Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 9 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 12. Juni 1971 flüchtiger Berichte oder bloßen Akten- studiums, sondern ich habe mich zu- nächst eingehend informiert und dann das Gelände unter fachkundiger Füh- rung besichtigt. Ueberschlägige Berechnungen zeigen, daß sich durch die Realisierung des Bergwerksprojektes günstigenfalls ei- ne Wertschöpfung von 100-300 Millio- nen Schilling jährlich erwarten läßt, während die Verluste an mittelbaren und unmittelbaren Fremdenverkehrs- einnahmen zweifellos in den Milliar- denbereich gehen würden. Ich hielt es daher für ein Gebot der Fairneß, die südafrikanische Firma über die wahre Lage zu informieren und glaube damit dem Ruf Oester- reichs als Industrienation eher genützt als geschadet zu haben. In einer weiteren Entgegnung des Ministers heißt es: Experten gibt es nicht nur auf dem Gebiet des Bergbaues, sondern auch auf dem des Fremdenverkehrs. Diesen Expertenberichten verdanke ich die In- formation, daß im Raume der Kitz- büheler Alpen für den Fremdenver- kehr insgesamt 34.000 Gästebetten zur Verfügung stehen, 18.000 in gastge- werblichen Betrieben, 16.000 in Privat- quartieren. Im Jahre 1970 konnten in diesen Betrieben etwa 5 Mill. Nächti- gungen registriert werden. Der versteu- erte Umsatz der Fremdenverkehrsbe- triebe im Raume Kitzbühel dürfte 1971 eine Milliarde Schilling erreichen. Zu diesen unmittelbaren Fremdenver- kehrseinnahmen kommen erfahrungs- gemäß mittelbare Einnahmen in min- destens gleicher Höhe. 5 Seilbahnen, 51 Sessellifte, 44 Schlepplifte und 14 öffentliche Hallen- und Freischwimm- bäder, zahlreiche Läden, Tankstellen und sonstige Einrichtungen. Eine andere Frage ist, wie weit ein Bergbaubetrieb diesen Fremdenverkehr geschädigt hätte. Zweifellos sind die Fotomontagen von einem Tagbau im Raume Kitzbühel und die Berichte von einem „Wald von Bohrtürmen" plum- pe und noch dazu unrealistische De- magogie. Dagegen scheinen die von den Befürwortern des Bergbauprojektes den Tiroler Landesstellen und anderen Behörden zur Verfügung gestellten Skizzen, Fotomontagen und Ueberle- gungen durchaus realistisch. Diese ge- hen davon aus, daß ein wirtschaftli- cher Abbau nur durch eine Aufberei- tung des Erzes im Raume Kitzbühel selbst möglich ist. Die damit verbun- dene Belästigung sowie das vermehrte Verkehrsaufkommen mögen für Frem- denverkehrsgebiete minderen Ranges schädlich, aber noch nicht ruinös sein. Für ein Zentrum des internationalen Fremdenverkehrs hätten sie verheeren- de Folgen. Die bloßen Gerüchte über derartige Projekte haben sofort zum Erliegen der Investitionstätigkeit in diesem Raume geführt. Zum Schulbau in Kitzbühel Nachdem nunmehr eine erfreuliche Einigung über den Schulbau im Bezirk Kitzbühel zustandekam (siehe Tiroler Tageszeitung vom 29. Mai), sollte der Errichtung einer Handelsschule mit der späteren Erweiterung zur Handels- akademie in Kitzbühel nichts mehr im Wege stehen. Zur weiteren Unterstützung des Schulbauvorhabens müßte jedoch auch von privater Seite das rege Interesse an der Errichtung einer Handelsschu- le bzw. -Akademie durch die Schaffung eines Schulvereins genützt werden. In anderen Orten (Imst, Saalfelden, Zell am See u. a.) sind Schulvereine mit Erfolg gegründet worden und haben viel zur raschen Realisierung der Schul- bauvorhaben beigetragen. Aber auch nach der Inbetriebnahme der Schulen bleiben diesen Vereinen zahlreiche Auf- gaben zur Förderung des Schulbetrie- bes vorbehalten. Die jetzige Umsatzsteuer ist eine Brutto-Allphasensteuer, d. h. es wird auf jeder Stufe, bei jedem wirtschaft- lichen