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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 24. April 1971 Bundeskanzler Dr. Kreisky wurde in Hochfilzen begeistert empfangen Hochfilzen hat sich am vergangenen Sonntag selbst übertroffen. Der erste Besuch eines österreichischen Bundes- kanzlers wurde zu einer spontanen Massenkundgebung, wie sie Hochfilzen noch nicht erlebt hat. Lange, ehe der Bundeskanzler eintraf, strömten Men- schen und nochmals Menschen zum Platz vor der Volksschule Hochfilzen. Die Bundesmusikkapelle Hochfilzen spielte in ihrer schmucken Tracht auf. Als dann der Bundeskanzler mit sei- ner Begleitung eintraf, wurde er von Landtagsvizepräsidenten Horngacher und von Bgm. Bergmann schlicht, aber mit herzlichen Worten willkommen ge- heißen. Und als Dr. Kreisky der Bun- desmusikkapelle gedankt hatte, wan derte er händedrückend durch die Men- schen und jeder, dem es möglich war, drängte sich zu ihm, um ihm auch die Hand reichen zu können. Und wer da aus der Distanz der Objektivität diesen Empfang beobachten und miterleben konnte, mußte eine geradezu paradoxe Feststellung treffen. Hier wurde der erste Besuch eines österreichischen Bundeskanzlers gefeiert. Aber es war der Mensch Bruno Kreisky, der im ein- fachen Hubertusmantel von Mensch zu Mensch grüßend und begrüßt durch die Menge wanderte. Ein Mensch wie Du und ich. Hier wurde nichts krampf- haft auf Popularität zusammengeflickt, sondern stand im Mittelpunkt der Mensch. Der Mensch, der als Besucher wartete und der Mensch, der als Bun- deskanzler kam. In diesem Sinne hat sich Hochfilzen unter seinem Bürgermeister Berg- 1000prozentiger Sicherheit eine Rück- kehr garantieren kann. Die Erde ist schöner, als man glaubt, sagte Lovell überzeugend. Man muß sie nur zu schätzen wissen. Donnernder Applaus war der Dank des Publikums für diese so beein- druckende Filmvorführung, die erst wenige Menschen auf der Welt gese- hen haben. Rasch ging es zurück ins Schloßhotel Lebenberg. Zwei Stunden nur verblei- ben, bis zur neuerlichen Abfahrt vom Hauptquartier. Der Fremdenverkehrs- verband Kitzbühel hatte als Gastgeber zu einem Jagdessen ins Schloßhotel Münichau eingeladen. Schon viertel vor neun scharrten die Hufe der un- geduldig wartenden Pferde vor dem Hotelportal. Fünf Schlitten, mit La- ternen beleuchtet, waren aufgefahren. In Fell- und Wolldecken gehüllt, glitten die Schlitten glockenschellend den Lebenberg herunter und über See- bichi und Schwarzsee durch die stern- klare Nacht in Richtung Münichau. Ein Trompetenstoß vom Schloßturm kündete die Ankunft der Gäste an. mann selbst übertroffen. Ein kleiner Ort hat bewiesen, daß man auf vielen Firlefanz verzichten kann, wenn man die Begabung besitzt, endlich einmal den Menschen und nichts als den Men- schen in den Mittelpunkt zu stellen. Den Rentner und den Bergbauern, den Arbeiter und den Akademiker, den Par- teifunktionär und - den Bundeskanz- ler. Die Veranstaltung fand in der Turn- halle der Volksschule statt. Als die Menschen über die Gänge in den Turn- saal drängten, war er bis auf die letz- ten Stehplätze voll. Es sollen allein im Saale mindestens 600 Menschen gewe- sten sein. So behaupten zumindest vor- sichtige versierte Schätzer. Die ausge- zeichnete Dekoration im Saal unter- strich wuchtig den Zweck dieser Mas- senversammlung. Ueber dem blumen- geschmückten Podium reichte eine rie- sige österreichische Staatsfahne von der Decke herab. Zu beiden Seiten war sie von Spruchlettern aus ausgesägtem Kunststoffmaterial flankiert. Auf der einen Seite stand „Franz Jonas weiter Bundespräsident", auf der anderen „Korrekt - verläßlich - bewährt". Den Vorsitz der Podiumsdiskussion führte Bgm. Bergmann. Jedesmal mit herzlichem