Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
PhoLo Utto Eichhorn, KitzüheI Samstag, 21. August 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Namenkunde der Stadt und Gemeinde Ki'tzbuDahei Der Stadtname vom ersten Auftreten bis zum Werden der Stadt Aus „Namenkunde des Kitzbüheler Raumes" von Prof. Dr K. Finsterwalder im 4. Band des „Kitzbüheler Stadtbuches") 1165 Marquardus von Ch:zbuhel als Zeuge bei einer Schenkung an Kloster Herrenchiemsee (erste Erwähnung). 1202 Kitzinspuhel, bei Th. Ried, Co- dex diplomaticus Ratisbonensis 1 268. 1255 Chytzpuhel, Salzburger Regesten 1, Nr. 243. - 1271 Chizzingesbühel in der 2. Zeile der Stadterhebungsurkunde und in der letzten Zeile wieder „da- tum apud Chitzingensbühel" =281 Chitzpuhel, Salzburger Regesten 1, Nr. 1014. 1295 Chitzpuhel, Regesta Boica IV, 596. 1297 Chitzpuhel und Chiztpuhel in den Urkunden über die Schen- kung der Schattberg und Ehren- bachweiden. 1315 Chicpühel und 1317 Kitzbühel, beides in Regesta Boi- ca V, 313 bzw. 352. Das Wort „Bühel" wird im ganzen Oesterreichisch-Bayerischen zweisilbig gesprochen, eine Aussprache ‚Kitzbühl' (einsilbig) wie beim fränkischen Ort Dinkelbühl und bei schwäbischen Or- ten ist hier nicht angebracht. Es ist sicher, daß nur eine Person namens Chizzo (Kitzo) als Namengeber in Be- tracht kommt. Unser Personenname Kitzo (Chizzo) ist schon im 8. Jahr- hundert nachzuweisen. Der Sinn des Namens „Kitz" deutet auf ein Kose- wort, in zärtlicher Zwiesprache der Mutter mit dem Kleinkind geschaffen: Mit einem Personennamen Kizzo ist auch der Stadtname Kitzingen in Un- terfranken gebildet. Kitzbühel bedeu- tet also „Bühel des Siedlers oder Rit- ters namens Chizzo". Urkundlich genannte Ertlichkeiten, Straßen und Siedlungen im Stadt- bereich, im Burgfrieden und am Schatt- berg: 1297 Urkunde Herzog Rudolf II. von Bayern .....unser zway guet zu Schatperg und Ernpach" 1322 ChuntzGerolts äcker auf der Tbi- rich (lies Twirch) und das mösl zu Ecking dabei gelegen (später hier Gwürchfeld) 1322 Watscher auf dem mittern Högl (Hegil) 1362 Sölwisbach, in zwei verschiede- nen Urkunden im Stadtarchiv Kitzbühel, Selbizpach genannt, am Schapperch pey dem Sewis- pach, 1428 bzw. 1500 Kaspar Probst sein Selbisn, die Selbisn bei den Krautviertel, 1460 Selbis- bach, 1430 auf dein Selbispach. 1600 .....zween päch, der am der Sölbispach und der ain der Clausenpach genannt. Sälbispach alda d. Grempach darzue khumbt. Beide pach werden alßdann der Gennpach genannt. Sölwispach ist jetzt Gänsbach auch für die Laufstrecke unterhalb des Bür- gerspitals; der Grembach ist der Pfarraubach; (siehe auch Dr. Ass- mann „Kapellen in und um Kitz- bühel" „Gröbenkapelle" zu Burg- stall, heute Reischkapelle). - Steuerbereitung 1629: „die ge- main Söliwisen zu negst ober- halb erwähnten Hundtsmoos" 1357 Lend 1380 in Pachlinch (im Burgfrieden), später „Pächling" auf d. Cassten 140') unter den Räuten, Rodungen, pey dem Grutten und „acker an dem Chirchpühel" 1412 Prunpühe pey dem Lakchner 1455 Schüczenpewnt (Schützenpoint) auf dem Mitterhögl 1456 Siechenpach 1473 Mäustal hat inne Michel Kabß (Kapsburg) 1456 Mawstal 1455 kommt -in einer Urkunde des Stadtarchivs ein Flurname für ei- nen bedeutenden Grund „Latran" öfter vor. Mit diesem Latran scheint der Name der alten wichtigen Gemeinschaftsalm am Glantersberg (Kelchsau) des Ber- ges darüber vergleichbar zu sein. Er heißt 1607 Lodron und Ladron, wird aber in der Mundart „ladrun" gespro- chen. Als Wurzel des Namens ist ein romanisches ‚.laternau" denkbar. Der Stamm des Wortes dürfte auch in dem romanischen Wort ‚.ladritsch (gemau- erte Heuhtittei vorliegen. Es gibt auch Ableitungen „latrarius" und „laterina", „Ziegelei", die ihrerseits ja doch nur zu „later" gestellt werden können; hievon leitet Ernout-Meillet den Na- men des Stadtteils von Rom, Latera- nus, ab. Da nach diesem Werk die Grundbedeutung von „later" =Stein- platte" wäre, kann man den Namen der Hochalm Lodron (auf 1696 See- höhe) und den Namen bei Kitzbühel am besten unter einen Nenner bringen, wenn „laternau" „aus Platten gefügte Feuerstelle" bedeutet hat. Eine solche ist noch am Berg leicht denkbar, auf dem Boden des späteren Kitzbühel mag eine solche Feuerstelle aus der Vor- geschichtszeit gestammt haben und von Romanen in diesem Namen fest- gehalten worden sein. Das Geschlecht der Grafen Lodron kommt als Urhe- ber der Namen „latran" nicht in Be- tracht. U. a. weil dieses aus Weisch- tirol (Lodrone) stammende Geschlecht erst zu Anfang des 17. Jahrhunderts im Brixentale Almanteile erwirbt. In der Urkunde vom 14. Juli 1455, in welcher der für Kitzbühel so wich- tige Name „latran" vorkommt, werden auch folgende Familiennamen bzw. Flurnamen erwähnt: Personennamen: Zerer, Petern Kalssinnger, Hannsen Pscheidl, Hanns Goldschmid, Urs Lech- nerin, Michel Roerl, Diemut Haitlerin, Jacob Kupfersmids, Nicla Schuester, Gred dy Kupfersrnidin, Kubler, Hann- sen. Flurnamen: „die twerchen äkher" = gemeinschaftliche Aecker; Mawrach gatter, „die aecker, die gein Latrari im- gen", die aecker zwischen der Schap- pergassen untz an des Goldschnids aeckher, „durch ein legken (,‚lecke"
< Page 2 | Page 4 >
< Page 2 | Page 4 >