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Samstag, 29. Mai 1971 Kitzbüheler Anzeiger Bericht des Kassaprüfers wurde dem Vorstand einstimmig die Entlastung erteilt. Bei der Neuwahl wurde GR Ger- hard Resch bei geheimer Wahl ein- stimmig wiederum zum Stadtpartei- obmann gewählt. Als Mitglieder in den Parteiausschuß wurden folgende Da- men und Herren bestimmt: Obm.-Stv. Josef Reiter, Schriftführer GR Tschurt- schenthaler, Stv. H. Plattner, Kassier: M. Pischinger, Stv. K. Glass, weiters Käthe Nagiller, GR Pfurtscheller, F. Salmhofer, F. Baierl, B. Kaaserer, H. Huber. Ferner haben im Stadtpartei- ausschuß Sitz und Stimme der Be- zirksparteiobmann Dr. Wendung und Bgm. Hermann Reisch als Ehrenobm. der FPOe. Anschließend fand eine Diskussion mit Nationalrat 0. Meissl statt. Diese Diskussion war sehr interessant und brachte klare politische Aussagen und Feststellungen. Es wurde dabei ganz klar festgestellt, daß die FPOe einen eigenen Kurs geht und gehen wird, ohne Anlehnung an die linke oder rech- te Seite. Die Freiheitliche Partei wird im Parlament alle Initiativen begrü- ßen, die gut sind und dem freiheitli- chen Programm entsprechen, gleich von welcher Seite diese Anregungen kommen. Anträge jedoch, die nicht mit den freiheitlichen Zielsetzungen übereinstimmen, werden abgelehnt, auch auf die Gefahr hin, daß es sich hiebei um populäre Maßnahmen han- delt. Die FPOe hat sich seit dem 1. März im Parlament ausgezeichnet ge- schlagen. Interessant war die Feststel- lung, daß mehr als 90 Prozent aller recht gegeben haben, womit der er- ste Grundstein für die Sonderstellung und für den Vorrang im Leukental gelegt war. Diese machtpolitische Entscheidung des Herzogs läßt aber auch noch für weitere Vermutungen Raum. Im Jahre 1255 wird ein Pfarrer von Kitzbühel in einer Urkunde des Erz- bischofs Philipp von Salzburg genannt. Diese Tatsache ist zunächst ein Rätsel, das nur in der Zusammenschau mit anderen Ueberlegungen gelöst werden kann. Es wurde schon erwähnt, daß der kirchliche Mittelpunkt des Leuken- tales in St. Johann war. St. Johann lag aber im Einflußbereich der mäch- tigen Velber und der mit ihnen ver- wandten Grafen von Falkenstein, den Inhabern des Gerichtes. Es kann nun sein, daß Herzog Ludwig auf den Erz- bischof von Salzburg einen politischen Druck ausübte, der dazu führte, den Sitz der Pfarre von St. Johann nach Kitzbühel zu verlegen. Worin dieser politische Druck zu suchen ist, wissen wir ebensowenig wie die anderen Din- ge, die sich um diese Zeit in diesem Raume ereigneten. Wir wissen nur, daß Erzbischof Philipp mit Graf Meinrad I. Am 15. Mai fand im Caf6 Post die Dr. Söldner überreicht Peter Thaler die hohe Auszeichnung von Görz-Tirol im Streit um Besitzun- gen in Oberkärnten war. Vielleicht brauchte Erzbischof Philipp die Wit- teisbacher zur Rückendeckung oder gar zur Unterstützung gegen die Gör- zer. Nachdem dies meistens nicht ohne Gegenleistung abging, kann es sein, daß sich Herzog Ludwig dafür die Verle- gung des Pfarrsitzes von St. Johann nach Kitzbühel einhandelte, was für ihn von größter Bedeutung war, um die Stellung Kitzbühels im Leukental zu festigen. Bezeichnend dafür ist, daß Kitzbühel noch einmal, nämlich im Jahre 1267, als Pfarre erwähnt wird, diesmal aber in einer Urkunde des Bischofs von Chiemsee, zu dessen Bistum der Kitz- büheler Raum seit 1215 gehörte. Noch