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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 19. Juni 1911 führte die Krönungsmesse von Wolf- Zukunft bestehen soll und sich weiter benachbarten Bayern. Wir wissen, daß gang Amadeus Mozart auf. Dieser Chor entfalten soll, das ist unser aller auf- im Ende des 7. Jahrhunderts vom Nor mit dem Streichorchester und der Blä- richtiger Wunsch; den Missions-Bischöfe ausgesandt wur sergruppe der Stadtmusik wurde ein Zu Anfang des Glaubensbekenntnisses den, um auch in dieser Gegend die Höhepunkt in kirchenmusikalischem bekennen wir: ich glaube an Gott, den Frohbotschaft zu verkünden. Auch des- Sinne. Es war die beste Aufführung, allmächtigen Vater, den Schöpfer des halb, weil gerade von Bayern her die die in den letzten Jahren in unserer Himmels und der Erde, den Schöpfer Besiedlung, die Landnahme zugenom- Pfarrkirche gehört werden konnte. der sichtbaren und unsichtbaren Din- men hat. Wir wissen, daß zu Ende des Ein Höhepunkt war auch die Pre- digt des Kirchenfürsten nach dem Evangelium. Die Begrüßung durch den Herrn Erzbischof erfolgte nach dem Stufengebet. Religiöser Höhepunkt der Jubiläums- feier - Predigt und Segen des Erz- bischofs Der Friede sei mit Euch! Mit festlicher Freude haben wir heu- te das altehrwürdige Gotteshaus Kitz- bühels betreten. Das Gotteshaus, das dem heiligen Apostel Andreas geweiht ist. Ich glaube, in dieser Stunde füh- len wir alle, daß uns zum Jubiläum der Stadterhebung der Herrgott etwas sagen will und daß wir alle in dieser Stunde dem Hergott etwas zu sagen haben. Ich darf Sie alle zu dieser heutigen Christfeier herzlich begrüßen. Die obersten Behörden des Bundes und des Landes, die Vertreter der Gemein- de, den Ministerpräsidenten des Nach- barstaates Bayern. Ich begrüße alle Eh- rengäste, alle Bürger und Gäste der jubilierenden Stadt. Möge dieser Got- tesdienst die Freude in uns vollkom- men machen, möge er uns allen Mut und Kraft geben, in die Zukunft hin- einzusehen, um die Aufgaben zu erfül- len, die uns der Herrgott allen gestellt hat. Damit wir das besser vermögen und damit diese Kirchenfeier frucht- bringend sei, wollen wir uns zunächst besinnen und unsere Schuld bekennen. Ich bekenne vor Gott dem Allmächti- gen, allen Brüdern und Schwestern Predigt Seiner Exzellenz des hoch- würdigsten Herrn Erzbischofs Dr. Edu- ard Macheiner. Liebe Kitzbüheler, liebes gläubiges Volk. Wir feiern heute die vor sieben- hundert Jahren erfolgte Erhebung Kitzbühels zur Stadt. Das gibt uns al- len Anlaß zur wahren und echten Freu- de. Und ich glaube, daß vom Religiö- sen her gesehen, dieser Gottesdienst ei- nen gewissen Höhepunkt bedeutet. Den Gottesdienst hier in der Kirche feiern wir aus verschiedenen Gründen. Und es scheint mir auch sinnvoll zu sein, daß dieses Jubiläumsfest gerade heu- te am Dreifaltigkeitssonntag gefeiert wird. Die Dreifaltigkeit ist für uns alle ein großes Geheimnis. Alle spüren es, daß es bei diesem Geheimnis um das Leben geht. Und das Fest, das wir heu- te feiern, ist ja auch eine Bekundung, eine dankbare Bekundung, daß sich hier in dieser Stadt ein reges Leben entfaltet hat. Ein Leben, das auch in ge. In der Zeit, in der wir heute stehen, spüren wir die Allmacht Gottes, in ei- ner Zeit, in der der Mensch vorrückt in den Weltenraum. Und wenn es in der hl. Schrift heißt: die Himmel rüh- men des Ewigen Ehre, dann müssen wir das auch gelten lassen für die Schöpfung, in der wir und in die wir hineingestellt sind. Ich meine, es sa- gen zu müssen, daß der Herr in die- sem Lande einen wunderbaren Raum geschaffen hat, daß das Land, daß Stadt und Umgebung von Gott, dem Herrn selber ausgezeichnet wurde und das ist auch der Grund, warum soviel Gäste kommen, um hier die Gottes Na- tur wahrhaft und echt genießen zu können. Darüber freuen wir uns heu- te. Wir sagen dem Herrgott Dank bei diesem Gottesdienst; Wir wissen aber auch, daß Gott, der Herr, den Menschen nicht bloß in die