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Samstag, 3. Juli 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck scheint eine museale Erfindung zu sein. Die Sache wird sofort einleuchtender, 1 • •• wenn man sagt: Das Unterländer Ba- J ubulaurnsaUsStellUng rock, denn jeder, der dieses Land kennt, weiß, daß es die Tiroler Barock- Barock arock- Ba rock . u n Kitzbüh el e roff n et landschaft schlechthin ist. Dießauern- dome in Ebbs, Hopfgarten, Brixen im Das Land Tirol und das Tiroler Lan- desmuseum Ferdinandeum veranstal- ten im Rahmen der 700-Jahr-Feier der S:adt Kitzbühel in der Zeit vom 26. Ju- n: bis 3. Oktober 1971 :m Kuppelsaal und dessen Nebenräumen die Ausstel- lung „Barock in Kitzbühel". Es ist dies cte erste Ausstellung dieser Art seit der Gründung des Ferdinandeums vor 150 Jahren und sie mehrt Kitzbühels S:olz und Freude. Die nicht geringen Kosten werden vom Land Tirol getra- gen und bilden einen Beitrag zu den großen Jubiläumsfeiern der Stadterhe- bung vor 700 Jahren. Als Hausherr, der eigens wegen der Kitzbüheler Ausstellung seinen Erho- lungsurlaub verschoben hatte, konnte der Vorstand des Landesmuseums Fer- dinandeum Dr. Hans Graf Trapp am 25. Juni 1971 eine Reihe von Ehrengä- sten begrüßen. Darunter Landesrat Dipl.-Ing. Dr. Partl, Nationalrat Paul Landmann, Monsignore Dr. Johannes Neuhardt, dem er insbesondere als Kenner der Kitzbüheler Kunst für die Mithilfe den Dank abstattete, Pfarrer Geistl. Rat Johann Danninger, die Kitz- büheler Gemeinderäte LAbg. Dr. Otto Wendung, Gerhard Resch, Friedhelm Capellari, Blasius Salvenmoser und Jo- sef Lindebner sowie die Frauengruppe im Röcklgwand mit Landesbäuerin An- na Hechenberger, bei deren Erwäh- nung die zahlreichen Ehrengäste spon- tan Beifall spendeten. Dr. Graf Trapp dankte weiters dem Leiter der Ausstel- lung Direktor Hofrat Dr. Erich Egg und seinen Mitarbeitern Dr. G. Amann, akad. Restaurator Ludwig Neuhauser und seinem Helfer Georg Lochbihler, Hans Brettauer Geißler und Kreuzträgr ziehen nicht mehr durch die Gassen Kitzbühels, die Wände der Schulstube brauchen nicht mehr vom Blute gereinigt zu werden, das Leiden Christi wird nicht mehr dramatisch nachvollzogen. Auch von einer Kitzbüheler Kunst kann nicht mehr gesprochen werden. Die Zeiten eines Barockbaumeisters Hueber und die Tage eines Barockmalers Simon Benedikt Faistenberger sind vorbei. Ist deshalb das kulturelle Leben der Stadt tot? Keineswegs, wie wir gleich sehen werden. Stadt bekannter Dichter und Schriftsteller könnte man Kitzbühel bezeichnen, wenn man die Namen wie Alfons Petzold, Raimund Berger, Her- bert Rosendorfer und Helmut Schinagl hört. Kitzbühel, Stadt modernen Kunst- schaffens, so darf man Kitzbühel ohne Ijebertreibung nennen, denn es leben Kustos Dr. Liselotte Plank und Prof. Franz Lettner sowie allen Leihgebern. Das Ferdinandeum nahm mit Freude den Gedanken auf, die Ausstellung ein- zurichten und zu führen und erfüllt damit eine Pflicht gegenüber dem Land Tirol, die Kunst in Kitzbühel, insbe- sondere aber dem „Barock in Kitzbü- hel" von 1600 bis 1800 einem breiten Publikum vorzustellen. LAbg. GR Dr. Otto Wendling dankte dem Land Tirol und dem Ferdinan- deum im Namen der Stadt Kitzbühel und bezeichnete die Ausstellung, ne- ben der Herausgabe der Stadtbücher, als zweiten kulturellen Höhepunkt. Al- len Anwesenden entbot Dr. Wendung den Gruß der Jubiläumsstadt. Landesrat Dipl.