Kitzbüheler Anzeiger

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1. TIROLER BAUERNMUSWM Das jüngste Kind des kulturellen Kitzbuhels Zur Gründung des Vereins 1. Tiroler Bauernmuseum Samstag, 28. August 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Auf der Gründungsversammlung des Vereins zur Errichtung des 1. Tiroler Bauernmuseums in Kitzbühel vom 4. August 1971 im Restaurant Glocken- spiel hielt der in der gleichen Ver- sammlung einstimmig gewählte Ob- mann des Vereins Fabrikant Herbert J o r d a n aus Kirchberg einen Vortrag, dem wir folgende Daten zur Gründungs- geschichte entnehmen- Vorausge- schickt wird, daß die Gründungsver- sammlung vom Präsidenten des Ro- tary-Club Kitzbühel Mag. Pharm. Her- bert B r o s c h e k, Fieberbrunn, einbe- rufen wurde. Das 1. Tiroler Bauern- museum in Kitzbühel :st also nicht nur das jüngste Kind des kulturellen Kitzbühel, sondern eine Tochter des Rotary-Club, geboren im großen Jubi- läumsjahr der Stadterhebung vor 700 Jahren. Herbert Jordan: Als das für den Ge- meindienst verantwortliche Mitglied des Rotary-Club Kitzbühel stelle ich ein Projekt vor, das noch in den Kin- derschuhen steckt, noch jung ist, aber sehr rasch wachsen kann, falls es un- sere Unterstützung findet. De Situation: Seit Jahrzehnten be- raubt ein permanenter Ausverkauf un- sere Heimat seiner schinsten Kunst- und Kulturgüter. Waren es früher nur wenige Händler und kunstverständige private Sammler, die unsere Bauern- häuser zu räumen versuchten, so hat in den letzten Jahren ein breit ange- legter Sturm auf alle Gegenstände ein- gesetzt, die nur einigermaßen im Ver- dacht stehen, alte Volkskunst oder al- tes Kulturgut zu sein. War früher das Hauptinteresse auf Kunstgegenstände und kunstgewerbli- che Artikel gerichtet, so ist das Auge der vielen Interessenten nun auch auf alle Geräte und Werkzeuge des bäuer- lichen Lebenskreises gerichtet. Was bisher noch verschont wurde, vielleicht aus Platzmangel nur, wie Käsekessel, Windmühlen, Brecheln, Futterbarren, Sensen, Rechen und Heugabeln, das findet nun auch in den fremden Vil- len der S:mmler Aufstellung oder in „'i'ennen, Kuhställen und Almbars" der F:emendverkehrsindustrie. Mir liegt es aber nicht, die Käufer oder Sammler zu tadeln. Vielleicht ha- ben sie uns erst die Werte unserer Volkskunst und Volkskultur bewußt werden lassen! Da keine öffentliche Institution für die Erhaltung und Pflege unserer bo- denständigen Kultur zu sorgen in der Lage ist, wollen wir mit den Bauern in unserem Bezirk, die ihre Schätze und Geräte noch pflegen und wahren, die Erhalter des bäuerlichen Kultur- gutes sein. Wenn wir retten, was noch zu retten ist, aber auch verschlepptes Kulturgut eventuell zurückholen, wenn wir die Zeugen der Kultur unserer Väter unseren Nachfahren erhalten, erfüllen wir eine schöne Aufgabe. Zum Projekt: Das Programm des Rotary Club hat uns am 21. Juni 1971 in das Kitzbüheler Heimatmuseum ge- führt. Es ist erstaunlich und lobens- wert, was dort an Gutem und Echtem zusammengetragen wurde und in an- sprechender Form ausgestellt wird. Räumlich hat das Museum seine Grenzen erreicht und es wird ein Weg gesucht, das was noch vorhanden ist, angeboten und erreichbar ist, in ge- bührender Form zu erhalten, zu schüt- zen, zu pflegen und auch zu zeigen. Vom Kustos des Museums stammt nun die Idee, ein eigenes Bauern- museum zu