Kitzbüheler Anzeiger

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e1Le2U Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. September 1971 Fortsetzung und Schluß von Nr. 35 Eindrucksvoll aber wirken die Massen der Wandflächen mit sparsamer Fenstergliederung und die Dachflächen. Auch an den übrigen Häusern wird die Wandgliederung vor- wiegend durch versebiedenförmige Er- ker erreicht, zu denen sich in beschei- denern Umfang steingehauene Portale gesellen, während weder Erkerplastik noch Fassadenmalerei in Kitzbühel hei- inisch wurden. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurden auch auf landesfürstlichem Grund, an den südwestlichen Eckturm der Stadt anschließend, Amts- und Wohnhaus der Gewerken bzw. Bergver- waltung errichtet, zu deren Gebäuden außer Stauungen auch geräumige Kornspeicher gehörten. Einer davon schließt an der Südflanke der Stadt an den Südwestturm an und wurde 1707 mit dennoch erhaltenen schweren Balkendecken ausgestattet. Er beher- bergt heute das interessante Heimat- museum von Kitzbühel. Beim barocken Umbau urde auch der Turm verkürzt und mit dem Kornkasten einheitlich verdacht. Der zweite Kornspeicher mit einem Schmalzgewölbe im Erdgeschoß ist heute als Bezirkshauptmannschaft adaptiert und wird durch das ehema- lige Stallgebäude mit einem Arkaden- gang im zweiten Obergeschoß mit dem alten Gewerkenhaus verbunden. Das herrschaftliche, ebenfalls im 16. Jahrhundert errichtete Berggerichts- tD haus (heute Finanzamt) steht nördlich der Katharinenkirche. Südlich der Kir- che befand sich ein Ansitz der Grafen Werk: Eduard Widmoser, „Stadt- buch Kitzbühel" IV. Band, Eigenver- lag der Stadt Kitzbühel, Druck: Tyrolia-Verlag Innsbruck. Bespr: Dr. Friedrich Haider Der IV. und letzte Band des Stadt- buches Kitzbühel, redigiert von Doktor Eduard Widmoser, ist gerade recht zur 700 Jahrfeier der Stadt Kitzbühel herausgekommen. Wenn dies auch ein- geplant war, so ist dies bei so einem großen Vorhaben nie so sicher, ob die Rechnung aufgeht. Feiern, mögen sie noch so großartig sein, schwinden im Bewußtsein der Menschen, dieses Kul- turdenkmal aber wird, solange ein Exemplar noch irgendwo vorhanden Lamberg, bei dem dieWirtschaftsgebäu- de mit Stall und Scheune einen Arka- denhof einschlossen. Vom ersten Ober- geschoß des Hauptgebäudes führt ein Verbindungsgang zur Katharinenkir- che. 1531 wurde ein Bürgerhaus an der westlichen Stadtflanke als Rat- haus angekauft und bei einem Umbau Mitte des Jahrhunderts mit einemTanz- saal ausgestattet. 1629 wurde es um das südliche Nachbarhaus erweitert und blieb nach einem Umbau von 1658 bis 1955 in dieser Form erhalten. Das Rathaus bildet den westlichen Abschluß des Rathausplatzes, der die beiden Hauptstraßen, die platzartige Vorder- stadt und die um die mittlere Zeile greifende Hinterstadt in ihrer Mitte verbindet. Als wirkungsvolle östliche Begrenzung des Platzes präsentiert sich das Haus Nr. 15 in der Vorder- stadt, von dem es 1686 heißt, daß „darinnen alle Landtschaft Mandat publiziert und beruffen worden" sind. An der Nordflanke der Stadt war das Amtshaus der ‚6 Viertel' (Landgericht) und die alte Fronfeste gelegen. Viele Kitzbüheler Häuser dienten oft über sehr lange Zeitspannen demselben Zweck; dadurch wurde auch ihr Bau- bestand nur wenig verändert; so be- steht zum Beispiel die Bäckerei im Haus Vorderstadt Nr. 24 seit minde- stens 1512, jene im Haus Hornweg 1 wird 1604 erstmals erwähnt. Ein im Hotel Reisch aufgegangenes Haus wur- de von 1537 ohne Unterbrechung bis 1856 von Bürgermeistern bewohnt. Ein Gasthaus an