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Seite 10 Kitzbttheler Anzeiger Samstag, 29. Mai 1971 Neue Ziffernblatter und neuer Fahnen' Vorstandssitzung der schmuck für die Katharinenkirche Bezirksjungbauernschaft Wie bereits berichtet, werden die Ziffernblätter der Sankt-Katharinen- Kirche durch Dipl.-Restaurator Her- mann Mayr restauriert. Zu diesem Zweck wurde von Zimmermeister Pe- ter Egger ein Gehänge konstruiert. Mayr hat das südliche und das west- liche Ziffernblatt bereits restauriert. Er verwendete die Freskotechnik, um der Arbeit Dauerhaftigkeit zu verlei- hen. Die Ecken der Ziffernblätter wur- den mit Wappenbildern ausgestaltet. Oben das Wappen der Stadt Kitzbü- hel (rechts) und das Witteisbacher- Hauswappen mit der Raute (blau-weiß) und den zwei steigenden Löwen, un- ten den Doppeladler Kaiser Maximi- lians und den Tiroler Adler. Die Zei- ger wurden zweifach vergoldet. Weiters erhält der Stadtturm aus Anlaß der 700-Jahr-Feier einen viertel- teiligen Fahnenschmuck. Die Skizzen zu diesem Fahnenschmuck lieferte der Schriftleiter unseres Stadtbuches Lan- desoberarchivar Dr. Eduard Widmoser. Auf Anregung von Stadtrat Peter Sie- berer, der für die Ortsverschönerung verantwortlich zeichnet, werden histo- rische Wappenspiegel aus der Zeit um 1500 (Kitzbühel wurde bekanntlich 1505 wieder mit Tirol vereinigt) angefertigt. Man erwartet in diesen Tagen die Lie- ferung der Fahnen durch die Fahnen- fabrik Gärtner in Mittersill. Die Turmfahnen werden beidseitig bestickt und erhalten an den Rändern eine „geflammte Bordüre"; der untere Fahnenrand wird in der Bordüre mit Bleiplatten verstärkt, damit auch bei Wind und Sturm ein glatter Abfall ge- währleistet ist. Gewölbe, Steinbögen und Naturstein- säulen müssen in Geschäftshäusern meistens den Platzerfordernissen mo- derner Geschäftseinrichtungen weichen und viele gediegene mittelalterliche Baulichkeiten dieser Art fielen der Spitzhacke zum Opfer. Mit Stolz kann der Inhaber des Hauses Kitzbühel Vor- derstadt 16 (Delikatessengeschäft und Imbißstube) auf die belassenen mittel- alterlichen baulichen Räume blicken und trotzdem handelt es sich um einen modernen Selbstbedienungsladen und um höchst gemütliche Gasträume. Hier wurde Liebe zur heimatlichen Raum- gestaltung bewiesen, die naturgemäß besonders in den Lokalen der Imbiß- stube zur Geltung kommt. Ein kleiner gewölbter Kellerraum, durch viele jahrhundertealte Steinbögen betretbar und als „Nachtwächterstube" bezeich- net, zeigt Originalgegenstände wie z. B. einen Uhrzeiger, ein Turmuhrgewicht, einen Glockenschlaghammer, eine Wet- Es werden folgende Fahnen ange- bracht: Nach Osten: Der Doppeladler Kaiser Maximilians, ohne Kron und Gewaff, auf goldenem Tuch. Nach We- sten: Das Wappen der Wittelsbacher, rechts oben und links unten gelbe stei- gende Löwen, in den beiden weiteren Vierteln die bayerische Raute. Nach Süden: Der Tiroler Adler mit der Krone, einköpfig, aber noch ohne dem grünen Ehrenkränzchen, das erst spä- ter dazugekommen ist. Nach Norden: Das Wappen der Stadt Kitzbühel, ent- nommen dem Werk „Maximilians Triumphzug", darstellend die rechtge- wendete steigende junge Gemse im sil- bernen Felde, auf dem grünen Dreiberg und auf goldenem Tuch. Die alten (äl- testen) Farben der Stadt Kitzbühel zeigen schwarz (Gemse), Silber-weiß (Spiegelfarbe), grün (Dreib2rg) und gold (Fahnentuch). Wie hoch ist der Stadtturm? Die genauen Maße können dem Plan 2 im III. Band des Kitzbüheler Stadt- buches, Beitrag Dr. Johanna Felmayr „Die profane Baugeschichte der Stadt Kitzbühel" entnommen werden. (Auf- nahme von R. Mrkvicka, E. Racek, P. Scheufler und G. Schweighofer, Techni- sche Hochschule Wien, bei Univ.