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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 12. Juni 1971 Vom Fest der Jahrhunderte KitzbühelNsiebenhundert Jahre i Empfang des Bundespräsidenten - Kranzniederlegung beim Freiheitskämpfer - FESTAKT in der Tenne - Pontifikalamt in der Stadtpfarrkirche - Brunnenweihe und Enthüllung der Wap- pensäule am Rathausplatz - Festzug des Unterinntaler Trachtenverbandes und Defilierung der Stadtmusik und der Schützenkompanie 1. Bericht Strahlend blauer Himmel und golde- ner Sonnenschein zeichneten den Sams- tag, 5. Juni 1971 aus, als die Stadt- musik, die Schützenkompanie und die Fahnenabordnung des Trachtenvereins am Bahnhofsplatz Aufstellung genom- men hatten. Mit den Formationen war eine Reihe von hohen Ehrengästen und eine zahlreiche Menschenmenge ge- kommen, um dem feierlichen Empfang des Herrn Bundespräsidenten Dr. h. c. Franz J o n a s beizuwohnen. Pünktlich um 16.11 Uhr traf der An- bergexpreß mit dem Salonwagen des Bundespräsidenten am Hauptbahnhof ein. Ueber einen roten Teppich schritt der höchste Gast der Jubiläumsfeiern zum Bahnsteig und wurde dort von Landeshauptmann Eduard Wailnöfer, Bgm. Hermann Reisch und den Ehren- gästen begrüßt. Die Begrüßungszere- monie am Bahnhofvorplatz wurde von der Stadtmusik und der Schützenkom- panie gestaltet. Beim Erscheinen des Bundespräsi- denten blies der Hornist der Stadt- musik Andre Feiler das Signal „Habt Acht". Daraufhin kommandierte Schüt- zenhauptmann Hermann Scharnigg „Habt Acht, Präsentiert und Rechts schaut!" und meldete dem Bundesprä- sidenten die angetretenen Formatio- nen. Die Stadtmusik intonierte die österreichische Bundeshymne. Es folg- te das Abschreiten der Front der For- mationen durch den Präsidenten und den Landeshauptmann; Generalmarsch der Stadtmusik. Hornist: Signal „Feu- er". - Schützenkompanie General- decharge" und neuerlich „Präsentiert!" Stadtmusik: Andreas-Hofer-Lied. Nach der Ehrenbezeigung durch Jo- nas verabschiedete sich dieser vom Schützenhauptmann mit folgenden Worten: „Herr Schützenhauptmann, ich habe Sie und Ihre Kompanie von meinem letzten Empfang noch in be- ster Erinnerung. Ich habe von diesem Empfang die besten Eindrücke gewon- nen. Heute jedoch haben Sie Ihre Kompanie noch verstärken können und der Empfang mit der Stadtmusik ist noch schöner geworden." In unserer heutigen Berichterstat- tung beschränken wir uns in der Fol- ge auf die Wiedergabe der Festanspra- chen. Die verehrten Leser mögen dies entschuldigen, aber es wäre uns nicht möglich, den gesamten Ablauf der Feierlichkeiten in einer einzigen Folge unserer Heimatzeitung zu rekonstru- ieren. Festakt in der Tenne (Wegen der starken Regenfälle, die um 19.30 Uhr eingesetzt haben und bis 21.30 Uhr andauerten, mußte der Festakt in die Tenne verlegt werden. Begrüßung durch Bürgermei- ster Hermann Reisch Anläßlich der Feier zur Stadterhe- bung vor siebenhundert Jahren habe ich die Ehre begrüßen zu dürfen. Besonders herzlich begrüße ich unse- ren Herrn Bundespräsidenten Dr. h. c. Franz Jonas, Herrn Vizekanzler Ing. Rudolf Häuser mit den Herrn Bundes- ministern für Inneres Otto Rösch und für Unterricht und Kunst Leopold Gratz, Seine Exzellenz Herrn Botschaf- ter der USA in Oesterreich John P. Humes, Seine Exzellenz den Hochwür- digsten Herrn Erzbischof Dr. Eduard Macheiner, Seine Exzellenz den Hoch- würdigsten Herrn