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Seite 14 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 8. Mai 1911 Regierungsveterinugkrat Ludwig Hörtnagl ein 85er Am 10. Mai 1971 vollendet der weit über die Grenzen unseres Bezirkes hinaus bekannte und geachtete Reg.- Veterinärrat Ludwig H ö r t n a g 1 sein 85. Lebensjahr. Aus diesem Anlaß ent- bietet ihm die Heimatzeitung die be- sten Glückwünsche. Der Jubilar wurde am 10. Mai 1886 in Anif bei Salzburg geboren. Nach Ablegung der Reifeprüfung im Salzbur- ger Gymnasium besuchte er die Hoch- schule in Wien und trat nach erfolgrei- chem Abschluß seinen Studien als Ein- jährig-Freiwilliger in das 4. Dragoner- regiment ein. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges war der Jubilar als As- sistent in der chirurgischen Abteilung der Tierärztlichen Hochschule in Wien tätig. Im 1. Weltkrieg diente Reg.-Vet.-Rat Hörtnagl 1914 im Mobil-Pferdespital in Galizien und wurde 1915 als Chef- tierarzt und Oberleutnant zur 2. Land- wehr-Infanteriedivision an die italieni- sche Front überstellt. 1916 kam er, wieder in seiner Eigenschaft als Chef- tierarzt, zum 3. Türkischen Korps an die Sinai-Front. Auf dieser Halbinsel Vorderasiens erlebte er den Zusammen- bruch und anschließend durch zwei Jahre die britische Gefangenschaft in Sidi-Bishr in Aegypten. Mit Hochach- tung spricht der Jubilar heute noch von der noblen Behandlung durch die Engländer. Er erhielt für seine Dienst- treue und Tapferkeit das Eiserne Kreuz, das Signum laudis am Bande, einen Türkischen Orden und andere Auszeichnungen. Nach Rückkehr aus der Gefangen- schaft trat Hörtnagl als Bezirkstier- arzt in den Dienst der steiermärki- schen Statthalterei, von wo er 1926 in die Veterinärabteilung der Tiroler Lan- desregierung berufen wurde. Am 1. No- vember 1927 wurde er mit dem Posten des Amtstierarztes in Kitzbühel be- traut. Seine Hauptaufgabe war es da- mals, den Bezirk, der fast jedes Jahr in irgend einer Gegend von der Maul- und Klauenseuche befallen war, von dieser zu befreien, was ihm, dem stren- gen und unbestechlichen Beamten, auch gelang. Mit seiner Trakehnerstute Lotte ritt er auch zu den höchstgele- genen Bergbauernhöfen, sah überall nach dem Rechten und seiner Initia- tive ist es auch zu verdanken, daß die amtliche Fleischbeschau eingeführt wurde. Obwohl als Beamter vorzüg- lich beschrieben, geriet er 1934 in die Mühle der politischen Parteien. Schon beim ersten „verbotenen" Böller- schuß wurde er als Geisel verhaftet und in das Gerichtsgefängnis eingelie- fert. Obwohl sich der damalige Bürger- meister von Kitzbühel—Land Nikolaus Gasteiger für ihn verwendete, drohte ihm die Internierung in Wöllersdorf. Vorerst wurde ihm das Dekret über seine „Beurlaubung auf Wartegebühr" zugestellt und schließlich, als dann po- litische Gründe zu seiner Entfernung ntcht mehr stichhältig waren, krank- heitshalber - er, Ier gesündeste Mensch pensioniert. Nach dem Um- bruch 1938 wurde er w:eder als Amts- tierarzt eingesetzt. jedoch nur bis 1945. Da war die „gerade F3rtsetzung der Linie eines gequälten Beamten mit politischer Anschauung das Anhalte- lager". Zweieinhalb Jahre verbrachte er in Glasenbach, wurde als „Minder- belasteter registriert, schließlich je- doch nach mehreren Jahren vcn der Landesregierung auf allen Linien reha- bi:itiert. Die über sein Betreiben ein- geführte amtliche Fleischbeschau übte er bis zu seinem 83. Lebensjahr aus. Im zivilen Bereich war 3eg.