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Photo Utto Eichhorn, Kitzbühel Samstag, 14. August 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Die ølbergkapefle mit der Totenleuchte Univ.-Doz. Dr. Dieter Assmann wies in seinem wertvollen Beitrag im vier- ten Band des Kitzbüheler Stadtbuches mit Recht darauf hin, daß die Kapellen bislang selten eine eigene Bearbeitung erfuhren. Und doch sind auch die vie- ln kleinen Kapellen für den Ethnolo- gen, der sich eingehender mit der Frömmigkeit eines Volkes befassen will, eine wichtige Aeußerung, die nicht unbeachtet bleiben darf. Mit seinem Beitrag schloß Dr. Assmann eine Lücke und weist nach, wie viel Volksgut sich in diesen Kapellen erhalten hat und such gepflegt wird. Die Erhebungen machte Dr. Assmann in den Jahren 1969 und 1970. Er erfaßte in den Ge- meinden Kitzbühel, Reith, Aurach, ochberg und Oberndorf 54 Kapellen und veröffentlichte insgesamt 78 Ab- bildungen. Ueber unsere Oelbergkapel- le auf dem Friedhof berichtet Dr. Ass- mann: Wenngleich bei der Vorführung der einzelnen Kapellen weder ihr Alter, noch ihr Aussehen maßgebend sein soll, so ist doch der erste zu behan- delnde Bau zugleich auch der älteste. An die gotische Totenleuchte inmitten des Friedhofes - ähnliche Beispiel in Tirol sind uns in den Friedhöfen von Schwaz, Brixen, Lana, Ler.gmoos und Wangen erhalten - die zur Aufnahme eines Lichtes für die am Friedhof ruhenden Toten diente (eine Lichtstif- tung „vor die totenpain" ist uns für Kitzbühel bereits aus dem Jahre 1373 erhalten), wurde hier eine kleine, vor- ne offene Kapelle angebaut. Vor ihrer Restaurierung im Jahre 1965 bedeckte ihren Fußboden nahezu zur Gänze ein Marmorepithaph von 1453, der auch als Anhaltspunkt für die Erbauungs- zeit diente. (siehe Dr. Othmar Krüpl m Kitzbüheler Anzeiger Nr. 27/1965). Er bestätigt übrigens auch für diesen 'all die ursprüngliche „Exklusivität" der Kapelle, die der eingangs erwähn- :en Definition entspricht. Ueber dem Eingang und im Inneren sind Wandgemälde erhalten, die ehe- mals wohl die wichtigsten Passions- szenen zum Inhalt hatten, von denen aber nur mehr einige gut erkennbar sind (Abendmahl, Fußwaschung, Oel- berg, Gefangennahme); in den Feldern des einfachen Sternrippeng ewölbes des fast quadratischen Baues sind Engel mit den Leidenswerkzeugen gemalt. Nach Dr. Erich Egg (Stadtbuch Drit- :er Band, Seite 258) könnten die Ma- :ereien eine Arbeit von Jakob Krem- ser, einem Vertreter der Spätrenais- sance, aus der 2. Hälfte des 16. Jahr- aunderts, sein. Im Spätbarock erhielt die Kapelle ihren figuralen Schmuck: außen Figu- ren des Schmerzensmannes und der Mater dolorosa, im Inneren eine aus- drucksvolle Oefterggruppe; Arbeiten von Franz Offer aus der Zeit um 1740. Im Bild der Schmerzensmann. Aus- druck und Kostüm des Leidensmannes sind jene der Darsteller der barocken Spielprozession am Karfreitag. Im theatralischen Bereich etwa als Chri- stus im Vordergrund zu stehen, war seinerzeit zu verlockend. (Dr. Norbert Hölzl in „Theater in Kitzbühel", Drit- ter Band.) Franz Offer, der Schöpfer des Schmer- zensmannes, arbeitete 1717 noch als Geselle beim Bildhauer Georg Mayr in Mittersill und heiratete 1720 in Kitzbühel die Tochter des verstorbe- nen Altartischle:s Franz Länner. Da- durch wurde er in die Bürgerschaft aufgenommen und lebte in Kitzbühel bis zu seinem frühen Tode 1753/54. 1733 schnitzte er in der Kirche Bram- berg im Pinzgau die schöne Gruppe der Taufe Christi auf dem Taufstein und die 12 Apostel. 1739 schuf er zu- sammen mit dem Tischler Georg Leng- auer von Kufstein den Hochaltar in Kirchbichl, von dem aber nur mehr die Statuen der hl. Gabriel und Anna im Chor erhalten sind. In Kitzbühel schnitzte er außer den Figuren der Oelbergkapelle die Altarengel der Re- robichlkapelle und in Jochberg die Kanzelfiguren. Der bewegte, aber tei- gige und schwerflüssige Faltenwurf und die abstehenden Ohren kennzeich- nen den volkstümlichen Stil dieses Kitzbüheler Meisters. Als weitere be- deutende Arbeiten von Franz Offer sind die Figuren der drei Altäre der Pfarrkirche in Krimml und die zwei Seitenaltäre in Felben, Salzburg anzu- sehen. Nicht erhalten sind der Kruzi- fixus in der Unterkapelle der Licb- frauenkirche (1742) in Kitzbühel und der Bruderschaftsaltar in der Pfarr- kirche in Ebbs. Gemäß seiner Ausbil- dung bei Georg Mayr in Mittersill zeigt Offers Werk im kräftigen, aber weichen Faltenschwung noch einen Nachklang des bewegten Hochbarocks. In der z. Z. zu sehenden Ausstellung im Landesmuseum Ferdinandeum in Inns- bruck sind von Franz Offer fünf Figu- ren zu sehen. Der Schmerzensmann in der Exposi- turkirche in Aschau und die Taufe Chri- sti aus der Pfarrkirche in Bramberg, der hl. Christopherus und der hl. To_
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