kofler schritt man im vorigen Jahrhundert an die Entsumpfung des Sterzinger Mooses und so schuf man die Voraussetzung für eine gediegene Viehzucht und Milchwirtschaft und so konnte bald die Sterzinger Molkerei gegründet werden. Die Sterzinger Tee- butter genießt auch heute noch einen ausgezeichneten Ruf. Heute hat sich Sterzing primär dem Fremdenverkehr verschrieben und ver- sucht alle Voraussetzungen zu schaf- fen, um Feriengäste anzuziehen und ihnen einen angenehmen Aufenthalt zu bieten, damit sie wiederkommen und für Sterzing gleichzeitig eine gu- te Werbung in aller Welt machen. Heute zählt Sterzing (Stichtag 21. Dezember 1970) 4414 Einwohner,. da- von sind 68 Prozent deutschsprachig und 32 Prozent italienischsprachig, im Stadtgebiet allein ist folgendes Ver- hältnis: 61 Prozent deutschsprachige und 39 Prozent italienische Bürger. Das Verhältnis nach Sprachgruppen bei den Gemeindebediensteten ist fol- gendes: Beamten: deutschsprachig 8 = 89 Prozent, italienischsprachig 1 = 11 Prozent. Arbeiter: deutschsprachig 15 = 75 Prozent, italienischsprachig 5 = 25 Prozent. Der Gemeinderat setzt sich aus 20 Bürgern zusammen, davon gehören 14 der Südtiroler Volkspartei (SVP) und 6 insgesamt vier italienischen Parteien an. - In Sterzing sind ständig unge- fähr 600 Soldaten stationiert. Wirtschaft Bis heute lebte Sterzing in der Hauptsache vom Fremdenverkehr. Sterzing ist für viele der erste und der letzte Aufenthaltsort vor der Staatsgrenze. Die Autobahn wird eine Umstruktu- rierung bringen - Passantenverkehr wird immer noch eine Rolle spielen. Werbung für den Dauergast: Voraus- setzung schaffen, daß gute Hotels und mehr Betten geschaffen werden. Zur Zeit hat Sterzing nur etwa 1600 Bet- ten im Sommer und 1000 Betten im Winter. Die jährliche Nächtigungszif- fer beträgt bei 50.000. Vor allem müs- sen auch mehr Spazierwege und Park- anlagen geschaffen werden. Dem Gast soll möglichst viel geboten und der Aufenthalt angenehm gemacht werden nach dem Motto „Mu.ndpropaganga ist immer noch die beste". (Fortsetzung folgt) KLEINE ANZEIGEN 1 Wortgebühr normal 2.50 S, fettgedruckt 5.--. Worte ab 15 Buchstabei normal 5.— S, fett 10.— S, bis 15 Worte Mindestgebühr 38..-. S. Raumanzeigen unter der „Kleinen Anzeigen" (schwarze Fläche 65 mm) pro mm 4.— S. Chiffregebühr 10.— S. $Servicearbeiter und Tankwart wer- den eingestellt. Elan-Tankstelle, St. Jo- hann, Innsbrucker Straße 11. Aufräumerin zu guter Bezahlung dringend gesucht. Dr. Sadlo, Kitzbü- hei, Tel. 31 84. 4) Zimmermädchen für Sommersaison täglich vormittags 7.30 bis 11.30 Uhr gesucht. Frühstückspension Thallrnai- er, St. Johann, Neubauweg 21. Verkaufe gut erhaltenen Opel Ka- dett Coup. Helmut Planer, Siedlung Frieden 44, Kitzbühel, Tel. 418 05. Telephonische Inseratannahme nur unter Nr. (0 53 56) 22 36.
< Page 20 | Page 22 >
< Page 20 | Page 22 >