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lerisuner Qualität aurcnaus verouncten etwa dem Zillertaler Franz Xaver Nissl sein können. Zeichnung, Fresko und an die Seite zu stellen. Er war außer- Tafelbild tragen den gleichen Stil, der dem ein phantasiereicher Schnitzer des von der Farbe und vom kraftvollen Rocailleornaments an Bilderrahmen, Strich getragen ist und nichts von der Altären und Tragsesseln und so wie Si- Zartheit des Rokoko noch von den mon Benedikt Faistenberger ein be- Lichteffekten als bevorzugter italieni- gabter Gestalter der großen Prozessio- scher Vorbilder wissen will. nen und Feste, die die barocke Gläu- Hier ist allein der Tiroler in seiner eigenwilligen Kunstauffassung gegen- wärtig, der echte Gläubigkeit des Vol- kes mit dem Triumphgefühl barocken Empfindens vereinigt und weder die Heiterkeit und Illusion des Rokoko noch die raffinierten Effekte der italie- nischen Maler kennen will. Hinter diesem Ausbruch barocken Willens stehen zwei religiöse Trieb- kräfte, die für Kitzbühel entscheidend sind, die seit 1640 hier als Seelsorger wirkenden Dominikaner und mit ihnen untrennbar verbunden die zur gleichen Zeit aufblühende Rosenkranzbruder- schaft, der zur Zeit Faistenbergers fast jeder Kitzbüheler angehörte. Die Ma- rienverehrung, der Kult der durch Ge- bet zu erlösenden armen Seelen, die großen Prozessionen und der theatra- lische Karfreitagumgang waren Ereig- nisse, die für die Künstler als ständige Aufforderung zu neuen Arbeiten wirk- ten. Neben Simon Benedikt Faistenberger steht der aus salzburgischer Schulung kommende Bildhauer Franz Offer als der Schöpfer der volkstümlichen An- dachtsbilder des Ecce homo, der Schmerzensmutter und des Oelberges, deren Statuen heute noch verehrt wer- den. Das Ideelle überdeckt bei ihm so- gar die beschränkte künstlerische Aus- sage. bigkeit so sehr liebte. Neben ihm steht bescheidener der Maler Mathias Kirchner, Schöpfer zar- ter atmosphärischer Fresken und handfester Altar- und Andachtsbilder. Überblickt man diese 200 Jahre Kitz- büheler Barock, so sind sie nur zu verstehen aus der Welle einer fast trieb- haften und kraftstrotzenden Gläubig- keit. Der Triumph der nach der Refor- mation neu erstandenen Gläubigkeit des gesamten Volkes. Bürger, Bauern und Landpfarrer waren die Träger und Gestalter dieser kraftvollen Welle des Glaubens, die im Unterland keiner fürstlichen, bischöflichen oder adeligen Führung und Aufmunterung bedurfte. Daraus erklärt sich auch die Volks- tümlichkeit der barocken Kunst. Die Künstler hatten in jüngeren Jahren den Stil ihrer Zeit in Bayern oder Salzburg kennengelernt, in den zahlreichen Auf- trägen ihrer Mitbürger, Bauern oder Pfarrherren fanden sie jene künstleri- sche Stimulans, jenes ihrer eigenen Ge- sinnung gemäße Klima, das für die Volkstümlichkeit ihrer Werke entschei- dend wurde. Sie sagten das aus, was das Unterländer Volk lebte und glaubte. So hat diese Ausstellung bewußt alle fremden Einflüsse, sei es durch aus- wärts wirkende Tiroler oder durch Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 3. Juli 1971 er Hans März noch um 1620 und dem sondern auch im gesamten Werk, von In der zweiten Hälfte des 18. Jahr- Maler Andreas Faistenberger, dem dem die zahlreichen Kirchenfresken hunderts tritt das letzte Künstlerpaar Stammvater der großen Künstlerfami- leider nicht gezeigt werden können, vor uns. Der Bildhauer Josef Lengauer, lie und Schöpfer einer der besten frü- der Inbegriff des Unterländer Barock. ein im gesamttirolischen Rahmen be- hen Stadtansichten überhaupt, das Vo- Er beweist, daß Volkstümlichkeit und deutender Meister in der Art des Münch- gelschaubild der Stadt Kitzbühel. Urwüchsigkeit mit beachtlicher künst- ner Hofkünstlers Joh. Baptist Straub, Ihnen folgen der Bildhauer Benedikt Faistenberger und der Maler Veit Rabl, die die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts