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Samstag, 29. Mai 1971 Kitzbühe1r Anzeiger - Seite 37 Echtes Bauernbrot Aus dem Boden unserer engeren Heimat gewachsen Auf dem Bauernhof Nasen wird noch das Brot selbst hergestellt. Auch das Getreide wird auf dem eigenen Acker angebaut. Von der Hand meines Va- ters gesät und später mit Sorge be- obachtet, da es jeglicher Witterung preisgegeben ist, und gepflegt, bis es zur Reife kommt. Die Kornernte ist eine der wichtigsten Ernten bei uns zu Hause. Deshalb sagt man auch: „Wenn das Korn eingebracht ist, kann der Winter kommen." Das Ernten des Korns ist bei uns sehr viel Arbeit, denn es muß alles mit der Hand ge- macht werden, da kein Mähdrescher auf der Bergwiese fahren kann. Ist nun endlich die Zeit der Ernte gekom- men, wird es mit der Sichel geschnit- ten. Auch ich muß fest mithelfen. An- schließend wird es zu Garben gebun- den und dann zum Trocknen zu Gar- benmännchen gemacht. Hat man Glück daß schönes Wetter ist, kann es nach ein paar Tagen mit dem Pferdewagen eingeführt werden. Das Dreschen muß entweder gleich oder nach vier Wo- chen verrichtet werden. Wir am Nasen- hof machen diese Arbeit gleich nach dem Einführen des Kornes. Zuerst müssen die Garben aufgelöst werden, dann gibt es der Vater in die Dresch- maschine, die durch eine Turbine in Bewegung gesetzt wird. Wenn das ge- droschene Stroh aus der Dreschmaschi- ne kommt, müssen es meine zwei älte- ren Brüder und ich aufschütteln, daß die Körner herausfallen. Das Stroh wird dann anschließend auf den Dach- boden der Tenne gegeben. Dann müs- sen die Körner mit Sorgfalt von der Spreu getrennt werden. Jetzt müssen die Körner auf den Tennboden zum Trocknen ausgebreitet werden. Hier muß das Korn etliche Wochen lagern. Nun erst kommt es in die Kornkam- mer. Das Korn wird auch auf unserem Hof mit der eigenen Mühle gemahlen. Im Winter, wenn der Vater Zeit hat, wird von der Kornkammer das Korn geholt und in die Gosse der Mühle ge- schüttet. Von dort fließt es zwischen die Mühlsteine. Hier wird es zerklei- nert. Anschließend fließt es durch den Mehlzylinder und schließlich landet die Kleie in einem großen Behälter. Dieser Arbeitsvorgang muß etliche Male wie- derholt werden, nur die Mühlsteine müssen immer enger gestellt werden, bis endlich das fertige Mehl im Mehl- behälter liegt. Das fertige Mehl lagert in einer Mehltruhe, wo es zum Backen bereitsteht. Hier kann es die Mutter jederzeit holen. Wenn das Brot vom letzten Backtag fast aufgegessen wur- de, so geht die Mutter daran, neues zu backen. Am Vortag wird das Mehl in den Backtrog geschüttet und in der Mitte ein Loch gemacht, wo die mit Milch gut aufgeweichte Hefe hin- Wolfgang Linthaler Stifter der Kirchangerkapelle in Kirch- berg - 1515 Die bei der Kirchenerweiterung im Jahre 1736/37 abgebrochene Kapelle am Kirchanger zwischen der Pfarrkir- che und dem (1970 abgebrochenen) Pfarrhof - 1561 von Georg Urba, Han- delsmann am Kirchberg, als Laden- haus erbaut - wurde im Jahre 1515 von Wolfgang Linthaler, dem damali- gen Besitzer des Gutes Obfelden, als Annenkapelle erbaut. Das nach Wie- dererichtung der Kirchenobsten (Vor- halle) an diese angebaute Annenkapell- ehen wurde bis vor wenigen Jahren als Osterbeichtkammer benützt. Vor einigen Jahren wurde auch die im Pfarrhofgarten gestandene - 1704 er- baute - Skapulier-Marter demoliert. Sebastian Hienersbichler Stifter der Kirchangerkapelle in Kirch- berg - 1'00 Sebastian Hienersbichler, Wirt und Gastgeb beim Pechl in Kirchberg stammte vom Pechtiwirt im Markte Hopfgarten und brachte es, als er im Jahre 1687 das Lindmaierische Wirts- haus in Kirchberg kaufte, den Haus- namen „Pechlwirt" nach