-Prof. Dr. Hans Köpf). Die Höhe beträgt vom gewachsenen Boden bis zum Wetterhahn 50 Meter. Die einzelnen Daten: 21,17 m Fuß des Ziffernblattes, 5,63 m vom Ziffernblatt bis zum Fuß der Schallfenster, 23,20 m von den Schallfenstern bis zum Wet- terhahn, 50 m Gesamthöhe. terfahne, einen Wetterhahn usw., alles Stücke, die vor Jahrzehnten dem ab- fahrbereiten Müllwagen entrissen wur- den. - Im Parterre der Imbißstube, die man durch einen gotischen Bogen mit der Jahrzahl 1631 betritt, einige Wandmalereien von J. Montenbruck (Szenen aus dem mittelalterlichen Ge- schäftsleben Kitzbühels sowie die Stadtansicht nach Faistenberger dar- stellend), eine imposante Sammlung von Stiel-Waagen, Oelbehälter und Kaffeemühlen. Beleuchtungskörper aus alten Michaelswaagen sowie Ochsen- jochen. Durch eine ziemlich steile und nicht allzubreite Stiege, für die auch gleich eine witzige Entschuldigung an der Wand zu lesen ist - „Das Haus ist alt, die Stiege steil; verzeih' dem, der's gemacht; freu' dich, daß du noch klet- tern kannst; er ruht in Grabesnacht" - erreicht man die „Tiroler Stube" im 1. Stock. Hier als Prunkstück eine vor wenigen Jahren wieder freigelegte 23. Bezirksjugendtag für 10.. Oktober in Kitzbühel geplant. Unter dem Vorsitz von Bezirksjung- bauernobmann Jakob Filzer fand kürz- lich bei der BezirkslandwirtSChaftS- kammer in Kitzbühel eine Ausschuß- Sitzung statt. Einleitend informierte Filzer die Ausschußmitglieder über die wesentlichsten Punkte der letzten Sek- tionsvorstandssitzung und gab einen ausführlichen Bericht über die Tagung des erweiterten Landesbauernrates am 16. Mai in Innsbruck. Geschäftsführer Ing. Hans Staffner hob in seinem B- richt nochmals die schönen Erfolge bei der Durchführung des Bezirks- sporttages in Westendorf, des Funktio- nrsschulungskurses, der Bezirksiehr- fahrt nach Lienz, der Bezirkskonferenz in Oberndorf und des geselligen Abends, verbunden mit einem Maiball in der Grenzlandhalle in Kössen her- vor und dankte den Funktionären für die vorbildliche Unterstützung. Im Mit- telpunkt des heurigen Sommerarbeits- programmes steht die Durchführung des 23. Bezirksjugendtages, verbunden mit einer Erntedankfeier am 10. Ok- tober in Kitzbühel. Die bäuerliche Ju- gend des Bezirks möchte damit einen Beitrag zur 700-Jahr-Feier der Stadt Kitzbühel leisten. Mit einem Bezirks- Handmähwettbewerb am Sonntag, 13. Juni in St. Johann werden die Teilneh- mer für den Landeswettbewerb und nachfolgenden Dreiländervergleichs- kampf zwischen Bayern, Süd- und Nordtirol ermittelt. Weiters wird sich auch die bäuerliche Jugend des Bezirks am Sommerfußballturnier der Land- jugend beteiligen und die beste Mann- Holzdecke aus dem 16. Jahrhundert, eine kolorierte Reproduktion der Stadt- ansicht von Kitzbühel im Jahre 1620 dessen Original sich in einem Wiener Museum befindet, eine litographische Karte „Rundschau auf dem Kitzbichler Horn" aus dem vorigen Jahrhundert (auf der der Schwarzsee als „Kitzbich- 1er See" bezeichnet ist), die nur mehr in wenigen Exemplaren vorhandene Ansicht „Kitzbühel vor und nach dem neuen Straßenbau und der hiedurch herbeigeführten Veränderungen", sehr schöne Stücke alter Haushaltsgeräte, Werkzeuge, Waagen und Schlösser. - Alles in allem handelt es sich hier um ein kleines, sehenswertes Privat- museum, das jedem Kunden oder Gast sozusagen als Zugabe zur freien Be- sichtigung geboten wird. Nun wurde das Schaufenster dieses Hauses durch den Chef Carl Planer neu gestaltet. Ein Abteil ist dem gro- ßen Jubiläum „Kitzbühel 1971 - 700 Jahre Stadt" gewidmet und der andere dem Geschäftshaus selbst, das heuer 70 Jahre jung wird, Das HausVorderstadt 16
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