Verkehr Steuer vom Bruttowert erhoben. Daraus ergibt sich eine volks- wirtschaftlich unerwünschte Steuerhäu- fung (Lawinenwirkung), da ab der zweiten und in jeder folgenden Phase Steuer von der Steuer erhoben wird. Es sind vor allem drei Gründe, die eine Umstellung des Steuersystems er- strebenswert erscheinen lassen: Durch die Steuerhäufung wird der Trend zur vertikalen Konzentration ge- fördert, da in Unternehmungen, die mehrere Wirtschaftsstufen umfassen, die Innenumsätze steuerfrei bleiben. Die Lawinenwirkung hat zur Fol- ge, daß es beinahe unmöglich ist, für einzelne Produkte die tatsächliche ku- mulierte Umsatzsteuer zu errechnen Das ist im Inlandverkehr unwichtig, irr- grenzüberschreitenden m grenzüberschreitenden Verkehr jedoch von größter Bedeutung. Liegen näm lich die Pauschalausfuhrvergütungssät- ze unter der tatsächlichen kumulier- ten Umsatzsteuerbelastung, werden österreichische Produkte im Ausland wettbewerbsmäßig diskriminiert. Im Falle, daß die pauschalierten Ausgleich- sätze unter der kumulierten Umsatz- steuerbelastung liegen, werden auslän- dische Produkte im Inland begünstigt. Die europäische Integration wird u. a. durch eine Steuerharmonisierung Feuernotruf T.1. 122 nur für Kitzbühel Komm. Tel. 2553 (Wohnung) 2161 (Büro) Stellv.Tel. 24 60 (Wohnung) 29 92 (Büro Gerade im Jubiläumsjahr der Stadt Kitzbühel müßte die Gründung eines aktiven Schulvereins zur Förderung der Errichtung einer Handelsschule bzw. Handelsakademie ein Hauptanlie- gen aller daran Interessierten sein. Die- ser Verein könnte viel dazu beitragen, daß die Handelsschule zum frühest- möglichen Termin ihre Pforten öffnet, womit dem dringenden Bedarf an ei- ner höheren kaufmännischen Schule im Bezirk endlich entsprochen würde. Josef Dietmann, Kitzb. Noch freie Schulplätze An der Höheren techn. Bundeslehr- anstalt Saalfelden, mit den Fachrich- tungen Hochbau und Tiefbau, find für das Schuljahr 1971/72 derzeit noch Plätze frei. Anmeldungen sind bis 15. Juni 1971 an die Höhere techn. Bundes- lehranstalt Saalfelden, Postfach Nr. 56 zu richten. Unterkunftsmöglichkeiten in Privat- zimmern sind gegeben. verwirklicht. So haben sämtliche Län- der der EWG (Italien ab 1. 1. 1972) und die skandinavischen Staaten die Mehrwertsteuer bereits eingeführt. Um die genannten Mißstände zu be- seitigen, bieten sich eine Reihe von Lösungsmöglichkeiten an, von denen nur zwei praktikabel sind: Die Einphasensteuer und die Umsatz- steuer mit Vorsteuerabzug (Mehrwert- steuer). Da die Einphasensteuer trotz erheblicher Verwaltungsvereinfachung auf allen Stufen der Wirtschaft den wirtschaftlich Schwächsten in der Un- ternehmerkette (den Detailisten) am stärksten belastet, ist aus Gründen der Sicherung des Steueraufkommens nur die Mehrwertsteuer in Diskussion. Wo liegt nun der wesentliche Vorteil der Mehrwertsteuer? Neben der Über- windung der oben genannten Schwie- rigkeiten vermeidet sie jede Wettbe- werbsverzerrung: Im Außenhandel durch die Möglichkeit des vollständi- gen Grenzausgleiches, im Inlandhandel durch ihren Charakter als Verbrauchs- steuer. Die Mehrwertsteuer wird in der Unternehmerkette zum Durchläu- ferposten und verliert ihren bisherigen Kostencharakter. Die Steuerlast des einzelnen Unter- nehmers wird nach der fundamentalen Mehrwertsteuerformel ermittelt: Ausgangsteuer (Warenwert x Steuer- satz) - Vorsteuer (vom Lieferanten in Rech- nung gestellte Steuer) = Zahilast (Steuerschuld des Unter- nehmens an das Finanzamt) (Fortsetzung folgt!) Die Mehrwertsteuer kommt bestimmt Von der Bezirksstelle Kitzbühel der Tiroler Handelskammer
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