Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 7. August 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Landtagsvizepräsident Christian Horngacher: sprechen, ehe man den Standplatz be- trat. Ein plötzlich im Pferdestand auf- In Gertrude memoriam Wondracktauchender Mensch I1k Tritt h nen. Diese Am Samstag, 31. Juli ist Frau Staats- verstand es, Fachexperten für ihr Werk Reaktion ist lediglich aus dem Schreck sekretär Gertrude Wondrack bei einem zu gewinnen und sie wußte als Frau entstanden. Spricht man das Pferd tragischen Autounfall tödlich verun- zu den österreichischen Frauen zu vorher an und geht dann erst, ohne glückt. Kaum einige Wochen sind ver- sprechen. Wer in Kitzbühel Gelegen- Scheu, in den Stand, passiert kaum gangen, daß sie noch mitten unter uns heit hatte, Gertrude Wondrack zu hö- etwas. Dasselbe gilt eigentlich für alle war. Bei der Muttertagsfeier im Hotel ren und mit ihr zu sprechen, vergißt Haustiere. Wenn man den fremden Klausner. Auf dem Kitzbüheler Horn die menschliche Wärme nicht, die von Hund freundlich und ruhig anspricht, und im Kreise ihrer Gesinnungsfreun- ihr ausstrahlte. kann man sicher sein, daß er nicht de im Hotel Lebenberg. Deshalb traf Es sei mir an dieser Stelle gestattet, aggressiv wird. Sogar der Wachhund uns die Nachricht, daß Gertrude Wond- von einer bescheidenen großen Oester- im fremden Garten wird irritiert, wenn rack niemals mehr unter uns sein soll, reicherin Abschied zu nehmen. Es sei ihn der Besucher furchtlos anspricht mitten ins Herz. Denn wir meinten ihr für ihre Freundschaft gedankt, die und selbstverständlich weitergeht. Die zuerst, es könne doch nicht wahr sein, sie uns Kitzbühelern schenkte. Wir menschliche Sprache ist für das Tier daß diese vitale herzliche Frau tot ist. wollen Dich nicht vergessen Staats- ein faszinierendes Phänomen. Manche sekretär Gertrude Wondrack! Menschen beherrschen die Kunst. mit Gertrude Wondrack hat nie das ein- fache Milieu vergessen, aus dem sie kam. Sie war stolz darauf, ein einfa- ches Kind der Stadt zu sein. Sie war eine echte Wienerin mit all dem Charm, um später auf dem nobelsten Parkett sicher und selbstverständlich daheim zu sein. Ihre politischen Lehrjahre wa- ren die dreißiger Jahre. Die schreck- liche Arbeitslosigkeit, die Not und die politische Intoleranz. Wenn man sie über jene Zeiten fragte und wie sie in die aktive Politik gekommen sei, machte sie nicht viel Pathos daraus. Ich wurde einfach hineingeboren, in die Sozialdemokratie, sagte sie, wie andere aus einem anderen Milieu in eine andere Bewegung hineingeboren wurden. Diese feine Toleranz, den an- deren Mitbürger verstehen zu wollen, zeichnete Gertrude Wondrack immer und überall aus. Sie war keine Parteiideologin. So sehr für sie die Gesinnung eine Selbst- verständlichkeit war, über die es nicht viel zu debattieren gab, war sie eigent- lich auch im politischen Leben nur Frau. Sie fühlte und kämpfte als Abge- ordnete und zuletzt als Staatssekretär in der Bundesregierung für die Sorgen und Probleme der Hausfrauen. Ihr Lebenswerk war der Kampf um ein modernes Lebensmittelgesetz. Der Ent- wurf dieses modernen und fortschritt- lichen Gesetzes liegt leider unter dem Paket von Gesetzesvorlagen, welche auf eine neue Bundesregierung warten. Es war ihr nicht vergönnt, dieses Werk erfüllt zu sehen. Ein arges Schicksal hat sie mitten aus dieser Arbeit gerissen. Und immer wenn der Tod einen Menschen von der politischen Bühne nimmt, verneigen sich selbst die ehemaligen Gegner. Wir haben das Glück, in Oesterreich ohne politi- schen Haß, ohne blutiger Demonstra- tionen und Unruhen zu leben. Die De- mokratie braucht Menschen verschie- dener Ansichten, aber ehrlicher und fleißiger Mitarbeit am gemeinsamen Vaterland. Gertrude Wondrack war aif ihrem Sezialgebi€t der Lebens- mittelhygiene und des Schutzes der Hausfrau. der