Kitzbüheler Anzeiger

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rhuo ULIo LiLIiii(itfi,Kicbiiii Der Kitzbüheler Pfleghof, eine mittelalterliche Burg Samstag, 4. September 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Der Kitzbüffieler Pfleghof - eine frühmittelalterliche Burg (Aus „Baugeschichte" von Dr. J. Felmayer, Stadtbuch Kitzbühel, III. Band) Was fand Herzog Ludwig II. bei der Stadtgründung am 6. Juni 1271 vor? Der Name Kitzbühel wird bereits vor- her dreimal erwähnt und mit diesem Namen auch eine Ansiedung zu ver- binden, kann wohl in den Bereich der reinen Phantasie verwiesen werden. Wenn also Marquard 116-5 aus Kitzbü- hel kam, wird er wohl hier seinen Wohnsitz gehabt haben. Und es wird sich wohl auch um einen Herren Marquard gehandelt haben, denn einen Hirten wird man kaum als Zeugen für ei- ne Klosterurkunde (in dieser tritt ein Marquardus de Chizbuhel als Zeuge auf) berufen haben. J. Staffier berichtet, daß dieser Marquardus in einer Burg gehaust habe, die schon um 1100 ge- standen haben soll. Wann Staffler auch keine historischen Beweise für diese Annahme zu bieter.. vermag, so sprechen doch, vom Baubestand her gesehen, mehr Gründe für die Annah- me einer Burg im 12. Jahrhundert als dagegen. Der südwestliche Eckturm von Kitz- bühel, der 1718 verkürzt wirde,weist an seiner Nordwand die Bauweise des „opus spicatum", nämlich einer im Äh- renmuster angeordneten Steinmaue- rung auf, die mindestens in das 12. Jahrhundert, also lange vor die Errich- tung einer Stadtmauer, zu datieren ist. Wenn auch von einem Baubestand des 12. Jahrhunderts nur dieser Turm nachgewiesen werden kann (heute ge- hört dieser Turm zum Haus Hinter- stadt Nr. 32 - Forstamtsgebäude), so ist es doch unwahrscheiolich, daß er allein gestanden haben soll. Es wird also die Frage aufgeworfen, ob sich außerdem in so früher Zeit noch ande- re Baulichkeiten dort befunden haben, in welcher Beziehung der Turm dazu stand. Der Turm, der ursprünglich eine Höhe von fünf Geschossen messende Bau über einem quadratischen Grund- riß mit einer Seitenlänge von ca. 8m und einer Mauerstärke der stadtseitig gerichteten Mauern von 1,60 m im Nor- den und 1,85 im Osten würde sehr wohl der Anlage eines bescheidenen Bergfrits entsprechen. Mit einer In- nenlichte von ca. 4,50m oder weniger wird der Turm kaum Wohnzwecken gedient haben. J. Weingartner beschreibt den Berg- frit im allgemeinen: „Auf jeden Fall steht außer Zweifel, daß die Haupt- türme unserer ältesten Burgen keine herrschaftlichen Wohnungen enthiel- ten. Sie dienten lediglich strategischen Zwecken, ermöglichten einen weiten Ueberblick über das ganze Gelände, deckten die Hauptangriffsseite der Burg schützten zugleich ihre weniger wehrhaft ausgestatteten Bauten und dienten den Verteidigern im Notfalle als letzter Zufluchtsort. Bei dieser Zwecksetzung ergab sich als natürliche Folge, daß man den Bergfrit möglichst hoch baute und daß man ihn dorthin stellte, wo die Burg am leichtesten an- zugreifen war, bei Höhenburgen also in der Regel dorthin, wo der Burghügel mit dem dahinterliegenden Gelände zu- sammenhing. Diese Anordnung ist so häufig und allgemein, daß es sich er- übrigt, dafür noch eigens Beispiele an- zuführen." Und sie trifft zunächst einmal, was die Lage, Höhe und Stärke betrifft, genau auf den Südwestturm der Stadt zu. Als dazugehöriger Wohnbau bietet sich naturgemäß der Pfleghofturm an, der - wenn auch in seinem Aufbau vielleicht schon zur Zeit des Stadt- mauernbaues, sicher aber im 16. Jahr- hundert wesentlich erneuert - in sei- nem quadr.atischen Grundriß mit ca. 12 m Seitenlänge wohl den Anforde- rungen eines frühen wohnturmarti- gen Palas entsprochen haben mag. Wenn eine Burganlage in Kitzbühel ins Auge gefaßt wird, muß immer da- zu bedacht werden, daß diese schon 1271, also in einer Zeit, die den groß- zügigen Ausbauten der Anlagen vor- ausgeht, errichtet und schon zur Zeit der Marktgründung oder spätestens der Stadterhebung dem Stadtverband eingegliedert worden sein müßte. Daß sich der Name Kitzbühel auf die auffallende geographische Form des Stadthügels schon vom Ursprung her bezieht, ist wohl kaum anzuzweifeln, da ja auch alle an den Berghängen ge- legenen Gebiete ihre eigenen Namen haben und diese auch über die Einglie- derung in den Kitzbüheler Bereich hin- aus beibehalten haben. Diese exponier- te Lage spricht auch für die Wahr- scheinlichkeit einer frühen Befestigung. Eine Burg würde auch die in der Urkunde von 1271 vorkommende Wen- dung „apud Chizzingensbühel" er-klä- ren, denn bei einer Burg ist auch eine Siedlung wahrscheinlich, auf die der Name überging. Als ursprüngliche Ausdehnung einer
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