-Vet.-Rat Hörtnagl besonders im Skiklub und im Trabrennverein tät:g. Er ist Träger des Goldenen Ehrenzeichens des Öster- re:chischen Skiverbandes und des Gol- denen Ehrenzeichens des Skiklubs so- wie Ehrenpräsident des ?rabrennver- eins, den er von 1949 bis 1958 gelei- tet, hatte. In der Kitzbüheler Skige- schichte nimmt unser Jubilar einen be- sonderen Platz ein. Als 1931 auf Be- treiben der Skisportpioniere Ernst Reisch, Baron Carl Menshengen und Hauptmann Leopold Pischl alle ski- sporttreibenden Vereine zusammenge- schlossen wurden, wählte ihn die Ver- sammlung, an welcher die Mitglieder des vormaligen Wintersportvereins, des Kitzbüheler Sportingklubs und der Skiriege des Turnvereins teilgenom- men hatten, zum Obmann. Unter ihm wurde das heute weltbekannte Abzei- chen des KSC sowie das Abzeichen für das Hahnenkammrenaen eingeführt. Beide nach Entwürfen des akad. Ma- lers Prof. Alfons Walde. Ebenso korrekt wie im Diens: war unser Jubilar in der Vereinsführung. Er ließ die beiden oben genannten Ab- zeichen beim Musterregisteramt in Innsbruck schützen, was nach den da- maligen Gesetzen auf eine Zeit von drei Jahren möglich war. Als dann der Besitzer des Kaffeehauses „Goldene Gams" das Abzeichen des KSC betrieb- lich benützte, brachte Hörtnagl bei der Bezirkshauptmannschaft die Beschwer- de wegen Eingriff in den Musterschutz vor. Die Bezirkshauptmannschaft gab dem Antrag des KSC statt, die Lan- deshauptmannschaft als Berufungsbe- hörde erklärte jedoch die Hinterlegung der Abzeichen zur Sicherung des Mu- sterschutzes für ungültig. In der Be- gründung hieß es u. a., daß die Hinter- legung des Musters nichtig und wir- kungslos war, da der akad. Maler Al- fons Walde bewußt und auftragsge- mäß mit seinem Entwurf eine Stilisie- rung des Wappens der Stadt Kitzbühel beabsichtigte und es daher keinem Zweifel unterliegen könne, daß ein Wappen ohne Zustimmung des Wap- penberechtigten einer Musterschutz- registrierung zugunsten des KSC nicht fähig ist. Eine privatrechtliche Verfol- gung wäre nach dem Tiroler Wappen- recht durch die Stadtgemeinde Kitz- bühel möglich gewesen, jedoch ist die- se nicht erfolgt. Die „Walde-Gams", wie die stilisierte Gams genannt wird, blieb bis heute das Spiegelbild des Ab- zeichens des Kitzbüheler Skiklubs. Reg.-Vet.-Rat Ludwig Hörtnagl schloß 1920 mit der Tochter zu Hinterachrain Kathrina Ehn die Ehe. Bei der Feier zur „Goldenen Hochzeit" im Vorjahr war zur Freude der Eltern auch die Familie des einzigen Sohnes Wolfgang anwesend. Der Sohn Dr. Wolfgang Hörtnagl ist Internist und wissen- schaftlicher Berater an der 2. Chirur- gischen Universitätsklinik in Wien. AV-Sektion Kitzbühel Sektionstour am 15./16. Mai 1971 Großglockner (Adlersruhe). Abfahrt am /\\ Samstag, 13 Uhr. Näheres im AV-Kasten. Gäste willkommen. Ein Racheakt, Neid oder blinder Vernichtungswahn haben in der Nacht von Montag, den 3. auf Dienstag, den 4. Mai einen unbe- kannten Täter dazu hingerissen, die wochenlange Arbeit eines jungen Un- ternehmers zu zerstören. Der Taxi- und Busunternehmer mußte am Morgen, als er zur Garage ging, zu seinem Leid- wesen feststellen, daß über Nacht je- mand den neu lackierten 25sitzigen Reiseomnibus mit Lack beschmiert und übergossen hatte. Der gelb-weiß gespritzte Bus war auf beiden Seiten und hinten mit einer olivgrünen Far- be verunstaltet. Die Gendarmerie hat diesen Fall von Vandalismus überriom-
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