Welt gestellt hat, wir wissen, daß er den Auftrag gab: macht Euch diese Erde untertan. Die Menschen hier wa- ren darauf bedacht, die Erde zu nüt- zen. Denken wir nur an den Bergbau, der hier durch viele Jahre war. Den- ken wir daran, daß dieser Ort und die- ses Land begehrenswert wurde durch die Möglichkeit, daß man hier Gelegen- heit gab, den Sport zu üben, daß hier die Möglichkeit entstanden ist, auf ei- ne moderne Art einer modernen Le- bensrichtung Geltung zu verschaffen. Wenn hier Einrichtungen der Technik geschaffen werden konnten, zu die- sem Zwecke, um diese Möglichkeit zu üben, den Menschen, die von weit her kommen, Gelegenheit zu geben, nicht bloß die Natur zu bewundern, sondern in dieser Natur auch den Sport zu be- treiben, dann glaube ich, haben wir alle heute Grund zu sagen: Wir wollen Gott, dem Herrn, die Ehre geben und danken, daß er die Geschicke dieser Stadt so gütig gelenkt und geleitet hat. Lassen Sie mich noch auf einen an- deren Satz eingehen, der sich eben- falls im Glaubensbekenntnis befindet, nämlich die Botschaft: Wegen unseres Heiles ist er vom Himmel herabgestie- gen und Mensch geworden. Ich glaube, es wäre verfehlt, bei dieser Jubiläums- feier nicht auch daran zu denken, was das Christentum dieser Gemeinde, die- sem Raum und dieser Gegend ge- schenkt hat. Die Glaubensbotschaft kam nicht allzu früh in dieses Land hier. Aber, es bestand ja die Mahnung und der Aufruf des Herrn: geht hin- aus in alle Welt und lehret alle Völker. Es kamen die Glaubensboten, aber nicht so sehr vom Süden, sondern vom genannten Jahrhunderts Glaubenszen- tren geschaffen wurden. Einer der er- sten Glaubensboten unserer Erzdiöze- se Salzburg war der hl. Rupertus und ich glaube, sagen zu können, daß des- sen Bemühungen auch in dieser Ge- gend Früchte getragen haben, daß das Christentum und damit seine Segnun- gen allmählich Fuß fassen konnten. Was das Christentum für die Welt bedeutete, auch für dieses Land, das können wir heute am Jubiläumstag er- wägen. Das Christentum hat dem Men- schen die Antwort auf die Lebensfrage gegeben woher bin ich, wohin gehe ich, welchen Sinn hat denn eigentlich mein Erdenleben? Ich bin überzeugt, daß gerade die Vorfahren diese Botschaft ernst genommen haben. Und wenn hier in dieser Stadt, in dieser Gegend, soviel geleistet werden konnte, dann war es sicher auch zu verdanken dem Bewußtsein, daß es den Glauben gibt und zu verdanken der Kraftquelle, die wir Menschen aus dem Glauben, vor allem aus dem heiligen Opfer schöpfen. Und so wollen wir auch in dieser Hin- sicht heute Dank sagen dem allmächti- gen Gott, Dank für das Christentum, das hier nicht bloß verkündet, sondern, ich meine es sagen zu können, auch gelebt wurde, und das zu leben man sich auch heute bemüht. Wenn wir hier in der Stadt Kitzbühel in den Kir- chen so viele Kunstwerke bewundern, dann ist das ein Ausdruck dafür, daß auch der Glaube lebendig war. Wenn die Menschen kommen, um all das zu bestaunen, dann mag im Herzen auch für die Gegenwart die Bedeutung des Glaubens neu erkannt werden. Dank sagen wir Gott unserem Herrn für die Botschaft Christi. Im Leben dieser Stadt hat sich wie überall in der Kirche das Auf und Ab bemerkbar gemacht. Es gab traurige Zeiten, es gab schwierige Zeiten, wenn wir an die Zeit der Glaubensspaltung denken. Es gab aber auch herrliche Zeiten des Aufschwunges des religiösen Lebens. Wenn wir uns jetzt erinnern an die Bedeutung, an das Wirken der Domi- nikaner durch 150 Jahre hindurch in dieser Stadt und an ihre Zähigkeit, die sie entfalteten. Wenn auch heute noch manches recht lebendig ist und in die- ser Gegend auch die Passionsspiele noch geübt werden, ich denke da an Erl, dann muß man sagen, daß die Nachwirkung dieser Seelsorgetätigkeit auf die heutigen Zeiten noch besteht, daß das Volk mit dem Christentum verbunden ist und verbunden bleiben will. Im Glaubensbekenntnis befindet sich
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