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Samstag, 3. Juli 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 .. nahm Herr Pfarrer Gasser, dessen Mi- fu r Äus .1. Nachruf r gidi Ehrensberger, Brixen im Thale nistrant und spätere Mesner der Ver- (Aus „KRITIK", Schülerzeitung des Polytechnischen Lehrganges, Kirchbg.) Am Samstag vor Pfingsten starb in Brixen im Thale ganz plötzlich und un- erwartet Herr Aegidius Ehrensberger. Er war der Vater unserer Mitschüle- rin Marianne. Er war ein außerordent- lich gutes Familienoberhaupt und sorg- te für seine sechsköpfige Familie als vorbildlicher Familienvater. Der Verstorbene war Bauer beim Kandler und Gastwirt auf der Kandler- alm. Die Kandleraim hat er sich mit seiner Frau in harter Arbeit aufgebaut und aus der einstigen Alm ein belieb- tes Ausflugsziel „Die K.andleralm" für Einheimische und Fremde geschaffen. Als Kandlerwirt war er bei allen Be- suchern beliebt. Auch der Bau des Lif- tes auf die Kandleraim würde ohne seine Initiative wohl nie zustandege- kommen sein. Herr Ehrensberger war auch, wie sein Vater, ein guter und be- gabter Hilfstierarzt. Die übergroße Beteiligung am Be- gräbnis des Herrn Ehrensberger zeig- te von der großen Beliebtheit des Kandleraimwirtes. Auch wir Mädchen des Polytechn. Lehrganges und eine Ab- ordnung des Knabenlehrganges nah- men an der Beerdigung teil. Herr Ehrensberger war auch Maschi- nist und Fahrer der Freiw. Feuerwehr. Wie wir der Grabrede des Hopfgart- ner Feuerwehrkommandanten entneh- men konnten, hat Herr Ehrensberger in dieser Sparte große Dienste gelei- stet. Im Winter glitt er gerne von der Kandleraim auf den schneebedeckten Hängen auf den Skiern zu Tal. Er war begeisterter Skisportler, Das Jagern war eine seiner liebsten Freizeitbe- zinimerten Kreuzen, sondern das Gei- ßeln. Und daß das Blut in Kitzbühel kräftig spritzte, beweisen laufend Rech- nungen für das Anstreichen weiß ge- kalkter Hauswände, die nach Ostern mit Blut besudelt waren. Ein besonders eifriger Kitzbüheler schaffte sich eine Geißel mit Sperlen, also mit Metall- teilen aus Silber, an. Der Schmerz war vermutlich derselbe, aber die Reprä- sentation war gestiegen. Nachts tran- ken diese Flagellanten Weinessig, um auch die inneren Bezirke des Körpers zur höheren Ehre Gottes zu quälen. In Kitzbühel lassen sich 150 Chri- stusdarsteller belegen und 70 Passions- spieljahre. Das ist auch für das thea- terbesessene Tirol ein Rekord, bei dem kein anderer Spielort in Nord-, Süd- oder Osttirol mitreden kann. In Kitz- bühel war wirklich die ganze Stadt Bühne. Dabei darf man nicht verges- sen, daß ein Theater ja nicht irgend ein Spielchen so am Rande war, auch Aus „KRITIK", Schülerzeitschrift des Polytechn. Lehrganges Kirchberg). Die Beerdigungsfeierlichkeiten für Herrn Volksschuldirektor Josef Hain haben in uns einen tiefen Eindruck hinterlassen. Trotz des hohen Alters des Herrn Pfarrers Christian Gasser gestaltete dieser in Zusammenarbeit mit den Vereinen und der Schulleitung eine würdige Begräbnisfeier. Herr Jo- Photo Richard Jöchler, St. Johann nicht eine kulturelle Leistung unter vielen, sondern das Massenmedium schlechthin war, in dem alle Energien, die heute im Fernsehen, Film, Funk oder Presse verteilt