nicht nur im Kitzbüheler Raum, son- dern noch mehr im Pinzgau beherr- schen, wo man heute noch ihren Wer- ken auf Schritt und Tritt begegnet. Es war die erste Altarwerkstatt, die in fester Zusammenarbeit allen Aufträ- gen gewachsen war und im Knorpel- werkornament der Altäre echtes Früh- barock präsentiert. Die Schulung der Bildhauer Hans März und Benedikt Faistenberger im oberbayrischen Raum, der mit der Weilheimer Kunst eng ver- bundenen Kernlandschaft des frühen Barock, gibt Kitzbühel neben dem obersten Inntal schon in der Frühzeit eine führende Stellung in Tirol. Ihnen folgen im Stil des pathetischen, faltenwogenden Hochbarock das Brü- derpaar Georg und Ignaz Faistenber- ger, Bildhauer und Maler, in den Jahr- zehnten vor und nach 1700. In ihren Altären erreichen die Ideen Berninis das Kitzbüheler Land. Die dritte Generation bringt in der Malerei mit Simon Benedikt Faisten- berger in den Jahren 1730 bis 1750 den absoluten Höhepunkt des Barock. Er wandelt das höfische Pathos seines Salzburger Vorbildes Johann Michael Rottmayr in einem ebenso kraftstrot- zenden wie volkstümlichen „Kitzbühe- ler Stil" um, der in ganz Tirol allein. stehend ist. Die Ausstellung dokumen- tiert ihn als großen Zeichner und als farbenprächtigen Tafelbildmaler, des- sen kräftige Figuren oft an die über- schäumende Lebensfreude der Unter- länder Ranggler erinnern. Er ist nicht nur in der Ausstellung, städtische Handelsschule zu eröffnen. Und das gehört schon in die Zu- kunft. Welche Pläne gibt es dann wei- ter? Einbau sämtlicher kulturellen Mittel für die städt. Handelsschule mit dem Ziel der Errichtung einer Bundeshan- delsschule und einer Bundeshandels- akademie, wozu wir bereits einen Grund für das neue Schulzentrum er- worben haben. Die Stadt Kitzbühel hat auch ein Buch herausgegeben. Was hat es da- mit auf sich? Das vierbändige Stadtbuch ist das literarische Denkmal der Stadt zur 700-Jahr-Feier. Auf dieses Werk sind wir sehr stolz. Als Schriftleiter haben wir einen Kitzbüheler gewonnen, den Landesoberarchivar Dr. Eduard Wid- moser. Das Buch ist von namhaften Wissenschaftlern aus ganz Oesterreich geschrieben worden und die Anfragen aus dem In- und Ausland beweisen uns, daß wir hier auf dem richtigen Wege waren. Karl Koller Künstlerisches Schaffen, kulturelles Leben und zielstrebige Bildungsarbeit bedürfen einer soliden wirtschaftlichen Grundlage. Diese Grundlage ist für das Kitzbühel von heute der Fremdenver- kehr. Kitzbühel hat an die 200 Fremden- beherbergungsbetriebe und an die 8000 Fremdenbetten. Davon befinden sich in konzessionierten Betrieben 5000, in Privatquartieren 2000 und in Apparte- menthäusern 1000. Im Fremdenver- kehrsjahr 1970 erreichte Kitzbühel erst- mals die Traumzahl von über einer Million Nächtigungen. Wie sich Kitz- bühel zu diesem Fremdenverkehr ent- wickelte, darüber befragen wir nun Karl Koller, den Obmann des FVV und Leiter der Skischule Kitzbühel. Herr Koller, seit wann gibt es in Kitzbühel einen Fremdenverkehr? Bereits seit 1846, als das heute noch bestehende Eisenbad gebaut und in Betrieb genommen wurde. Im selben Jahr wurden schon 500 Kurgäste ge- zählt. Aus dem Gästebuch des Jahres 1892 sind 2000 Fremde eingetragen und 1894 trafen neben den Skifreunden aus Bayern schon die ersten Schneeschuh- läufer aus England ein. Vor dem Aus- bruch des ersten Weltkrieges ist die Gästezahl laut Statistik bereits auf 5000 Personen pro Jahr angewachsen. Der Krieg machte dann alle weiteren Hoffnungen für eine weitere Entwick- lung zunichte. Aber schon im Jahre 1923 wurden in Kitzbühel 20.000 Gäste registriert. Kitzbühel wurde nun mehr und mehr international. Ein bedeuten- des Ereignis und für die weitere Ent- wicklung von großer Wichtigkeit war der Besuch des Prinzen of Wales im Winter 1935. Von da an ging es mit dem Wintersport rapid aufwärts.
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