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Samstag, 21. August 1971 Kitztüheler Anzeiger Seite 13 Von der Balthosar»Waltlm 1 Ausstellung n Kirchdorf 51 Oelgemälde und Kohlezeichnungen in zwei Schulklassen Am 14. August 1971 wurde in der Volksschule Kirchdorf von Bgm. Mi- chael Nothegger die Gemäldeausstel- lung zum Gedenken an den Kirchdor- fer akad. Maler Univ.-Prof. Baithasar Waltl eröffnet. Der Eröffnung wohn- ten auch die drei Töchter des Künst- lers, Marianne Waltl, Hedwig Kyri und Irene Neuschmied, die drei Ehrenbür- ger der Gemeinde Kirchdorf Präsident Komm-Rat Johann Obermoser, Altbür- germeister Eder und Sprengeiarzt Dr. Gleirscher, weiters Nationalrat Paul Landmann, Bgm. Hermann Reisch, die Gemeinderäte von Kirchdorf sowie vie- le Persönlichkeiten aus dem Geschlecht der Waltl bei. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister sprach Re- dakteur Wörgötter die Einführungs- worte. Diesen entnehmen wir: Balthasar Waltl wurde am 3. März 1858 in Kirchdorf geboren. Sein Vater war der Georg Waltl, Gastwirt und Bauer beim Wintersteller, und seine Mutter die Katharina Rothbacher,Toch- ter des Josef Rothbacher und der Ka- tharina geb. Bachmann, gewesene Bau- ersleute zu Kramern in Erpfendorf. Taufpriester war Kooperator Simon Schmid, Taufpatin die Auschmiedmei- sterin Anna Mayr geb. Waltl, und Heb- amme Maria Grander. Baithasar Waltl besuchte zuerst die Kunstgewerbeschule in Innsbruck und dann - empfohlen von seinen Leh- rern und Oberrealschuiprofessor Ga- briel v. Kaler - die Kunstgewerbe- schule in München. Diese verließ er 1877 als bester Schüler und wurde dann in die Kunstakademie von Mün- chen aufgenommen und studierte bei den Professoren Gabi und Seitz. Fleiß und gutes Empfinden machten Waltl auch zu einem guten Akademieschü- ler, dem eine glänzende Zukunft vor- ausgesagt wurde. Am 11. August 1890 schloß er in Kitzbühel mit der Pfnittbäckermei- sterstochter Anna Mayr die Ehe und übersiedelte nach Kitzbühel, wo er bis 1902 blieb. In dieser Zeit betätigte er sich vorwiegend als Porträtmaler und es entstanden die Werke Rupert Win- tersteller, Maria Mamoser, Johann Nothegger, Anna Waltl, Wolfgang Aig- ner. Delewo von Lieder, Martin Taxer, die Kinderporträts (die alle in der Ausstellung zu sehen sind) und viele andere. Im Auftrag des Konsistoriums in Salzburg schuf er 1897 die Kreuzweg- stationen. der Kirche Waldring (da die alten Stationsbilder der Mission Ma- rianhill in Südafrika übergeben wur- den), die Kreuzwegstationen der De- kanatskirche in St. Johann, Altarbilder der Kirchen in Reith bei Kitzbühel, in Fieberbrunn, in Hollersbach und in Gurk und restaurierte die Decken- gemälde von Simon Benedikt Faisten- berger der Pfarrkirche in Ellmau, schuf im Chor ein eigenes Decken- gemälde und im Presbyterium die Gruppenbilder „Die Anbetung des Al- lerheiligsten" und die „Vier Evangeli- sen". Im Jahre 1902 übersiedelte er in die Landeshauptstadt Innsbruck, wo er Darstellend Hedwig Kyri geb. Waltl (:894), 3 Jahre alt, in der Brixentaler Tracht und mit dem Geinzel. Nach dem Tode des Vaters verzog die Fami- lie nach Budapest, wo die Mutter be- g:aben liegt. Die Töchter kehrten nach Oesterreich zurück. Es vergingen 62 Jahre, bis Hedwig, die wie Marianne im Pfnittbäckhaus (heute