sind, zusammen- flossen. Ein Medium, dessen sich der politisch Mächtige, damals die Kirche, auch sehr gezielt bediente. Ursprüng- lich hat man in der Kirche selbst ge- spielt. Aber schon bald ist ein Spiel vor der Kirche belegt. Da heißt es 1719 „Ein Pun zu machen wegen der Spill auf dem Freithof." Im Zeitalter der Bürgerrenaissance spielten die Kitzbüheler auf dem Platz vor dem Rathaus und schließlich im Rathaus selbst. Nicht umsonst hat ja Max Reinhardt vermerkt, daß man nördlich vcn Verona Freilichtspiele lie- ber bleiben lassen solle. Schon 1545 sahen die Kitzbüheler eine Art Jedermannsspiel vom „jungen Gsöll, der sich bekehrt hat. 420 Jahre sef Hain wurde von den Schülern und Erwachsenen auf seinem letzten Weg begleitet. Grabreden wurden von Be- zirksschulinspektor Walter Bodner, Bgm. Franz Podesser und Schulleiter Günther Ettinger gehalten. Bezirks. schulinspektor Bodner betonte in sei- nem Nachruf, daß wir uns anläßlich des frühen Todes des Herrn Hain be- sinnen sollen, ob wir für unsere Mit- menschen wohl noch ein liebes Wort in der Hast des Alltags bereit haben. Vielleicht ist es ein letztes Wort auf dieser Erde! Die Musikkapelle spielte Trauermu- sik und ein Männerchor sang ein tief- sinniges Lied. Obwohl in Brixen noch die alte Form der Begräbnisfeier herrscht, kommt uns vor, daß die Leu- te andächtig mitgefeiert haben. Paula Hochkogler Herr Direktor Hain hat für Brixen viel geschaffen. Herr Hain war Leiter seiner vielgeliebten Schule. Er führte den Kirchenchor und war in unserer Gemeinde sehr beliebt. Letztes Jahr besuchten wir das 8. Schuljahr in Bri- xen. Als unser Klassenlehrer Günther Ettinger erkrankte, übernahm Herr Direktor Hain auch unsere Klasse. Er hatte ein sehr gutes Einfühlungsver- mögen und wir verstanden uns sehr gut mit ihm. Geduld und Verständnis später hat Kitzbühel wieder einen Je- dermann aufgeführt, das war 1924, das Werk Hoffmannsthals, allerdings im bäuerlichen Kostüm. Mit dem geistlichen Spiel am Fried- hof dürfte es zusammenhängen, daß am Rande dieses Friedhofes, zwischen den beiden Kirchen, dem Volksschau- spieler das erste Spielhaus Tirols er- richtet wurde, das er nicht mehr mit welschen Komödianten teilen mußte. Das war 1707. Darüber hinaus haben sich aus Kitzbühel Kostümlisten er- halten. Da erschien im Sinne einer nach außen gekehrten Psychologie, Ju- das in den Farben des Geizes, gelb der Ueberwurf und blutigrot sein Talar. Die Teufel kamen im üblichen zottigen Kostüm, erschreckten aber durch höl- zerne Küchenpantoffel und durch ei- ne ganz besondere Kostbarkeit, näm- lich durch große Metallmasken. Da be- richtet ein Inventar von „extra großen blechernen Larven". Für die Gegen- 0U'J1 UX.IV VVc,i LLt. schäftigungen. Jede freie Minute ver- Unsere besondere Anteilnahme gilt brachte er im Walde bei seinen Tie- der Familie Ehrensberger, die den Ver- ren. Die Jägerschaft trug den Sarg des lust des vorbildlichen Gatten, Vaters toten Kameraden, gefolgt von Feuer- und Sohnes wohl nie wird verschmer- wehrmännern, der Trauerfamilie und zen können. den übrigen Trauergästen. Tiefbewegt Erika Hetzenauer und Lotte Aschaber Nachruf furVolksschuldirektorJosef *0 Hain,Brixeni.Th.
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