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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 28. August 1971 der damalige Inhaber des Turns zu Ried, Otto von Haslang aus dem baye- risch-tirolischen Adelsgeschlechte die- ses Namens, leicht mit Herzog Stefan von Bayern und durch ihn mit Mar- garetha Maultasch bekannt geworden sein konnte. Von Ried aus ist schließ- lich ein Besuch und ein kürzeres oder längeres Verweilen der Gräfin auf dem nahen Juffing immerhin leicht mög- lich gewesen. So würde sich auch hier wieder erweisen, daß hinter alten Über- lieferungen und oft sagenhaft anmu- tenden Erzählungen meist mehr Wahr- heit steckt, als man gemeinhin kriti- scherweise anzunehmen geneigt ist. Margarethe Maultasch in Fieberbrunn Im Heft „1000 Jahre Fieberbrunn", herausgegeben von Gottfried Haben, Gasthof „Neue Post", Fieberbrunn, be- richtet Albertine Luhde-Ilg unter dem Titel „Fieberbrünnlein" u. a.: „Es begab sich, daß die mächtige, wegen ihrer raschen Handlungsweise im ganzen Tirolenland gefürchtete und auch wieder geliebte Herzogin Marga- rethe, des Erzstammes einzige Toch- ter, zubenannt die „Maultasche", auf einem Waidzug in einem stillen, weg- ab gelegenen Tal erkrankte. Von einem Köhler erfuhr sie: nahe in einem an- mutigen, von einer blitzblanken Ache durchrieselten Waldgrund solle ein Brünnlein aus der Erde quellen, dessen klare Flut die ärgsten Fieberhitzen zu kühlen imstande wäre. Von der Hand fürsorglicher Frauen gestützt, unternahm die Fürstin das Wagnis, ihren fieberglühenden Körper der milden, weich um ihre Glieder schmeichelnden Flut anzuvertrauen. Behutsam setzte die Herrin den za- genden Fuß in das heilbringende Naß und mehr denn ein heftiger Fieber- schauer durchrann ihren energiege- stählten Leib bei der ersten Berührung mit dem kalten Element. Aber je tiefer sie die Glieder tauch- te und je mehr sie sich vom Ufer ent- fernte, desto wohliger ward ihr zumu- te. Alle Krankheitsempfindung schien mit einemmal geschwunden, in dem braunen, moorigen Wasser, und ganz die alte Maultasche wieder, haschte sie mit gewohntem Uebermut nach den in leisen Rhythmen sie umspielenden Wellen Und weit in das Land hinein ver- breitete sich der Ruf der Fieberquelle, die der mächtigen Fürstin die Gesund- heit schenkte. Von der Verfasserin wird jedoch kein einziger Beleg angegeben, wo- durch der Aufenthalt der Gräfin in Fie- berbrunn bezeugt ist. So wird es auch hier in Fieberbrunn sein wie in Juf- fing: auch in oft sagenhaft anmuten- den Erzählungen steckt meist mehr Wahrheit als . Das außerordentlich vielseitige und für einen weiten Umkreis repräsenta- tive Tiroler Landesmuseum Ferdinan- deum in Innsbruck zeigt bis und mit September (Sonntag, 3. Oktober letz- ter Ausstellungstag) etwa 100 Kunst- werke, welche die im 17. und 18. Jahr- hundert erreichte Blütezeit kirchlicher Malerei und Plastik im nordöstlichen Tirol abseits des Inntales veranschau- licht. Das Bergstädtchen Kitzbühel, wirtschaftsgeschichtlich bedeutend durch seinen Bergbau im 16. Jahrhun- dert und in unserer Zeit zu neuem Ansehen gelangt durch den Winter- sport, ist vor 700 Jahren in den Rang einer Stadt erhoben worden. Es feiert das Jubiläum vor allem damit, daß es die im Hoch- und Spätbarock in sei- ner Region geschaffenen Werke kirch- licher Kunst aus weit zerstreuten Standorten sammelt und in dem viel- besuchten Museum der Landeshaupt- stadt Innsbruck vereinigt. Das Erzbi- schöfliche Ordinariat in Salzburg gab seinen Segen zu der temporären Weg- nahme so vieler bedeutender Kirchen- zierden, die eine wahrhaft volksver- bundene Kunst repräsentieren. Als Museumsdirektor setzte sich Erich Egg für die Gestaltung der sehr viel Un- bekanntes bietenden Schau ein, und