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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7. August 1971 ehen Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Feldmarschall Al- brecht und viele andere, deren Aufzäh- lung zu lange dauern würde. Und so kommt es dann vor 100 Jah- ren, am 14. April 1871, zur Gründung des 1. Tiroler Veteranenvereines Waid- ring unter dem allerhöchsten Protek- torate Seine Kaiserlichen Hoheit wei- land Erzherzog Albrecht. Im 1. Vereinsvorstand waren laut Chronik: Unterrainer Christian sen., Wirt an der Brücke, Obm. und Kom- mandant, Salchner Paul, k. u. k. Forst- wart, Obmann-Stv., weitere Ausschuß- mitglieder: Unterrainer Christian jun., Wirt, Soder Franz, ehem. Schützen- leutnant, Kassier, Brüggl Blasius, Be- sitzer des Diechtlergutes, Sekretär und Schriftführer, Singer Norbert, landsch. Steuereinnehmer, Fähnrich, Kaiserer Stefan, Wirt zu Adolarie, Fahnenjun- ker, Mira Oxenbauer geb. Freiin von Gredler war Fahnenmutter, d. 1. Tir. V. V., Fahnenmutter-Stv. war Lola Ed- le von Hofer. Mit Erlaub wurde gerne die traditionelle Tiroler Kaiserjäger- Uniform als Vereinsuniformierung aus- gewählt. Die Zielsetzung des Vereins bei sei- ner Gründung war eigentlich eine ganz einfache, umso edler aber die Motive: Pflege der Kameradschaft unter den Mitgliedern im Sinne der Tiroler Hei- matliebe. Wie die Geschichte des Ver- eines in den vergangenen 100 Jahren zeigt, sind Kameradschaft und Heimat- liebe Tugenden, die man als die wert- vollsten in der menschlichen Gesell- schaft bezeichnen kann und die auch unter wechselnden politischen Ge- schicken unverändert gültig geblieben sind. Es hat sich also damals in Waid- ring eine Gemeinschaft im Dorf gebil- det, die auch durch die verschiedensten Ereignisse von außen nicht zerstört werden konnte. So wurde am 8. Au- gust der Verein durch die Bezirks- hauptmannschaft Kitzbühel umgewan- delt in ein Kriegscorps und nannte sich 1915 Kriegerverein Erzherzog Albrecht, mit genehmigten Statuten der Tiroler Landesregierung. Während des 1. Weltkrieges 1914- 1918 wurden die Uniformen zufolge Not und Mangel von den Besitzern oder deren Familien aufgebraucht. Bei den Ausrückungen gingen die Mitglie- der dann nur mit Armbinde. Am 29. Juni 1919 beschloß die Vollversamm- lung das weitere Bestehen des Verei- nes. Bei der Kriegerwallfahrt zu Fuß nach Maria Kirchental am 5. November 1919 nahmen 126 Heimkehrer teil, Ab- marsch war um 1 Uhr früh. Initiator und Organisator bei der Neu- bzw. Wiederuniformierung im Jahre 1938 war unser Präsident Korn.- Rat Johann Obermoser, damals Vize- bürgermeister und Besitzer des Duller Anwesens in Waidring. Im 2. Weltkrieg mußte sich der Verein dem Reichs- kriegerbund einordnen. 1945 sehen wir unter Obmann An- drä Brandtner sen., Besitzer des Gast- hofs Waidringer Hof den Verein wie- der neuerstehen. Zur Förderung der Kameradschaft gehörte es von Anfang an, statutengemäß die Kameraden in Krankheits- und Sterbefällen zu un- terstützen und korporativ an Begräb- nissen der Mitglieder teilzunehmen. Der Pflege der Kameradschaft und Heimatliebe sowie der Tradition hat er durch Jahrzehnte herauf gedient, wenn die Mitglieder vor allem, an kirchlichen und weltlichen Festen teilgenommen haben. An Festschießen, Enthüllungen von Denkmälern, so 1878 am Paß Strub, an den Kriegerdenkmalenthül- lungen in nahezu allen Nachbargemein- den oder 1909 und 1959 an der 100 bzw. 150-Jahrfeier der Tiroler Freiheits- kämpfe. Es mag dies alles in unser unruhig gewordenen Welt bescheiden klingen, aber der Wert dieser gemeinsamen Tätigkeit für die Pflege der Dorfge- meinschaft muß doch als sehr groß bezeichnet werden. Es geziemt hier, die Namen der Kommandanten zu erwähnen, die seit der Gründung bis heute die Verant- wortung getragen haben. Ich nenne hier den Gründungsobmann und 1. Kommandanten Christian