bemerkenswerter dabei ist die Tatsa- che, daß nach der Stadterhebung Kitz- bühels im Jahre 1271 von einer Pfarre in Kitzbühel nicht mehr die Rede ist. Man hört nur mehr von einer Kirche in Kitzbühel, die erst 1435 Vikariat und viel später, im Jahre 1857, zur Stadtpfarre erhoben wurde. Hier muß sich eine wieder ganz andere Entwick- lung vollzogen haben. Die Stellung St. Johann als Sitz der Urpfarre scheint Seite l bühelerinnen und Kitzbühelern, die durch Geldspenden dazu beigetragen haben, daß ein guter Wahlkampf bei den letzten Wahlen geschlagen werden konnte, und an alle freiwilligen Mitar- beiter schloß Stadtparteiobmann G. Resch den Stadtparteitag der FPOe. Anschließend fand in der „Goldenen Gams" ein gemütlicher Abend statt, der trotz des ungünstigen Termins stark besucht war. Feier zum fünfzigjährigen Bestands- jubiläum der Volksbühne St. Johann statt. An der Feier nahmen als Ehren- gäste Nationalrat Paul Landmann, Zen- tralinspektor Dr. Franz Lim, Ob.-Reg.- Rat Dr. Ludwig Söldner, Vzbgm. Georg Kummerer, Gemeindevorst.-Mitglied Stefan Dag, die Gemeinderäte Seba- stian Perterer, Michael Ritsch und Prof. Walter Kantner, letzter auch als Kulturreferent; weiters viele ehemalige Theaterspieler aus St. Johann, Josef Hechenberger vulgo Roider Jaggl aus Oberndorf, Abordnungen der Volks- bühnen aus Kitzbühel, Fieberbrunn, St. Ulrich, Scheffau, Oberndorf und Reit im Winkl. Die Jubiläumsfeier wurde sehr schön gestaltet. Die St. Johanner Theater- mitglieder führten einen Einakter auf, die Brauchtumsgruppe Hauser brach- te Volksmusik, Volkslieder und Jod- ler und als Neuling im Volkslied pro- duzierte sich das Hinterkaiser-Trio, al- le mit dem besten Erfolg. Im Mittelpunkt der Feier stand der unangefochten geworden zu sein, was man sich dadurch erklären könnte, daß inzwischen das Geschlecht der Vel- ber ausgestorben ist, wodurch die von dieser Seite drohende Gefahr ausge- schaltet war. Kitzbühel selbst war in seiner Stellung durch die Stadterhe- bung auch klar. Um 1297 wird Kitz- bühel als Sitz des Gerichtes genannt, was ebenfalls eine eindeutige Entwick- lung hinsichtlich der politischen Ver- hältnisse im Leukental zur Folge hat- te. St. Johann war damit wohl noch der kirchliche Mittelpunkt, Kitzbühel aber dagegen das viel wichtigere poli- tische Zentrum des Tales geworden. Aber noch einige andere Ueberlegun- gen können angestellt werden, warum Kitzbühel Stadt wurde. Sie gehen in eine ganz andere Richtung, als die Ver- mutungen, die bisher geäußert wurden. Das alte Herzogtum Bayern umfaßte ja, wie wir wissen, auch das Land im Gebirge, wie Tirol vor Mitte des 13. Jahrhunderts genannt wurde. Durch die Uebergabe der Grafschaften an Etsch, Eisack, Rienz und Inn an die Bischöfe von Trient und Brixen im 11. Jahrhun- dert wurde die territoriale Loslösung Tirols von Bayern eingeleitet, die dann Anträge im Parlament im 1. Jahr der SPOe-Regierung von allen drei Parteien gemeinsam beschlossen wurden. 10 Anträge, davon allerdings 4 das neue neue Wahlgesetz betreffend, wurden mit den Stimmen der SPOe-FPOe, 4 Gesetze mit den Stimmen der SPOe- OeVP und 2 Gesetze mit den Stimmen der OeVP-FPOe beschlossen. Mit dem Dank an alle aktiven Mit- arbeiter der Partei sowie an jene Kitz- Auszeichnung f00 ür Theaterleiter Peter Thaler Goldenes Jubiläum der Volksbühne St. Johann
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