Kustosassistent Gert Ammann bearbei- tete den Katalog mit den biographi- schen Angaben und Würdigungen von zahlreichen Künstlern. Aus dem auch dank seiner vielen Bildtafeln wertvollen Katalog lernt man eine Kunstlandschaft kennen, in der ein vielfältiges und reiches kirch- liches Brauchtum fast selbstverständ- lich seine Erfüllung auch in der strah- lenden Lebensnähe von Altarskulptu- ren und von Gemälden in dekorativen Altarbauten fand. Aus der von Andre- as Faistenberger aus Hall begründe- ten Künstlerfamilie stammten der Bildhauer Benedikt und dessen Söhne Georg (Bildhauer) und Ignaz (Maler). Der Sohn des letzteren, Simon Bene- dikt Faistenberger, in München, Inns- bruck, Salzburg und Passau geschult und vor allem der Kunst von Micha- el Rottmayr verpflichtet, machte Kitz- bühel zu einem Mittelpunkt barocker Kirchenkunst. In Fresken und Altar- bildern verharrte dieser Künstler, der von 1695 bis 1759 lebte, unberührt vom Wandel des Zeitgeistes, bei einer schweren Formenfülle. Außer den 15 ausgestellten Bildnissen und Altarge- mälden und den 32 Zeichnungen (aus dem Tiroler Landesmuseum Ferdinan- deum) verzeichnet der Katalog von ihm noch dreizehn erhaltene Fresken- werke. - Weitere in der Ausstellung vertrete- ne Künstler sind die Maler Veit Rabl, Matthias Kirchner und Andreas Nessel- thaler, die Bildhauer Franz Off er und Josef Martin Lengauer und der Gold- schmied Josef Michael Hörmayer. Nach der Mitte des 18. Jahrhunderts erlahm- te die kirchliche Prachtentfaltung in der so kunstfreundlichen Gegend. (Der Ausstellungskatalog ist auch im Kitzbüheler Heimatmuseum, in diesem Falle als Außenstelle des Ferdinande- ums, erhältlich. Preis 30 Schiling). Bridge-Club Kitzbühel In der neugeschaffenen Westliga wurde die erste Hälfte 1971 fertig- gespielt. Bekanntlich wurde diese Mei- sterschaft für die Bundesländer Tirol, Salzburg und Oberösterreich ins Le- ben gerufen und nach entsprechender Bewährung soll das jeweilige Sieges- team für die Staatsmeisterschaft qua- lifiziert sein. Gespielt wurden sieben Runden, fünf davon in Salzburg. Die ersten Begeg- nungen brachten uns Teamneulingen empfindliche Niederlagen, als aber dann mit Frau Spinn, Paul v. Pattay, Jonny Taylor, Dr. Vargha und Frau Schanz die stärkste Vertretung gefun- den war, wurde von diesem Team Ter- rain aufgeholt und Punkte gesammelt Das beste Ergebnis war der Sieg über Salzburg II und die knappe 11:9-Nie- derlage gegen Salzburg I. Von acht Teilnehmern der Westliga belegt Kitz- bühel den 6. Rang. Im Herbst wird die Rückrunde ausgetragen, die genau- en Spieltage sind aber noch nicht be- kannt. Der normale Clubbetrieb ist inzwi- schen weitergelaufen, jeden Dienstag Abend wird ein Paarturnier veranstal- tet, zu dem in der Saison ständig Gä- ste erscheinen. An den Samstagen or- ganisierte Herr v. Pattay einige inter- essante Teammatches mit starken Spie lern, die sich während ihres Urlaubs in Kitzbühel aufhielten. Auch die zur Clubmeisterschaft zäh- lenden Ranglistenturniere liefen wei- ter, es gab folgende Ergebnisse: Juliturnier: 32 Teilnehmer, 30 gespiel- te Hände. 1. Ina v. Greger—Herbert Etz 286 Punkte, 68 O/; 2. Dr. Ludwig Seiberl—Paul v. Pattay 271 Punkte; 3. Gräfin Lonnya—Kitty Schanz 261 Punkte. Die Sieger hatten 8 ganze und 2 geteilte Tops bei einer Null. Augustturnier: 24 Teilnehmer, 33 Hän- de. 1. Prinzessin Magaloff—Jonny Tay- lor 204 Punkte, 62 O/; 2. Katharina Var- gha—Hilde Schubert 183 Punkte; 3. Jo- hanna Hofhansl—Dkfm. Willi Gloyer 175 Punkte. Die Sieger hatten 7 ganze und 4 geteilte Tops, aber auch 2 reine und 2 geteilte Nullen. „Neue Zürcher Zeitung" vom 9. August 1971 Barock in Kitzbühel Eine Ausstellung in Innsbruck
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