Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 3 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 19. Juni 19' Kitzbühel nehme ich das Geschenk der Sparkasse der Stadt Kitzbühel mit herzlichem Dank an. Der Gedanke von der Leitung der Sparkasse, uns anläßlich der 700-Jahr- Feier der Stadterhebung einen histo- rischen Brunnen erstellen zu lassen, ist einmalig. Dieser Brunnen erinnert mit seinen Figuren: Herzog Ludwig der Strenge, Margarethe Maultasch, Landesfürstin von Tirol und Kaiser Maximilian 1., immer an die 700 Jahre Stadtgeschich- te. Herzog Ludwig hat heute vor 700 Jahren Kitzbühel das Stadtrecht von München verliehen. Margarethe Maultasch hat Kitzbühel zum erstenmal 1363 Tirol einverleibt. Aber erst Kaiser Maximilian 1. hat die drei Gerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg dann 1505 endgültig zu Ti- rol gebracht. Auch die Wappen, das bayerische Wappen, das alte Tiroler Wappen von Margarethe Maultasch und der Reichs- adler Maxililians 1. lassen uns den Blick zurück in die Vergangenheit Kitzbühels lenken. Daß der Kitzbüheler akademische Bildhauer Sepp Dangl den Brunnen so schön gestaltet hat, ist eine besondere Freude für uns Kitzbühel, bekannt als Zentrum des Wintersportes feiert heuer 700 Jahre Stadterhebung. Es hat eine wechsel- volle Geschichte als politisches Verwal- tungszentrum des nordöstlichen Tirols, abseits des Inntales, als Bergwerks- stadt des 16. Jahrhunderts, als Mittel- punkt kraftvoller Lebens- und Festes- freude im Barock, als stille Landstadt des Biedermeier, ohne Hoffnung und als Metropole des Fremdenverkehrs. Die Ausstellung greift ein Thema her- aus, das ebenso attraktiv wie unbe- kannt ist, das barocke Kitzbühel. Es ist eng verknüpft mit der 1620 errichteten Rosenkranzbruderschaft, ihren Karwochen-und Rosenkranzpro- zessionen. Sie umfaßten das Volkstum des Unterländers von den Bußübungen der Geissler bis zum festlichen Pomp der Rosenkranzprozessionen. Vom rei- chen Theaterleben gibt es noch Urkun- den und Textbücher, aber sie leben nicht mehr. Von der bildenden Kunst, die alles Barock repräsentierte, ist in Kirchen und Kapellen aber eine Fül- le von Statuen, Bildern und Fresken erhalten und kennzeichnet den Bezirk Kitzbühel heute noch als die Barock- landschaft Tirols. Von 1600 bis 1800 war Kitzbühel ein produktiver Mittelpunkt barocker Pla- stik und Malerei, von 1700 an auch von Architektur und Freskomalerei. Es war eine eigene Note in der Kunst der Kitzbüheler. Aber auch ich möchte al- len danken, die sich um das Werden des Brunnens bemüht haben. Vor al- lem Sepp Dangl, der hier ein Werk ge- schaffen hat, das jeder Kritik stand- hält. Steinmetzmeister Exenberger, der den steinernen Teil des Brunnens ge- schaffen hat und nicht zuletzt den Mannen unserer Stadtwerke. Liebe Kitzbüheler! Dieser Brunnen soll uns immer und überall an die Zeit der Zusammenarbeit erinnern und soll uns in eine glückliche Zukunft leiten. Es folgte die Segnung des Brunnens durch Erzbischof Dr. Eduard Machei- ner, wobei ihm unser Stadtpfarrer Geistl. Rat Johann Danninger assistier- te. Bgm. Reisch: „Wir haben heute noch ein Ereignis zu feiern. Das ist die Ent- hüllung der vier Wappen an der Rat- haussäule. Das Wappen von München, unserer Mutterstadt, die Wappen von Landshut und Ingolstadt, welche eben- so wie Kitzbühel das Münchner Stadt- recht erhalten haben und schließlich das Wappen der jubilierenden Stadt Kitzbühel. Auch diese Wappensäule soll an die Geschichte Kitzbühels der letzten 700 Jahre erinnern." Schlußbericht folgt! Stadt, die trotz der Aufeinanderfolge der verschiedenen Meister und Stil- richtungen unter dem gemeinsamen Zeichen großer Volkstümlichkeit stand. Dies bedeutet keinen Abstrich an Qua- lität, aber eine gewisse Einfachheit der Themen und keine geistig