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ete 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. September 1971 geweilt haben, als sie auf der Fahrt nach dem Süden haltmachten in der Stadt, die in ihrer Eigenart Kitzbühel gleicht. Sie werden sich gefreut haben über den stolzen Zwölferturm, das Wahrzeichen Sterzings. Sie werden das prachtvolle Rathaus bestaunt haben, dessen Erker das Wappen Tirols und des Kaiserturms ziert. Sie werden die spätgotischen Bürgerhäuser bewundert haben, die ein Bild zeigen, das den Innstädten ähnelt. Und so haben die Kitzbüheler Ster- zing bereits ins Herz geschlossen, als noch niemand von uns daran dachte, daß einmal die beiden Städte ein be- sonderes Freundschaftsverhältnis ein- gehen. Und so ist es nur eine äußere Geste, wenn sich nun Sterzing und Kitzbühel die Freundschaftshand rei- chen. Kitzbühel freut sich, daß gerade im Jubiläumsjahr Wirklichkeit wird, was schon längst ein Wunsch war. Kitz- bühel freut sich über die Anwesenheit des Gemeinderates von Sterzing, der Sterzinger Musikkapelle, der Sterzin- ger Schützenkompanie und vieler Ster- zinger Freunde und dankt für ihr Kom- men. Kitzbühel freut sich, daß es heute die Urkunde überreichen kann, die die rechtliche Grundlage des Schwester- stadtverhältnisses, das kurz vorher von den Gemeinderäten beider Städte in einer gemeinsamen Sitzung noch ein- mal bekräftigt wurde, bildet. Ich darf den Text der Urkunde ver- lesen: „Der Gemeinderat der Stadt Kitzbü- hei hat in seiner Sitzung vom 16. April 1970 beschlossen, mit der Stadt Sterzing im Sinne der geistigen und kulturellen Einheit Tirols ein Schwe- sterstadtverhältnis einzugehen. Di@ser Beschluß wird kraft dieser Urkunde aus Anlaß des 700jährigen Stadtjubiläums besiegelt. Kitzbühel, am 4. September 1971 Der Bürgermeister der Stadt Kitz- bühel Hermann Reisch (Siegel der Stadt Kitzbühel)" Und als Zeichen der Treue Kitzbtl- hels zu Sterzing übergebe ich dem Bürgermeister unserer Schwesterstadt Sterzing die Fahne der Stadt Kitzbü- hel. Möge diese Fahne stets nur glück- liche Sterzinger Tage sehen. Es ist auch Tiroler Brauch, daß dem Gast ein Ehrengeschenk überreicht wird. Dieses Geschenk sei ein Unter- pfand dafür, daß Sterzing in Kitzbühel immer willkommen ist, ja, daß sich die Sterzinger als Kitzbüheler fühlen dür- fen. Und so rufe ich der Schwesterstadt Sterzing ein herzliches „Grüß Gott" in Kitzbühel zu. Es leben Sterzing und Kitzbühel!" Bürgermeister Karl Oberhauser, Sterzing „Erlauben Sie, daß ich mich vorerst im Namen aller Sterzinger, die hier an- wesend sind, für den freundlichen Empfang, den Sie uns heute bereitet haben, herzlichst bedanke. Wir fühlen uns bei Ihnen bereits zu zuhause. Ich darf mir gestatten, Ihnen allen die Grüße der Stadt Sterzing, die ich die Ehre habe zu vertreten, zu übermit- teln sowie auch die Grüße ganz Süd- tirols. Die Stadt Kitzbühel hatte die Freund- lichkeit, anläßlich der 700-Jahr-Feier der Stadterhebung an die Verschwiste- rung mit einer Südtiroler Stadt zu denken. Daß die Wahl an Sterzing ge- fallen e fallen ist, ehrt uns ganz besonders. Kitzbühel ist dank der großen sport- lichen Erfolge und dank der großen Olympioniken eine Stadt von Weltruf geworden. Daß daher Kitzbühel gerade Sterzing als Schwesterstadt ausgewählt hat, bedeutet für uns eine große Aus- zeichnung. Wie die Presse vor einigen Monaten zu berichten wußte, daß Kitzbühel und Sterzing im Alter zusammenfinden, so möchte ich diese Begegnung und Ver- schwisterung als äußerst erfreulich und in jeder Hinsicht positiv bezeichnen. Kitzbühel und Sterzing sind gleich alt. Beide Städte haben eine wechsel- volle Geschichte erlebt, viele Berüh- rungspunkte und Parallelen hat es be- reits