Kirchberg mit. Im Jahre 1700 erbaute Hienersbichler auf seinem Zulehen Obfelden, wo er von einem weißen Teufel angegriffen eingeschüttet wird. DerTrog wird dann zugedeckt und über Nacht stehengelas- sen. Am nächsten Tag salzt die Mutter das Mehl und verarbeitet es unter Zu- gabe von warmem Wasser. Nun muß die Mutter den Teig aus dem Trog ge- ben, damit sie und meine Schwester ihn gut kneten können. Dann muß er wieder in den Trog gegeben und an einen warmen Ort gegeben werden, da- mit der Teig gut „aufgehen" kann. Inzwischen muß der Backofen mit Fich- tenholz geheizt werden. Sobald das Holz zur Asche verbrannt ist, wird der Ofen geschlossen. Nach einer Stunde Wartezeit, wobei inzwischen der Brot- teig ein ziemliches Wachstum entwik- kelt hat, wird der Teig nachgeknetet und zu Laiben geformt. Dann wird er auf das Backbrett gelegt, wo der Teig noch einmal kurze Zeit aufgehen muß. Sodann wird der Ofen von der Asche und von Glutresten befreit. Vor dem „Oinischießen" des Brotes macht die Mutter ein Kreuz auf jeden Brotlaib und schießt die Laibe ein. Der Ofen wird dann gut geschlossen, damit mög- lichst wenig Wärme entweichen kann. Nach eineinhalb Stunden kann das wohlduftende Gebäck aus dem Back- ofen geholt werden. Alle freuen sich, wenn das Brot gut gelungen und schön braun geworden ist. Wenn sich jemand die Mühe machen will und hinaufgeht, wurde, eine kleine Kapelle. Hieners- bichler besaß als weitere Zulehen auch den Fuxbauernhof im Dorf und Unter- gansleiten ob Kirchanger. Die jetzige große Kapelle am Kirchanger wurde im Jahre 1768 von Adam Weißacher, Wirt und Gastgeb beim Pechi und Paul Alois Graber, Schneid- und Wundarzt beim Bader mit noch ande- ren Guttätern erbaut. Das Lindmaierische Tonzhaus in Kirchberg Als Dulla mit dem Teufel tanzte Im seinerzeitigen Tanzhaus des Lind- maierischen Wirtshauses (zum Pechi) in Kirchberg - heute Neubau Jakob Daxer - Filiale der Sparkasse der Stadt Kitzbühel - soll bei einem Kirchtagstanz der Teufel in Gestalt ei- nes Jägers mit der übermütigen Toch- ter d€ Filzerbauern getanzt haben, und diese erst losgelassen haben, als man den Geistlichen holte. Dulla, so hieß die Tänzerin, starb bald darauf an den Folgen des ausgestandenen Schreckens. Diese Begebenheit - die Josef Filzer, der im Jahre 1823 zu Gaux einheiratete, überlieferte - dürfte Jahrhunderte zurückliegen. Tanzhäu- ser, auch Tanzladen genannt, bestan- den auch beim Möslischen Wirtshaus (zum Bräu) - heute Haus Gamper - und beim Egkerischen Wirtshaus un- term Rain, heute Andreastenne. Anton Flecksberger um die Mühle zu sehen, wird ihm das sicher gewährt werden. Er kann sich dann auch das eigene E-Werk ansehen. Der Weg führt von Spertendorf in Rich- tung Siedlung. Wer von hier aus dem Weg 17 nachgeht (Markierung blau- weiß), kommt in zirka 45 Minuten direkt zum Haus des Nasenbauern. Es ist auch ein schöner Spaziergang, der teils durch den Wald führt. F. Horngacher (Maschinschrift R. Riedl) Flachsbau in Brixen Von Hans Peter Knauer Nach dem Kriege wurde auf vielen Bauernhöfen noch Flachs angebaut. Der Grund dafür war der große Man- gel an allen Rohstoffen. Der Leinsamen wurde neben dem Getreide ausgesät. Wenn er fingerlang war, so mußte gründlich gejätet werden. Wenn der Flachs reif war, zog man ihn samt sei- ner Wurzel aus, danach wurde er ge- bündelt und an die Sonne gehängt, um zu trocknen. Wenn er trocken war, wurde er in die Tenne gebracht, wo mit einem „Holzbengel" die Samen- körner ausgeschlagen wurden. Danach wurde der Flachs auf ein Feld gebracht und wieder in die Sonne gelegt. Nach einigen Wochen wurde er in die Bre-
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