überladenen Programme. Die wirkliche Volkstüm- lichkeit erweist sich daran, daß diese barocken Werke bis heute an ihrem alten Ort erhalten blieben und in Eh- ren gehalten wurden. Die Architektur als Phänomen des Raumes läßt sich in einer Ausstellung nicht darbieten, die Fresken, die auch an Raum und Ort gebunden sind, wer- den in der Ausstellung durch zahlrei- che Freskoentwürfe des bedeutendsten Malers Simon Benedikt Faistenberger, vertreten. Um so reicher ist der Zu- sammenklang von Plastik und Tafel- bild. Er beginnt mit den noch manieri- stischen Malern Jakob Kremser und Andreas Faistenberger und dem Bild- hauer Hans März in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, die in ihren ein- zigen erhaltenen Werken den Auftakt des Barock und der ständigen Kunst- übung in der Stadt bedeuten. Der Sohn Benedikt Faistenberger (t 1693) beherrscht als Bildhauer zu- sammen mit dem Maler Veit Rabl nicht nur die ganze zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, sondern greift mit sei- nen Altären hinüber in den salzburgi- sehen Pinzgau, wo er der beherrschen- de Meister des frühbarocken Altares ist, wie die zahlreichen erhaltenen Wer- ke beweisen. Benedikt Faistenberger, der die damals führende bayrisch- schwäbische Kunst gut kannte, zählt in Tirol zu den besten Künstien seiner Zeit. Mit seinen Söhnen, dem Bildhauer Georg und dem Maler Ignaz Faisten- berger, die in den Jahren 1690-1720 tätig sind, entstehen die Altäre des Hochbarock in der rauschenden Be- wegung der Falten, den echt barocken Gebärden der Hände und den verzück- ten Gesichtern, in denen die Kunst Ber- ninis und der Maler in Rom anklingt, vermittelt durch die Druckgraphik. Nach ihnen gehen Bildhauer und Ma- ler in Kitzbühel ihre eigenen Wege. Der Bildhauer Franz Offer (t 1753/54) ist der volkstümlichste aller Künstler, wenn auch in der Qualität der schwäch- ste. Seine „Schmerzensmänner" stehen heute noch in vielen Kirchen des Kitz- büheler Unterlandes. Zur gleichen Zeit arbeitet in der Stadt der berühmte Ma- ler Simon Benedikt Faistenberger (1 1759), der sowohl als Freskant in zahl- reichen Kirchen des Unterlandes als auch als Altar- und Tafelbildmaler den Höhepunkt des Kitzbüheler Barock darstellt. Seine kraftvollen Figuren und die bewegten Szenen erwiesen ihn als einen Schüler von Johann Michael Rott- mayr, der eine unverkennbare eigene Note herausgearbeitet hat. Dann klingt die Barockkunst mit einem bedeutenden Bildhauer, Josef Martin Lengauer (t 1793) und dem mittelmäßigen Maler Matthias Kirch- ner (t 1805) aus. Lengauers Werk kann durchaus den Vergleich mit dem des bekannten Zillertalers Franz Xaver Nissl aushalten, beide waren Schüler von Johann Baptist Straub in Mün- chen. Lengauer verstand es neben den Statuen auch prachtvolle Rocailleorna- mente zu schnitzen. Die Kirchenpolitik Kaiser Josef II., die Aufhebung der Bruderschaften, das Verbot der farbenfrohen barocken Volksfrömmigkeit und die 1796 begin- nenden napoleonischen Kriege beende- ten die 200jährige Kunstblüte in Kitz- bühel, die in der Ausstellung mit ihren zahlreichen Leihgaben aus Kirchen und Privatbesitz eine kurze Auferstehung feiert und Kitzbühel als zu Unrecht ver- gessenes Kunstzentrum vorführt. Die Ausstellung wird am Freitag, 25. Juni um 10 Uhr im Landesmuseum Fer- dinandeum in Anwesenheit des Ge- meinderates und sonstiger Ehrengäste eröffnet. Der Kulturausschuß der Stadt lädt die Bevölkerung von Kitzbühel und der Bezirksgemeinden ebenfalls zur Teilnahme an der Eröffnung herz- lich ein. Bei der Eröffnung kann auch ein von Direktor Hofrat Dr. Erich Egg, Landesmuseum, verfaßter Kunstkata- log in Empfang genommen werden. Barockin Kitzbühel Zur Kitzbüheler Jubiläumsausstellung im Ferdinandeum in Innsbruck
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