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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 26. Juni 1971 venkonzentration und Leistung bleiben. In den Frühjahrs. und Sommermona- ten hingegen „reißt" es die Funktio- näre der Veranstalter, der nationalen und internationalen Verbände von ei- nem Ort zum anderen: St. Moritz (OPA - Alpenländerkonferenz), Opatja (FIS-Kongreß), Kitzbühel (OeSV-Ln- derkonferenz) und so weiter. Bei die- sen Anlässen wird Skipolitik betrieben, das Verbänciewesen nach Möglichkeit koordiniert und das Programm der nächsten Wintersaison erstellt. Auch diese, nun einmal notwendig geworde- nen Veranstaltungen kosten Zeit, Geld und Nerven. Der Kitzbüheler Ski- klub ist wegen der Wichtigkeit der Verhandlungsinhalte und wegen des ständigen Kontaktes mit den maßgeb- lichen Persönlichkeiten nach Möglich- keit vertreten. Der Vorstand und Aus- dieses „Mitleben" mit diesen Ereignis: sen neben vielen positiven Aspekten insbesondere den Vorteil hat, in der Entwicklung des Skilaufs mit der Zeit gehen zu können. Die Hautnähe mit all den wichtigen Ereignissen sowohl im Winter durch das Hahnenkammren- nen als auch im Sommer (Tagungen) unterstreicht nicht nur die Bedeutung Kitzbühels als Wintersportort, sondern ermöglicht auch eine auf lange Sicht ausgerichtete Jugendaufbauarbeit, der vornehmlichsten internen Aufgabe. Die umfangreiche Arbeit der Som- mertagungen hat natürlich auch Rück- wirkungen auf das Geschehen im KSC und für Kitzbühel selbst, allein wenn man bedenkt, daß der Ausbau der Rennpisten und deren Pflege nach den modernen von der FIS geforderten Gesichtspunkten positive Auswirkun- gen für den Publikumsskilauf hat. Der KSC nimmt, international gese- hen, unter den Veranstaltern großer Rennen nach wie vor einen hervorra- genden Platz ein; die Mithilfe und Un- terstützung aller Kitzbüheler ist aber notwendig, um diesen Platz weiterhin zu halten und auszubauen. Angesichts der enormen Anstrengungen, insbeson- dere der ausländischen Veranstalter, gilt es, dem KSC zur Bewältigung die- ser großen Aufgaben das Vertrauen zu bewahren. Das 32. internationale Hahnenkamm- rennen findet statt. Als Termin wurde das Wochenende 15., 16. Jänner 1972 vereinbart (Abfahrt-Slalom). Der KSC als Veranstalter sieht sich insbeson- dere zufolge der von der FIS einer- seits gefaßten und die Belange der Veranstalter berührenden Beschlüsse (Sonderregelung in den abgesierrten Zonen, Spezialbestimmungen der Sla- lomkurs) vor zusätzlichen Aufgaben; andererseits haben Trainer und Mann- schaftsführer Sonderwünsche vorge- bracht, die zu respektieren sind (Jury, Pistenkontrolle); schließlich werden die Bestimmungen über Startbeschrän- kungen zu beachten sein. Die Kalender- taxe wurde erhöht und die Normen für die Homologierung von Renn- strecken (auch von Slalom und Riesen- slalom) verschärft, Anläßlich der OPA-Tagung in St. Mo- ritz (30. April bis 2. Mai 1971 Orga- nisation pays alpin) wurde durch ein Referat des Präsidenten der FIS, Marc Hodler, klar die Unvereinbarkeit der vom Exekutivkomitee des IOC einstimmig angenommenen Regel 26 (Zulassung von Wettkämpfern) mit den geltenden FIS-Regeln vor Augen geführt. Es war auch dort, wo die sich später als Seifenblase herausgestellte Solidaritätserklärung der nationalen Verbände gegenüber dem FIS-Präsi- denten abgegeben wurde. Das Präsi- dium des internationalen Skiverbandes befindet sich im Dilemma einerseits zwischen den IOC-Reeeln und der Re- iiuca, iiuei i e1Ls L wientn r.uiiversa- tionismus und Progressiven. Vielleicht ist das Gespräch, welches zwischen den beiden Organisationen geführt wird, belastet durch die Tatsache, daß die nächsten Olympischen Spiele schon nächstes Jahr stattfinden. Der FIS-Kongreß, welcher vom 26. Mai bis 30. Juni in Opatija (Jugosla- wien) stattfand, hat schließlich die Bestätigung dafür gebracht, daß die Lager, auch innerhalb der FIS, nicht einheitlich denken; vielmehr noch, dem Präsidenten wurde in seinen Bemühun- gen, den Skiverband eigenständiger zu machen, eine