-Ing. Dr. Partl sagte in seiner Ansprache, daß die Kunst in Kitzbühel mit der lebensfrohen und fleißigen Bevölkerung des Unterlandes identisch sei. Das Land Tirol ist stolz auf die Tochter Kitzbühel und stolz darauf, daß dieses Kitzbüliel auch die Umgebung befruchten konnte. - Das Land Tirol zeige mit dieser Ausstel- lung allen Tirolern und den verehrten Gästen, was Kitzbühel zu leisten im- stande war und eröffnete offiziell die Ausstellung als ein „freudiges Ereig- nis" des Jahres. Direktor Hofrat Dr. Erich Egg: BAROCK IN KITZBI)HEL Barock und Bayern ist ein Schlag- wort, Ski und Kitzbühel ein anderes. Der Historiker kennt auch noch den „Bergbau und Kitzbühel" - heute ha- ben die Kitzbüheler daran weniger Freude. Aber Barock und Kitzbühel und wirken hier die Maler Hans Bur- ger, Hilde Goldschmidt, Ernst Insam, Karli Monitzer und Friedrich Plahl und die Bildhauer Sepp Dangl und Heinz Sohler. Nicht unerwähnt darf auch Prof. Maria Hofer sein, die mit ihren Tonmonogrammen internationa- le Bedeutung hat. Ein reges künstlerisches Leben ist also in Kitzbühel festzustellen. Doch wie steht es sonst mit der Kulturpfle- ge in Kitzbühel. Darüber wollen wir nun den Kulturreferenten der Stadt Vbgm. LA Hans Brettauer befragen. Herr Vbgm. Hans Brettauer, gerade in Ihrer Zeit wurde das kulturelle Le- ben in Kitzbühel intensiviert. Welche Schwerpunkte sind zu nennen? Ich glaube die kulturellen Leistun- gen sind in erster Linie auf das große Verständnis des Gemeinderates zurück- zuführen. Begonnen hat es mit dem langen Kampf um die Erbauung des Fernsehsenders auf dem Kitzbüheler Thale oder St. Johann, die herrlichen barocken Fresken, Stukkaturen und goldleuchtenden Altarausstattungen in Ebbs, Hopfgarten oder Söll, die Zwie- bel- und Kuppelhauben der Kirchtür- me, aber auch die im Wald versteck- ten Wallfahrtskirchlein in Klobenstein, Heinzenberg, Stampfanger, Brettfall oder Kirchanger - das ist der Unter- länder Barock. Lassen wir die wenigen Werke aus- ländischer, wenn auch hervorragender Künstler in den Rattenberger Kirchen und in Fiecht und vereinzelte Altarbil- der von Innsbrucker Malern weg, dann bleibt ein Bild des Unterländer Barock, das von der künstlerischen Kraft der eigenen Landschaft getragen ist. Die wenigen Zentren haben das Land der weiten Täler und sanften Grasberge mit künstlerischem Reichtum erfüllt und der vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft die Akzente aufge- setzt. Da ist Schwaz, die Stadt der Maler, mit dem berühmten und volkstümli- chen Christof Anton Mayr, dessen zahl- lose Fresken bis hinüber nach Salzburg greifen. Dann Fügen und Zell mit ihren Bildschnitzern Petrus Schmid und Fr. Xaver Nissl, den großen Altarkünst- lern, die wiederum bis in den Pinzgau wirken - und Kufstein mit seinen vor allem im Frühbarock wirkenden Altarwerkstätten, die im benachbarten Rosenheimer Land bis an den Chiem- see hinaus beliebt waren. Und dann, sie alle an Standfestigkeit, Eigenart und Lebensdauer überragend: Kitzbühel. Hier wirkt das Barock 200 Jahre lang. Mit dem frühesten Bildhau- Horn. Damit haben wir Anschluß ge- funden an das Kunst- und Kulturleben der Großstädte. Wir haben dann die Oelbergkapelle am Friedhof mit der Totenleuchte restauriert, die der Kitz- büheler Diplomrestaurator Hermann Mayr durchgeführt hat. Wir haben das Heimatmuseum, das im Kornspeicher untergebracht ist, um- und ausgebaut. In jüngster Zeit haben wir für den 3. Stock vier Wandvitrinen und 14 Pult- vitrinen angekauft und in diesen unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni die Exponate des urgeschicht- lichen Bergbaues und die Funde aus der Urnenfelderzeit neu eingerichtet. Als Kulturreferent haben Sie auch mit Schulfragen zu tun. Was ist auf diesem so wichtigen Sektor geschehen? Wir haben eine moderne Doppel- hauptschule gebaut, mit einem sehr großen Kostenaufwand, auch eine Schu- le für den Polytechnischen Lehrgang und sind nun dabei, im Herbst die
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