schaffen. Ich habe diese Idee aufgegriffen, um zu prüfen, ob sie im Rahmen des Gemeindienstes des Rotary Clubs zu verwirklichen ist. Die Fakten: Ein altes Bauernhaus, Hinterobernau am Römerweg, müßte mit dem entsprechenden Grund ange- kauft werden. Das Bauernhaus stellt in allen seinen Elementen schon für sich ein kleines Museum dar; seit Hun- derten von Jahren wurde daran nur wenig geändert. Der Baubestand an einzelnen Punkten muß restauriert und im gesamten so eingerichtet werden, daß er einem echten Bauernhof des Tiroler Unterlandes entspricht. Als Be- rater müßten der Direktor des Landes- museums Ferdinandeum Hofrat Dr. Erich Egg und der Kitzbüheler Histori- ker Dr. Eduard Widmoser gewonnen werden. Dazu treten die aktiven Bau- ern und Bäuerinnen und jene Hand- werker, welche bäuerliche Geräte er- zeugten. Der Weg: Wir prüfen zuerst einmal die Realitäten, denn mit Optimismus allein ist es nicht zu schaffen, wenn dieser auch, wie der Idealismus, alle jene erfüllen muß, die damit befaßt werden. Wir gründen unverzüglich ein Proponentenkomitee (die Namen: Prä- sident Herbert Broschek, Herbert Jor- dan, Ludwig Partl, Erwin Steidl und Ekkehard Hölzl). Dieses hat vorerst die Aufgabe, mit dem Besitzer von Hinterobernau Herrn Sebastian Hal- ler Verbindung aufzunehmen, das Ob- jekt zu besichtigen und alle Personen und Institutionen, die an einem Bau- ernmuseum interessiert sind, anzuspre- chen, dann einen eigenen Verein ins Leben zu rufen, mit dem alleinigen Zweck zur Errichtung dieses Bauern- museums. Die Finanzierung wird durch die Ausgabe von „verlorenen" Anteil- scheinen (Spenden) von 2500 Schilling, zahlbar in 5 Jahresraten, vorgenom- men. Der Rotary-Club zeichnet selbst vorerst 50 Anteilscheine. Der Beschluß bleibt der Generalversammlung vorbe- halten. Der Vorschlag zu dieser Höhe ermutigt mich durch den Umstand, daß bereits die Vorstandsmitglieder erklärten, einen überwiegenden Teil dieser 50 Anteilscheine zu übernehmen. Ich bin überzeugt, daß der Kauf- preis auf diesem Wege ohne große Schwierigkeiten aufgebracht werden kann. Auch die Instandsetzung des Hauses, die Einrichtung und Führung wird mit Hilfe interessierter Vereine und Personen möglich sein. Das Pro- jekt ist eine Herausforderung an uns und wir sollten uns ihr stellen. Am Montag, 2. August 1971, wurde mit dem Besitzer Herrn Sebastian Hal- ler ein Optionsvertrag errichtet, der bis zum 2. August 1972 befristet ist. Dieser beinhaltet den Ankauf der Bau- parzelle mit dem Bauernhaus und zweier Grundparzellen im Gesamtaus- maß von etwa 1700 m2 und bei einer gewünschten Erweiterung den Ankauf eines weiteren Grundstückes bis zum Höchstausmaß von 3000 m2. Präsident Herbert Broschek fordert anschließend an dem mit Beifall auf- genommenen Vortrag von Herbert Jor- dan alle Anwesenden auf, kurz ihre Stellungsnahme abzugeben. Die Runde wurde eröffnet von Dr. Eduard Widmoser: Dank und Anerkennung den Initiatoren. Meine Mitarbeit ist sicher. Es gibt ähnliche Einrichtungen in Tirol auf Schloß Bruck in Lienz, in Imst und in Rot- holz, jedoch nirgends ein eigentliches Bauernmuseum. Der Umstand, daß das Tennengebäude noch vom Hof Unter- berg aus genützt wird, kommt dem Projekt sehr zugute. Toni Laucher: Mit der Idee selbst habe ich mich schon lange beschäftigt. Ich freue mich auf die Mitarbeit zur
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