Stelle des Gasthofes Eg- gerwirt in der Unteren Gänsbachgasse wird ebenfalls schon im 16. Jahrhun- ist, Zeugnis vom Wesen, vom Werden, von den Nöten und Freuden dieser Unterländer Stadt ablegen. Kitzbühel darf sich nun rühmen, eine Ortskunde zu haben, die einmalig ist in Tirol, in Oesterreich und wohl weit darüber hinaus. Der vorliegende IV. und Abschluß- band des „Stadtbuches Kitzbühel" t.rgt die Ueberschrift „Von der Ver- gangenheit bis zur Gegenwart". Karl Fin3terwalder befaßt sich dar- in mit der Namenkunde des Kitzbü- lider Raumes. Ueber die Wichtigkeit der Namen- kunde zu streiten ist müßig. Schon gst ist erwiesen, daß wir ohne sie dert genannt, und das Haus Graggau- gasse Nr, 13 mit einer besonders schö- nen frühbarocken Stube ist seit dem 16. Jahrhundert im Besitz von Weiß- gerbern. In einer Stadt bayerischen Ursprungs durften natürlich auch die Bierbrauer nicht fehlen. So bestand schon im 16. Jahrhundert eine Braue- rei im heutigen Hotel Hinterbräu und im 17. Jahrhundert eine im heutigen Hotel Tiefenbrunner (beide Brauerei- en wurden 1916 für immer geschlos- sen). KlzIühel Kunstzentrum im 17. und 18. Jahrhundert Die Ansicht Andreas Faistenbergers, die er für das historische Werk „Aquila Tirolensis" von Matthias Burglechner schuf, zeigt, daß die allgemeine Bau- entwicklung von Kitzbühel um 1620 im großen und ganzen abgeschlossen war. Sie wurde erst im 1.9. Jahrhundert wei- ter ausgedehnt. Faistenberger stellte die Stadt, von Osten und Westen ge- sehen, aus der Vogelschau dar. Die Ge- nauigkeit bis ins kleinste Detail er- hebt sie zu den bedeudensten Stadt- ansichten ihrer Zeit. Der aus Hall zugewanderte Maler wird 1618 als „Jnwohner" in Kitzbühel auf- genommen und gründete eine Künst- lerfamilie, die wesentlich zu Kitzbü- hels Stellung als wichtigstes Kunstzen- trum im 17. und 18. Jahrhundert bei- trug und aus der so viele Künstler ent- sprossen, daß hier gar nicht alle ge- nannt werden können. Die künstle- rische Blüte wird vor allem mit der Intensivierung des kirchlichen Lebens durch die Dominikaner erreicht, die 1643 in Kitzbühel einziehen. In ihrem Auftrag werden Kirche und Pfarrhaus neu gestaltet. Die Umbauarbeiten, bei denen leider die Krumenauer Empore der Pfarrkirche abgebrochen wird, lei- tete Hannß Eggersberger. Andreas Fai- stenberger schuf als eine seiner letz- viel weniger über die Vorgeschichte wüßten oder ein ganz falsches Bild von ihr hätten. Finsterwalder ist einer unserer ersten Namenkundler. Erstellt in seiner Einleitungsabhandlung fest, daß der Raum Kitzbühel immer und ununterbrochen, allerdings sehr dünn, besiedelt war. Dr. Johannes Neuhardt kommt in seiner Seelsorgegeschichte zu folgen- der Erkenntnis: „Die Stadtgeschichte von Kitzbühel ist mit dem Christentum in unserer Heimat unlöslich verknüpft. Anhand des reichen Quellenmaterials ließ sich die Präsenz der Kirche durch sieben Jahrhunderte hier darstellen. Epochen ruhiger Entwicklung folgte eine Zeit religiös sozialer Wirren und schwerer Spannungen. Die bedeutende Aufwärts- entwicklung bahnte sich mit der Ein- führung der Dominikaner an, die -- ein singulärer Fall in der Geschichte dieses Ordens - 140 hier die Seelsor- ,t u' Ü J a ki r e 3 ir a d t i tz bü '~'~"' il e 1 Von Dr. Johanna Felrnayer. Aus der renommierten Zeitschrift TIROL, Som- mer 1971, des Landesfremdenverkehrsarntes, Schriftleitung Dr. Erika Radlin- ger, Innsbruck, Landhaus IBM Ktzb rna Si Tkiind Besprechung im Sender Österreich-Regional vom 15. Juli 1971 von Doktor Friedrich Haider
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