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Samstag, 5. Juni 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Handelsschule der Stadt Kitzbühel noch Vzbgm. Gebhard Härting, GR Gerhard Resch und ich an den Ideen für die 700-Jahr-Feier. Oberarchivar Dr. Eduard Widmoser war ein Held für sich. Was er für das Zustandekommen des Stadtbuches vollbrachte, können nur die wenigsten ermessen! Ncch kurz vor der Feier Ließen Mag. Oswald Vogi, Carl Planer, Anna Bauer (Hinterstadt) und die Sparkasse (Ki- nogebäude) den Fassaden ihrer Häuser einen festlichen Anstrich geben. Da und dort konnte man auch noch ein zu- sätzliches Blumenkistl entdecken (es könnten aber noch viel mehr sein!). Carl Planer, Toni Praxmair, die Spar- kasse, das Restaurant Glockenspiel und Pepi Salvenmoser hatten auch noch die gute Idee, ihre Auslagen mit alten Erinnerungsstücken aus der Geschich- te Kitzbühels zu bereichern. Hugo Pirchl und die seinigen raggerten ver- bissen, um den neuen Schanigarten vor der „Sonne" auf Hochglanz zu bringen. Sie alle und noch viele andere mehr waren in der letzten Zeit von einem gewissen Vorbereitungsfieber befallen. Und was das schönste daran ist, alle arbeiten voller Freude und Hingabe! Darum hoffen wir, daß am kommen- den Wochenende alles gut über die Bühne geht und Kitzbühel ein schönes Geburtstagsfest erlebt. Es wäre ein schöner Anfang für die nächsten hun- dert Jahre unserer bewegten Stadt- geschichte! Ihr „Beobachter« Michael v.Horn Beim Abbruch des alten Gebäudes der Sparkasse der Stadt Kitzbühel im Jahre 1961 fand der Polier Ernst Sal- venmoser der Bauunternehmung Do- min:kus Widmoser in der Mauerbank der Firstpfette einen 16 mal gefalteten Brief (von 50 x 40 cm auf 7 x 8 cm). Der Brief war versiegelt und an fol- gende Adresse gerichtet: „Dem ernvesten N. Stockhammer, Burger und Pierpreu zu Salzburg, meinen vielgeliebten Herrn. Salz- burg". Der Inhalt (die Uebersetzung der gotischen Schrift erfolgte durch cand. phiL Manfred Rupert) lautet: Ernvester. Demselben sein mein beflissen wil- lige Diennst zuvor. Nachdeme ich in glaubwirdige Erfarnung gebracht, das der Georg N., der bei Euch in der Her- berig gewest, seine zu dem Fugger khomen und alsdann isch von demsel- ben seinen Herrn mit Liberei sambt seinen Weib auf und darvon gemacht; wann aber deine nit also und er noch bei Euch sein sollte, bite ich Euch, Ir wollet mirs bei negster Gelegenheit oder, wo er sonsten wäre, zu wissen Mit Schulbeginn im Herbst 1971 er- öffnet die Stadt Kitzbühel in den Räu- men der neuen Doppelhauptschule den Schulbetrieb der städtischen Handels- schule mit der ersten Schulstufe. Eltern, die ihre Kinder die Handels- schule besuchen lassen wollen, werden gebeten, Gesuche um Aufnahme in die städt. Handelsschule bis spätestens Die Knabenhauptschule, die Mädchen- hauptschule und der Polytechnische Lehrgang Kitzbühel veranstalten als Beitrag zum kulturellen Rahmenpro- gramm anläßlich der 700-Jahr-Feier der Stadt eine große Schulausstellung, wo- bei als Ausstellungsräume der große und der kleine Festsaal der Doppel- hauptschule am Traunsteinerweg zur Verfügung stehen. Die Ausstellung zeigt einen Quer- schnitt durch die Arbeit der Zehn- bis Fünfzehnjährigen in Zeichnungen, Ma- lereien, kunsthandwerklichen und prak- tischen Gegenständen, einem vielfälti- gen Programm aus Mädchenhandarbeit und Geometrischem Zeichnen. Die