Applaus konnte er Landes- hauptmannstellvertreter Dr. Herbert Salcher, Landtagsvizepräsident Horn- gacher, NR Horejs und mit stürmi- schen Jubel Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky begrüßen. Den herzlichsten und anhaltendsten Applaus erntete Der Schloßhof war mit Fackeln fest- lich ausgeleuchtet. Auf dem Vorplatz drehte sich ein Wildschwein im offe- nen Feuer. Ein herrlicher Duft ließ besonders Gutes erwarten. Rechts an der Schloßmauer war eine Eisbar auf- gebaut, an der man sich mit Glühwein stärken konnte. Die lustigen Kirchber- ger spielten schneidige Tiroler Weisen. Die Seniorchefin Anna Harisch so- wie Hotelier Hans Harisch und dessen Frau Rosemarie hießen die Gäste herz- lichst willkommen. Um den Besuch aus Amerika nicht allzulange auf die Folter spannen zu müssen, überreich- te Frau Rosemarie Harisch dem Ehe. paar Lovell die Speisenkarte des Abend- essens, welche in gotischer Schrift auf Pergament geschrieben, mit Schloß- siegel versehen, als Erinnerungsgabe vorbereitet gewesen war. Das Menü hielt, was die Speisenkarte verspro- chen hatte. Es war echt österreichisch und mit einem Wort - hervorragend. Man konnte sich ins Mittelalter zu- rückversetzt fühlen. Die Bedienung in Burgfräulein und Rittertracht, die Mu- sik in Lederhosen lind Ranzen, die Vera Kreisky, die charmante Gattin unseres Bundeskanzlers. Die Berichterstattung möchte be- wußt auf Einzelheiten des politischen Referates Dr. Kreiskys zur Bundesprä- sidentenwahl verzichten. Wir wollen unser geschätztes Heimatblatt nicht als parteipolitische Propaganda miß- brauchen. Der Gerechtigkeit sei ledig- lich getan, daß Dr. Kreisky nicht nur alle Anfragen von Parteigegnern aus- führlich und mit der ihm sagenhaften Ruhe beantwortete. Was das Referat des Bundeskanzlers zur Werbung um eine Wiederwahl des amtierenden Bundes- kanzlers Franz Jonas so sympathisch auszeichnete, war der feine Humor, die Vermeidung jeder Aggressivität ge- gen den politischen Gegner und wieder - der Mensch Kreisky der zum Men- schen sprach. Man könnte die Leit- linie des Werbers Kreisky unter ein Gesamtmotiv stellen: „Warum etwas Unbekanntes wählen, wenn man einen Mann, den man nun aus der Praxis kennt, nur im Amt zu belassen braucht. Daß mit Dr. Kreisky der derzeit bril- lanteste Politiker auf dem Podium der Turnhalle von Hochfilzen stand, war von Anfang an klar. Das geben seine grimmigsten Gegner zu. Das Phänomen dieser Massenversammlung war trotz- dem der geradezu gigantische Besuch. Hochfilzen hat sich diesmal selbst über- boten. Mit dieser Teilnahme, aber auch mit der Selbstverständlichkeit auch in Sachen Politik einmal den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Und zwar überzeugend echt, ehrlich und ohne Spekulation. Ch. H. Festgäste in Dirnditrachten und Jä- geranzügen.. Obmann Karl Koller mit Gattin hieß Marylin und James, die auch seine ge- treuen Schüler waren, herzlich will- kommen. Das Ehepaar Koller freute sich, US-Konsul und Gattin Reimuller, AUA-Direktor mit Gattin Murer, Be- zirkshauptmann Hofrat Dr. Trentina- glia und Gattin, Bgm. Reisch und Gat- tin, Bgm. Ritter als Vertreter der Ge- meinde Reith, Ernst Hinterseer und Gattin nebst zahlreichen anderen gela- denen Gästen begrüßen zu können. Alt-Hotelierin Anna Harisch und Ehe- paar Hans und Rosemarie Harisch durften sich berechtigt über den glanz- vollen Abend freuen, denn es gab nur zufriedene, lachende und glückliche Menschen, die gar nicht gerne nach Hause gehen wollten, als die Musik- kapelle zum Aufbruch blies. Marylin undJames ließenes sich nicht nehmen, der Familie Harisch persönlich für diesen unvergeßlichen Abend zu dan- ken. Fortsetzung folgt
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