Mütter und Erwerbstäti- gen von ausgezeichnetem Format. Sie Tieren zu sprechen, besonders gut. - Dr. Oskar Ganster: Alte, einsame Menschen verbindet mit dem Hund oder mit der Katze eine so Wie verhalt man sich innige Gemeinschaft, daß man von einer Sprache zwischen Tier und mit fremden Tieren • Mensch überzeugt sein kann. Es ver- Es ist kein Zufall, daß Kleinkinder sehr selten von Hunden gebissen, von Katzen gekratzt oder von Pferden ge- schlagen werden. Dagegen sind ängstli- che Erwachsene und natürlich aggres- siv-tierfeindliche Personen meist der- artige Opfer. Das Kleinkind verhält sich noch unverbildet natürlich in der Begegnung mit der Tierwelt. Die Tiere nehmen von Kleinkindern auch schein- bar brutale Behandlungen ohne ernste Abwehr in Kauf. Zweifellos spielt bei diesen Erfahrungen auch der Intellekt unserer Haustiere mit. Die Tiere spü- ren, daß es eben ein Kind ist. Es dürf- ten die harmonischen natürlichen Kin- derbewegungen sein, welche das Tier zu keiner scharfen Abwehrreaktion her- ausfordern. Ganz anders der furchtsa- me Mensch, welcher mit einer unver- muteten prophylaktischen Reaktion gegen das Tier, durch Stöckeschwin- gen, Fußtritte, Steinwürfe und dgl., manchmal ebenso eine scharfe Gegen- reaktion herausfordert. Der moderne Mensch der Industriegesellschaft ver- liert leider immer mehr die natürli- chen Kontakte zur Tierwelt. Er neigt aus dieser Unwissenheit oft zu Fehl- reaktionen bei der Begegnung mit fremden Tieren. Wie verhält man sich Tieren gegen- über? Wenn man einen fremden frei- laufenden Hund trifft oder auf dem Güterweg eine Kuh oder ein Pferd? Wenn man zu Tieren keine Bezie- hung hat, ignoriert man den vorbei- laufenden Hund oder die grasende Kuh und geht ruhig und möglichst oh- ne jede Reaktion weiter. Man soll auch nicht nlötzlich davonlaufen, son- dern dem Tier ruhig aus dem Wege gehen. Bekanntlich respektieren sogar Giftschlangen und Raubtiere das. Wer Tiere nicht fürchtet, aber den- noch sicher sein will, spricht das Tier ruhig an. Bei der bespannten Truppe war es eine Selbstverständlichkeit der Rekrutenausbildung, das Pferd anzu- steht in solchen Fallen der „Waldi" jedes Wort und es versteht Herrl und Frauerl ebenso „was er sagen will". Von der Alm ins Flachland Marktgerechte Produktion durch Ar- beitsteilung im Pinzgauer.Zuchtgebiet Der halbe Almsommer ist vorüber und damit kommt auch der Viehabsatz in den Gebirgstälern wieder in Fluß. Dies trifft im besonderen Maße für das Pinzgauer-Verbreitungsgebiet zu, liegt doch in ihm die halbe Almfläche Öster- reichs. Alljährlich wandern aus diesem Ge- biet, insbesondere nach dem Alm- abtrieb, tausende Pinzgauer-Kühe, -Kai. binnen und Einstellrinder durch Ver- mittlung des Viehhandels und über die Versteigerungen der Pinzgauer Rin- derzuchtverbände vom Gebirge hinaus in die futterreichen Voralpen und Flachlandgebiete und bilden dort die Basis für eine rentable Milch- und Mastwirtschaft mit steigender und marktgerechter Produktion. Das Pinz- gauer-Rind mit seinem großen und leistungsfähigen Verdauungstrakt ist ja auch für die Umwandlung von gro- ßen Mengen Grün- und Rauhfutters in viel Milch und Fleisch besonders geeignet und dankt jedes Kilogramm Kraftfutter mit erhöhter Leistung. - Deshalb hat sich auch im Pinzgauer- Verbreitungsgebiet seit altersher eine für beide Seiten fruchtbringende Ar- beitsteilung zwischen Gebirge und Flachland entwickelt. Das beste Bei- spiel hiefür bietet wohl der Salzbur- ger Flachgau, in weichem rund 38.000 Pingauer-Kühe gehalten werden, weil dieser Bezirk seit jeher eine weit über dem österreichischen Durchschnitt und jenem der übrigen Bundesländer lie- gende Milchmarktleistung aufweist. Diese Leistung ist umso höher zu be- werten, weil praktisch fast alle anfal- lenden Kälber nach 4- bis 6wöchiger
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