Ge- samtleitung der Ausstellung hat Fach- lehrer Walter Krabichler. Im Ausstel- machen. Solches wil ich umb Euch in ander Weeg beschulden. Actum Kitzpichl, den 6. September anno 1644. Des Herrn diennstwilliger Valtin Reiter, derzeit bei der Gerichts- schreiberei zu Kitzpichl m. p Gesiegelt V R (Valentin Reiter) Was sagt uns dieser Brief? Im Jahre 1644 besaß das Haus Vor- derstadt Nr. 14 (Sparkassengebäude) der Urbar- und Landgerichtsschreiber Adam Topff und ein Jahr darauf Hannß Lerperger (Die profane Baugeschichte Kitzbühels von Dr. Johanna Felmayer im III. Band des Stadtbuches). Wie der Brief in die Mauerbank der First- pfette (und uns daher erhalten) ge- kommen ist, ist rätselhaft. Jedenfalls muß der Hilfsschreiber Valtin Reiter in der Dachkammer des Hauses, beim Landgerichtsschreiber Topff, gearbei- tet und auch gewohnt haben. Im Brief nennt Reiter den N. Stock- hammer „meinen vielgeliebten Herrn". Er muß also früher bei diesem gedient haben, ja u. U. zu diesem sogar in ei- ner Art Leibeigenschaft gestanden sein. Die Suche nach dem Georg N., von dem er den Familiennamen nicht wuß- 15. Juni 1971 bei der Stadtgemeinde Kitzbühel einzubringen. Die Formulare für die Zulassung zur Aufnahmeprüfung werden den Eltern sodann zugeschickt. Die Aufnahmeprüfungen finden vor- aussichtlich am 9. und 10. Juli 1971 in Wörgl statt. Der Bürgermeister lungskomitee wirkten Lehrer aller ver- anstaltenden Schulen mit. Das Plakat für die Ausstellung wurde von den Schülern Werner Aschaber und Michael Zwerger gestaltet. Die Ausstellung wur- de am 3. Juni in Anwesenheit zahlrei- cher Ehrengäste eröffnet. Sie stellt ei- ne beachtenswerte Rahmenveranstal- tung zum Jubiläumsfest dar. Schüle- rinnen und Schüler haben monatelang an der Gestaltung mit den Lehrkräften gearbeitet, sie alle würden sich über einen recht zahlreichen Besuch freuen. Die große Schulausstellung ist von Freitag, 4. Juni bis einschließlich Mitt- woch, 9. Juni täglich von 10-12 Uhr und von 15-18 Uhr in der Doppel- hauptschule, Traunsteinerweg, zu be- sichtigen. te, sollte er sicherlich im Auftrag der Fugger durchführen. Die Fugger wa- ren damals mit elf Gruben und 56 Vier- tel-Anteilen am Rerobichler Bergbau beteiligt (Stadtbuch, 2. Band, Univ.- Doz. Dr. Georg Mutschiechner, „Kitz- büheler Bergbaugeschichte".) Dieser Georg N. ist seinem Herrn, also dem Fugger, „mit Lieberei sambt seinen Weib auf und darvon". Nach dem Mundart-Wörterbuch von Dr. Kaltschmied, Nördlingen 1854, ist „Li- berey" mit Bücherei, Buchhandlung oder auch Büchersammlung zu über- setzen. Dieser Georg hat also seinen Herrn mit den Geschäftsaufzeichnun- gen verlassen. Wozu er diese verwende- te, ist natürlich nicht nachzuweisen. Es kann aber sein, daß Georg Werk- spionage betrieben hatte. Die ganze „Geschichte" könnte ge- gebenenfalls weite Kreise gezogen ha- ben. Fugger hat sicherlich den Land- gerichtsschreiber dafür verantwort- lich gemacht, daß seine Buchhaltung geraubt werden konnte und dieser wie- der seinen Hilfsschreiber. Adam Topff wie auch Valtin Reiter könnten sogar abgeurteilt worden sein, denn ihr Na- me tauchte nicht wieder auf. In der betreffenden Mauerbank, in welcher der Brief aufgefunden wurde, befanden sich auch einige Münzen. 00 00 Ein seltenes und mysteriöses Vermächtnis Schulausstellung in der Doppelhauptschule vom 4. bis 9. Juni 1971
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