Kitzbüheler Anzeiger

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Photo: Tltto Eichhorn, Kitzbühel. DieStadtmusik nach der Defilierung vor dm Bundespräsidenten beim großen Trachtenumzug am 6. Juni 1971. Samstag, 7. August 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Der Jahrmarkt der Stadtmusik 1971 im 105. Gründungsjahr Den vier „Goldenen" Ton! Sauer, Paul Hochfilzer, Carl Planer und Christian Achhorner Am 7. August 1866, also genau vor 105 Jahren, wurde die Kitzbüheler Bür- germusik gegründet. Sie entstand aus der damals aufgelösten „Knappenmu- sik". Gründer und erster Kapellmei- ster war der Regierungskommissär der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel Dr. Josef Leitner ' der 1874 auf Grund seiner Verdienste um das Musikwesen zum Ehrenbürger ernannt wurde. Die Stadtmusik Kitzbühel besitzt im Jubiläumsjahr „Siebenhundert Jahre Stadt" v i er Mitglieder, die mit dem Diplom für fünfzigjährige aktive Mu- sikertätigkeit ausgezeichnet wurden: Ton! S a i 1 er d. Ä. Paul H o c h f ii z e r Carl Planer Christian Ac h h o r n e r Alle vier Musiker sind noch in füh- renden Instrumenten tätig In nüchte- ren Zahlen ist die 50jährige Musiker- tätigkeit folgend zu bewerten: Rechnet man eine durchschnittliche Proben- und Ausrückungstatigkeit, be- legt durch jahrzehntelange Tätigkeits- berichte auf den Generalversammlun- gen, von 120 pro Jahr, so ergibt dies 6000 Ausrückungen. Bei einer durch- schnittlichen Ausrückungsdauer von nur vier Stunden sind dies 24.000 Stun- den oder zwei Jahre und 296 Tage. Müßte diese Zeit nach dem guten alten Achtstundentag bezahlt werden, und rechnen wir für eine Schichte der Ge- genwart von 250 Schilling, so bringt diese Rechnung bei 24.000 Stunden, sind gleich 3000 Schichte, einen ver- lorenen Lohn von 750.000 Schilling! Das ist der Idealismus der Musiker im ganzen Lande einmal in nackten Ziffern und Zahlen ausgedrückt. In Kitzbühels alter Zeit wurden die Musiker hoch honoriert. Wir entneh- men den Bürgermeisteramtsrechnun- gen des Jahres 1481, daß Bürgermei- ster Hans Satrach „seinen Trompe- tern" nicht weniger als einen Rhein. Gulden ausgegeben hat. Dieser Gul- den war soviel wie ein Jahreslohn ei- nes gehobenen Beamten. Dem Stadt- schreiber Vöglein z. B. wurde im glei- chen Jahre (1481) ein Jahreslohn von ebenfalls 1 Gulden verehrt. Umgerech- net auf das Gehalt eines leitenden Be- amten müßte dieser Gulden minde- stens mit 120.000 Schilling berechnet werden. Im Jahre 1525, dem Jahr des Bauern- aufstandes, erhielten die Trommler und Schwegler für mehrere Ausrückun- gen, die sie auf Befehl des Rates der Rates der Stadt zu absolvieren hatten, 36 Kreuzer (70.000 Schilling nach 'heu- tigern Geld) zuerkannt. 1 Gulden = 60 Kreuzer.) Im Zeichen der Teuerung stand si- cherlich das Jahr 1566, in welchem erstmals urkundlich die Teilnahme der Stadtmusik am Fronleichnamsfest be- zeugt ist. Die Bürgermeisteramtsrech- nungen enthalten folgende Eintragun- gen: „Zum Fronleichnamstag daselbst den Spielleuten geschafft 2 Gulden und 11 Kreuzer." 1587 wurde schon dem Türmer allein mit einem Gulden belohnt, weil er „auf Befehl der Herren des Rates das neue Jahr angeblasen hatte". Die Sänger ih- rerseits, die die „Herren des Rates an- gesungen hatten" erhielten einen hal- ben Gulden. 1730 erhielten die Musikanten für die Mitwirkung bei den wöchentlichen Wetterämtern 2 Gulden. Der Cäcilientag wird in den Bürger- meisteramtsrechnungen erstmals 1738 erwähnt: „Die Musikanten am Cäci- lientag wurden mit 2 Gulden und 45 Kreuzer belohnt." :740 wurden scheinbar alle Musik- aufführungen verboten. Es heißt: „der- malen beschechnes Verbot von Spiel und Tanz"; auch die Tinzitage der Handwerker fielen unter dieses Ver- bot. 1838 nimmt Josef Pirchl an der Erb- huldigungsfeier in Innsbruck mit der Kitzbüheler Musikkapelle und der Schützenkompanie teil. 1845 wird in den Gemeinderatsproto- kollen erstmals der Name „Stadtmusik" erwähnt. „H. Pirchl an Beitrag zum neuen Bombardon für die Stadtmusik, 12 Gulden". Am 27. März 1939 wurden die Reichs- bahnkapelle, vormals Eisenbahnermu- sik, mit der Stadtmusik unter Obm. Peter Sieberer und Kapellmeister An- dreas Kraus vereinigt. Am 1. April fand im Gasthof Harisch die konstituieren- de Generalversammlung statt, die vorn Obmann der Reichsbahnkapelle Franz Neubacher eröffnet wurde. In den Ausschuß wurden berufen: Obmann Ernst Schwaill, Stv.: Franz Neubacher, Schriftführer und Zeug- wart Fritz Schweinester, Kassier: Carl Planer, Archivar Hans Höck, Beisitzer: Kassian Lechthaler und Anton Sailer. Der Jahrmarkt der Stadtmusik ge:at auf das Mittelalter zurück und wird erstmals im Jahr 1356 bekundet. Dr Jahrmarkt dauerte damals drei Tage und acht Tage vorher und acht Tage nachher herrschte Freiung. D. h. die Jahrmarktbesucher waren mehr als sonst vor widerrechtlichen Angriffen auf dem Hin- und Rückweg und wäh- rend des Aufenthaltes in der Stadt vom Marktgericht, d. h. dem Stadt- und Landgericht, geschützt. Die Stadtkapellmeister seit 1866: Dr. Josef L e lt n e r, Alois Gras - wander, Hans Fleckl, Josef Pirchl, 1878 Schestak, 1882 Brunner, Hans Federer, 1890 Anton Rothbacher, 1936 Carl Pla- ner, 1937 Andreas Kraus, 1960 Spp Gast ei g er. Die Obmänner: Josef Pirchl, Josef Feilner, Martin Ritzer, Anton RothDa- eher, Josef Egger, Hans Lechner, Peter Sieberer, Toni Sauer d.Ä., und seit 1949 Paul Hochfilzer. Ehrenmitglieder: Anton R o t h b a c h e r, Dr. Eke- hard Kofler, Peter Sieberer, Max Oberlindober.
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