e reits in der Vergangenheit zwischen beiden Städten gegeben, so daß es ei- gentlich nur eine logische Folgerung bedeutet, wenn sie jetzt im Alter, nach- dem sie beide abgeklärt sind, sich zu einer dauernden Verschwisterung und Freundschaft treffen. Kitzbühel und Sterzing begehen diese Stadtverschwisterung im Zeichen einer echten Völkerverständigung. Wir möch- ten damit einen weiteren Grundstein legen für den Frieden in der Welt. Partnerschaften sollen beitragen, die politischen Grenzen zu überwinden und Verständigung unter den Völkern her- beizuführen. Im Zeitalter, in dem der Mensch den Mond erobert hat und ihn erkundet, sollten auf diesem Planeten politische Gegensätzlichkeiten und Kriege unter den Völkern überwunden werden. Wir wollen jedenfalls durch dise Verschwisterung bekunden, daß wir dafür unseren Beitrag bereit sind zu leisten. Seit dem letzten Weltkrieg bemüht man sich besonders fieberhaft um ein vereintes Europa. Viele Politiker haben erkannt, daß es Zeit wird, in Europa in neuen politischen Kategorien zu denken. Aber wenn wir nach 26 Jah- ren nach diesem unheilvollen Krieg Bi- lanz halten, um zu sehen, wie weit wir mit den Einigungsbestrebungen in Eu- ropa gekommen sind, so müssen wir leider feststellen, daß die politische Einigung Europas immer noch in den Kinderschuhen steckt. Die Politiker ha- ben das nationale Denken noch zu we- nig e nig überwunden. Einmal im Jahr einen Europatag zu begehen ist einfach zu wenig. Wir möchten in dieser Hinsicht weniger Worte, aber mehr Taten se- hen. e hen. Vielleicht sind diesbezüglich die Bür- ger der einzelnen Staaten reifer. Sie sind dem Europagedanken aufgeschlos- sener und erkennen die zwingende Notwendigkeit, dieses alte Europa zu vereinigen. Die Bevölkerung von Kitz- bühel und Sterzing bekundet es heute ebenfalls durch diese Verschwisterung. Möge dieses Beispiel der Städtever- schwisterung Schule machen, damit das Band der Freundschaft, das wir heute für alle Zeiten schließen, bald alle Ortschaften und Städte auf der ganzen Welt mitumschließen möge, um den Frieden in der Welt zu festigen und zu garantieren." Wortlaut der Sterzinger Urkunde „Der Gemeinderat der Stadt Ster- zing hat in seiner Sitzung vom 3. Mai 1971 beschlossen, mit der Stadt Kitz- bühel im Geiste der Völkerverständi- gung ein Schwesterstadtbündnis einzu- gehen. Möge diese Städteverschwiste- rung beitragen, den Frieden unter den Völkern zu sichern und für immer zu gewährleisten." Erlassen im Rathaus zu Sterzing. Sterzing, am 4. September 1971. Der Bürgermeister: Karl Oberhauser. Ge- siegelt mit dem großen Siegel der Stadt Sterzing. Verschwisterung im Interesse Tirols und eines kommenden Europa Landesrat Dr. Karl Erlacher Die technische Entwicklung in unse- rem Jahrhundert bringt mit sich, daß über Massenmedien, über die Auswei- tung des Reiseverkehrs, die Menschen auf der ganzen Welt immer mehr sich näherkommen. Das alte Paßland Tirol im besonde- ren esonde ren ist durch den Fremdenverkehr ein Umschlagplatz der Nationen geworden, auf dem Nord und Süd, Ost und West sich gerne begegnen. Initiative und Fleiß der Bewohner durch die Jahrhunderte herauf haben das „Land im Gebirge" den Erforder- nissen der Zeit angepaßt, wobei im- mer Rücksicht genommen wurde, den besonderen Charakter des Landes zu bewahren: die Liebe zur Freiheit, die Eigenständigkeit, den Willen zur Selbst- verteidigung. elbst verteidigung. Diese innere Einstellung wird nach außen sichtbar im bunten Bild der tirolischen Landschaft, in der Vielfalt der Trachten unserer Schützen- kompanien und Musikkapellen und ist Ausdruck unserer Grundhaltung, echte Werte der Vergangenheit als Pfeiler
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