Un- terrainer, Bruckwirt in Waidring, von 1871 bis 1887, Brantner Anton, Rein- weber bis 1907, Granbacher Michael Leopold, Kramer bis 1910, Schmied Hyronimus Kramer bis 1921, Brantner Anton, Waldhäusl bis 1924, Schwaiger Johann, Meisterschneider bis 1931, Ge- org Foidl, Vongenalbauer bis 1938, An- drä Brantner, Waidringerhofwirt von 1945 bis zu seinem Tod 1960, Köck Se- bastian bis 1970 und schließlich 1970 unser jetziger Kommandant Hans Un- terrainer. Es war sicherlich ein glücklicher Be- schluß, der Kameradschaft der Heim- kehrer des 2. Weltkriegs, auch in den 1. Tiroler Veteranenverein einzutre- ten. Damit zeigte Waidring in tirole- risch, föderalistischer Weise, daß es keines Anstoßes von außen bedarf, um gemeinsam ideale Ziele zu verfolgen. Selbstverständlich haben sich um den Verein auch immer Persönlichkei- ten bemüht und es ist mir eine Ehre, im Anschluß an die eingangs genann- ten Namen aus der alten Monarchie, den derzeit lebenden Ehrenmitliedern hier besonderen Dank zu sagen. Frau Elise Walti sen., Post-Muata, Herrn Franz Wiedmoser, Hauptmann a. D., Bundesobmann des Tiroler Kaiserj ägerbundes, Herrn Unterrainer Johann sen., Altbür- germeister, womit in diesen 100 Jahren der Grün- dungskommandant ein Unterrainer war und der jetzige Jubelkommandant ein Unterrainer ist, sich die Namens- kette also wieder schließt. Mit der Nen- nung der Kommandanten möchte ich jedoch aller Mitglieder gedenken, die den Verein mit Leben erfüllt haben. Eine Ausnahme sei mir gestattet, Josef Foidl, geb. 1848, Fischerbauer in Waidring, diente dem Verein 50 Jahre als Fähnrich. Den jetzigen Vorstand repräsentie- ren: Hans Unterrainer, Weindibauer, wie erwähnt als Kommandant, Johann Steiner, Postbeamter als Kdt.-Stv., Hans Brandstätter, Forstarbeiter, Kassier, Michael Grander, Stindibauer, Schrift- führer, Johann Georg Endstrasser als Vertreter der Präsenzdiener, Christian Brantner, Hauserbauer, Fähnrich, Jo- hann Millinger, Schöttlbauer, Fähn- rich, Peter Hechenbichler, Altbürger- meister, Stefan Walti sen., Postwirt, Se- bastian Köck sen., mit nochmaligem Dank für seine 10jährige Kommandant- schalt und nicht zuletzt dem Ehren- mitglied Altpräsidenten des Tiroler Landtages Komm.-Rat Johann Ober- moser, der durch Jahrzehnte dem Ver- ein besonders beistand. Verehrte Festgäste, es würde zu weit führen, Ihnen die Leistungen vieler weiterer Waidringer im Rahmen des Veteranen-Vereins einzeln vor Augen zu führen sowie allen Spendern na- mentlich zu danken. Ich müßte mit Erzherzog Viktor Lud- wig beginnen, der seinerzeit als beson- derer Gönner im Jahr 20 Gulden dem Verein gewidmet hat, (umgerechnet eine beachtliche Summe) und sind es bis heute herauf viele, viele Gönner und Spender, die den Verein unter- stützt haben. Wenn sich heute unser Waidring, als Ort mit 313 Häusern, 1357 Einwohnern und einem blühenden Fremdenverkehr darbietet, so ist es schön, im schnellen Schritt der heutigen Entwicklung, das in 100 Jahren gewachsene - Dauern- de und Beständige des 1. Tiroler Ve- teranen-Vereins als unser eigen nennen zu können. Vielleicht sollten wir uns aber doch vom alten Inhalt des Wortes Veteran etwas trennen und uns bemühen, im 1. Tiroler Veteranenverein einen Zu- sammenschluß verstehen, der beson- ders geeignet ist, die Kameradschaft, aber auch die Heimatliebe, im Sinne soldatischer Treue, in die Zukunft wei- terzutragen und zu erhalten. Wenn uns das gelingt, dann wird es sicher möglich sein, daß auch unsere jüngeren Mitbürger, die gottlob keine Feldzüge und Kriege mitmachen muß- ten, jedoch im Oesterr. Bundesheer gedient haben, in unseren Reihen einen Platz finden, im Wunsch und Bestre- ben einer weiteren glücklichen Ent- wicklung unseres geliebten Heimator- tes Waidring, unseres Landes Tirol so- wie unseres Vaterlandes Oesterreich.
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