klare Abfuhr erteilt. Die Ostblockländer, im Anschluß dar- an die Nordischen, die Japaner (Sap- poro) und die BRD (München) wollen bzw. können auf die konstruierte Idee des olympischen Gedankens nicht ver- zichten. Die FIS bleibt sohin ein Ama- teurverband, wie lange, wird von der Einsichtigkeit des IOC abhängen. In- teressant ist, daß die FIS ein „offenes Rennen" pro Saison ausgeschrieben hat, an welchem neben Berufsskiläu- fern alle Amateure und ehemaligeWelt- meister und Olympiasieger teilnehmen können. Dieser FIS-Beschluß bedarf noch der Sanktion durch das IOC. Die- ses Rennen wird, falls die Zustimmung erteilt wird, im Rennwinter 1971-72 erstmals in Saalbach durchgeführt. So interessant eine derartige Veranstal- tung auch sein mag, es soll dem Willen der Initiatoren nach doch mehr ein gesellschaftliches Ereignis sein. Bedauerlich ist allerdings, daß die Wettlaufregeln dauernd geändert und zum Teil auch geändert werden müs- sen; dies trifft natürlich in erster Linie die Aktiven selbst. Die Betreuer und Mannschaftsführer; aber auch die Organisatoren großer internationaler Rennen, so auch der KSC, haben lang- sam ihre liebe Not, der gestrerigen Einhaltung dieser Regulative Herr zu werden. Ein Rennleiter ist in dieser Aufgabe wahrlich nicht zu beneiden. Erfreulich dagegen ist, daß r KSC und sohin der Bezirk Kitzbühel seit der Jahreshauptversammlung des Ti- roler Skiverbandes im Präsidium des TSV vertreten ist. Es war festzustel- len, daß das Schwergewicht beim TSV mehr und mehr auf die Arbeit der Vereine gelegt wird - eine Tendenz, die bei allen Vereinsobmännern und Funktionären mit Befriedigung aufge- nommen wird. Die Länderkonferenz des Österreichischen Skiverbandes hat bekanntlich am 12. Juni bei uns in Kitzbühel stattgefunden. Beachtlich waren die Referate des OeSV-Präsiden- ten Dr. Klee, des Ministerialrats Prof. Mader und des Verteidigungsministers Lüttgendorf, dessen Versprechen, den Veranstaltern großer internationaler Skiveranstaltungen nach wie vor die Hilfe des Bundesheeres zu gewähren, in Kitzbühel mit Berührung aufgenom- men wurde, Groß ist letztlich das Ringen uni den sogenannten „Ski-POol". Die Mut rnssungen betreffend die Verstaatli- chung des Rennsportes oder Kommer- zialisierung des Spitzenskilaufes sind nach dem heutigen Stand der Gesprä- che sicherlich ebenso unbegründet wie die Angst, Oesterreich könne im Kon- zern der großen Skiverbände nicht mehr führend werden Jedenfalls dürf- te eines klar sein, daß die Spitzenpösi tion im alpinen Skirennsport durch Oesterreich nur dann gehalten werden kann, wenn alle Kräfte, angefangen vom Staat, den Industriellen, dem ÖSV bis hinunter zu den Vereinen, konzen- triert werden. Es bedarf auch keiner Erörterung, daß der Skiverband mit seinen Hundertschaften freiwilliger und selbstloser Funktionäre in einem solchen Gremium die Führungsrolle einnehmen muß! Es ist daher nicht vermeidlich, daß die Oeffentlichkeit, und zwar mit Recht, vom Verband klare und konstruktive Beschlüsse er- wartet. Allerdings, und das muß auch einmal gesagt werden, besteht heute ein allgemeiner Informationsmangel, dem abzuhelfen sich der Verband mehr Aufmerksamkeit zuwenden sollte. Oesterreich ist heute noch Skination Nummer 1 im alpinen Skisport; es steht mit 24 Gold-, 22 Silber- und 21 Bronzemedaillen hei den Herren und 16 Gold-, 18 Silber- und 19 Bronze- medaillen bei den Damen bei den alpi nen Weltmeisterschaften in 48 Jahren an der Spitze, gefolgt von Frankreich und der Schweiz bei den Herren und von Deutschland und der Schweiz bei den Damen. Einen erheblichen Teil zu diesen Erfolgen haben unsere Kitzbü- heler Skirennläufer beigetragen, des- halb ist auch unsere Stadt in der Ein- zelwertung der Orte führend im Me- daillenstand. Der KSC mit seinen eh- renamtlichen Funktionären und vielen Freunden ist bestrebt, diese Führungs- rolle weiter auszubauen, vor allem durch Heranführung der Jugend, bei der es sicherlich Ansätze zu späteren großen Erfolgen gibt.
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