Bäckerei Vittur) geboren wurde, 1964 wieder ihre Heimatstadt Kitzbühel sehen konn- te. Die Jüngste, Marianne, wurde in der Villa Waltl in der Bahnhofstraße (heute Haus Dr. Ebersberg) geboren. sich im Neubau der Handelskammer in der Meinhardstraße ein Atelier ein- richtete. Er porträtierte den damali- gen Landeshauptmann Franz Ritter v. Rapp u. a. Schon im ersten Wirkungs- jahr in Innsbruck gelang ihm die Ein- richtung einer Ausstellung beim „Kunsthistorischen Kongreß", im fol- genden Jahr eine weitere Ausstellung und 1907 eine dritte. Die weiteren Höhepunkte seines Klinstierlebens zu genießen, wurde ihm durch seinen frühen Tod ver- wehrt. Es waren dies seine Ernennung zum Zeichenprofessor an der Univer- sität Innsbruck, die Erringung der Sil- bermedaille bei der Weltausstellung im Sommer 1908 in St. Louis in Ame- rika und die Jubiläumsausstellung in Innsbruck anläßlich der Vollendung seines 50. Lebensjahres im Herbst 1908. Die Silbermedaille in St. Louis errang er mit den beiden Werken „Glasermeister Heller" (Salzburg) und „Holzknecht". Waltl starb am Pfingstmontag, 8. Ju- ni 1908. Auf dem Sterbebett hiet er das Dekret über seine Ernennung zum Universitätsprofessor in den Hän- den. In dieser gehobenen Stellung hät- te er sich, finanziell gesichert, voll der Kunst widmen können. - Das Schicksal betrog ihn um diese Gunst und die Nachwelt um ein noch rei- cheres künstlerisches Erbe. Der „Tiroler Anzeiger" vom 11. Juni 1908 schrieb zu seinem Tode: .‚Mit Baithasar Waltl starb einer unserer Besten. Er hat die Kunst ernst genom- men. Ihm war es ein Bedürfnis, im Dienst der Göttin Kunst zu arbeiten. Er malte die Rauchküchen und Bau- ernstuben seiner Heimat und besaß großes Ansehen im Porträt, das er mit geringsten Details zur Vollendung führte. Es war ihm nichts unwichtig oder nebensächlich. Jedes Barthaar, jeder Westenknopf und jede Kleider- falte, nichts war im unwichtig. Waltl war ein virtuoser Kolorist und liebte seine Heimatkunst." Die Ausstellung in Kirchdorf wurde vom Kitzbüheler Dipl.-Rest. Hermann Mayr eingerichtet. Wir verdanken sie dem Gemeinderat unter Bgm. Noth- egger und insbesondere dem Organi- sator GR Hans Embacher, ohne des- sen Tätigkeit der Wunsch nach einer solchen Ausstellung, die den heimi- schen Künstler unserer Generation wieder in Erinnerung bringt und die schon seit 1958 geplant war, wiederum nicht in Erfüllung gegangen wäre, und wir hoffen, daß die Ausstellung von vielen Kirchdorfern besucht wird. Der heimische Maler Univ.-Prof. (die- ser Titel gebührt ihm) Balthasar Walti darf in seinem Heimatbezirk nicht ver- gessen werden. Im Namen der Töchter sprach Frau Hedwig Kyri geb. Waltl allen jenen, die zur Gestaltung der Ausstellung bei- getragen haben und allen jenen, die sich zur Führung und Aufsicht zur Verfügung stellen, den Dank aus. Die Freude der Töchter über die Ehre, die dem Vater und Künstler mit dieser Ausstellung zuteil wird, sei grenzenlos. Wie wir von GR Hans Embacher er- fuhren, wurde die Ausstellung am Sonntag, 15. August von über 500 Per- sonen, Gästen und Einheimischen be- sucht. Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 29. August geöffnet. Besuchs- zeiten täglich von 9 bis 11 und von 17 bis 20 Uhr!
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