Bischof von Inns- bruck Dr. Paulus Rusch und den Herrn Superintendenten Ing. Emil Sturm, den Vertreter des Botschafters der BRD Konsul Dr. Vavano aus Inns- bruck, den Herrn Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern Herrn Dr. Al- fons Goppel, Herrn Landeshauptmann von Tirol Eduard Walinöfer, den Herrn Landtagspräsidenten und Bür- germeister von Innsbruck Dr. Alois Lugger, den Herrn Vizepräsidenten des Tiroler Landtages Christian Hornga- eher und die Herren der Tiroler Lan- desregierung sowie die Herren Abge- ordneten zum Nationalrat und zum Ti- roler Landtag, den Ehrenbürger der Stadt Kitzbühel Altlandtagspräsident Komm.-Rat Johann Obermoser und die Träger des goldenen Ehrenringes unse- rer Stadt Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. Trentinaglia und Olympia- sieger und Weltmeister Toni Sailer, die Herren Bürgermeister der Städte Nord- Ost- und Südtirols und des Bezirks Kitzbühel. Besonders darf ich hervor- heben die Anwesenheit des Herrn Oberbürgermeisters von Landshut Jo- sef Deimer und des Herrn Oberbür- germeisters von Ingolstadt Dr. Stingl- wagner sowie des Bürgermeisters un- serer Schwesternstadt Herrn Winton Gray, der den weiten Weg von Sun Valley nicht gescheut hat zu uns zu kommen. Die hohen Vertreter der Bundes-, Landes- und Stadtbehörden, an ihrer Spitze den Herrn Kabinetts- direktor Dr. Korab, den Schriftleiter unseres Stadtbuches Landesoberarchi- var Dr. Eduard Widmoser mit seinen Autoren. Die Vertreter von Presse, Rundfunk und Fernsehen, insbesonde- re Herrn Generalintendanten Gert Ba- eher und gleichermaßen begrüße ich die leider außen stehenden Einheimi- schen und Sommergäste, die wegen des unglücklichen Wetters keine Mög- lichkeit haben, sich am Festakt zu be- teiligen. Festrede des Schriftleiters des Stadtbuches LOA Dr. Eduard Widmoser und Uebergabe des Stadtbuches „Es weht mir der Geist der Ahnen zu" Auf den Bergen lodern die Feuer, die Giebel der Bürgerhäuser haben ihren Lichterkranz aufgesetzt, die Kirchen strahlen im Schein der Lampen, vom Stadtturm grüßen die historischen Fahnen, die Straßen prangen im Fah- nenschmuck, höchste und hohe Gäste in der geschmückten Stadt und wir, die hier Versammelten in Feststim- mung. Und dies alles wegen einer kleinen, unscheinbaren, wenig Quadratzentime- ter messenden siebenhundertj ahre al- ten Urkunde aus Pergament mit ver- gilbten Buchstaben und einem be- schädigten Siegel, die den schlichten Inhalt hat: Kitzbühel wird Stadt! Ein ganzes Jahr feiern wir, durch ein ganzes Jahr zieht sich das Jubiläum; Tagungen, Veranstaltungen, Feste und Feiern wechseln einander ab, der All- tag tritt in den Hintergrund gegenüber dem, was das Stadtjubiläum an Ho- hem, Schönem, Wertvollem und Nütz- lichem zu bieten vermag. Und dies alles wegen eines Rechts- aktes, der gewiß nur wenige Stunden benötigte, wegen eines Ereignisses, das nicht mehr bedeutet, als daß vor sie- benhundert Jahren aus einer kleinen Burg, aus ein paar Häusern eine Stadt wurde. Und da höre ich die Stimme des Bayernherzog Ludwig und sehe seine strenge Gestalt. Weißt du nicht, so ver- nehme ich, daß dahinter mein mächti- ger politischer Wille steht, der wollte, daß aus diesem kleinen Pergament, das den Rechtsakt der Stadterhebung besiegelte, der große Baum wird, des- sen Früchte ihr Heutigen pflückt und genießt.
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