Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 18. September 1971 Kit.zbüheler Allzeiger Seite 21 t.en Arbeiten das Altarbild für die Ka- als Rahmungen für die Fresken Mal pelle im Pfarrhaus. Den Altar selbst thias Kirchners geschaffen. Sie sirn führte sein Sohn, Bildhauer Benedikt im Chor der Kirche noch erhalten,wäl Faistenberger, aus, der 1661 bis 1663 rend sie im Langhaus im 19. Jahrhun gemeinsam mit dem Maler Veit Rabi dert wieder entfernt wurden. Kirchne: den strengen und prunkvollen Hoch- kam aus der Augsburger Schule Matt altar in der Pfarrkirche schuf. Bei häus Günter und zeichnete sich durci zahlreichen Altären, vor allem im Salz- duftige Helligkeit der Farben aus Träger der geistlichen Spiele war in 1 erster Linie die Rosenkranzbruder- schaft. Die im 19. Jahrhundert abklin- gende geistliche Tradition des Thea- r ters wird in der Folge durchweltliche Laienspiele neu belebt, und die lUtz- büheler Heimatbühne gehört auch heu- te zu den rührigsten Tirols. burgischen, arbeitete er auch gemein- Als letzter bedeutender Bildhauer ar- sam mit seinem Bruder Wilhelm, beitete in Kitzbühel und vor allem in der als Maler in Salzburg ansässig wur- der Umgebung der - wie auch Kirch- dc und dessen Sohn Anton unter den ner - aus Hall zugezogene Martin Lendschaftsmalern des Hochbarocks Lengauer. in Deutschland eine hervorragende Fast alle führenden Künstler Kitz- Stellung einnimmt. Benedikts Sohn, bühels waren intensiv mit dem öffent- Andreas Faistenberger, wurde der füh lichen Leben verbunden. So gehörte -ende Bildhauer des Münchner R0 Andreas Faistenberger, der überdies koko und war außerdem kurkölni- auch Dolmetsch für Spanisch war, und scher Hofbildhauer. Sein Bruder Be- Veit Rabi dem Stadtrat an; der Gold- nedikt ließ sich in Prag nieder und schmied Adam Hambl verwaltete von wurde dort eine bedeutende Bildhauer- 1648 bis 1653 die Geschäfte des Kir- persönlichkeit. chenpropstes. In Kitzbühel blieb der Maler Ignaz Faistenberger. Sein Sohn, Simon Be- nedikt (1695 bis 1759), erweiterte seine Studien nach seiner Lehrzeit bei Jo- hann Anton Gumpp in München, bei Michael Rottmayr in Wien und nimmt seinem fruchtbaren Schaffen den er- sten Rang unter den Freskomalern des Tiroler Unterlandes ein. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts läßt sich in Kitzbühel auch der der be- rühmten Götzner Barockbaumeister- familie entstammende Kassian Singer nieder. Zum Teil gemeinsam mit sei- nem Vater barokkisiert er mehr als 33 Kirchen oder führt barocke Neubauten auf. Als eines seiner großzügigsten Werke in angewogener Formensprache repräsentiert sich die Pfarrkirche von Hopfgarten im Brixental. Nach seinem frühen Tode führte sein Parlier An- drä Hueber die vorgezeichnete Rich- tung weiter und barockisierte auch die Pfarrkirche von Kitzbühel. Die goti- schen Rippen des Gewölbes wurden verschliffen und Rocaille-Stukkaturen Während der ganzen Zeit der Hoch- blüte ist naturgemäß auch das Kunst- handwerk lebendig; neben Kunst- tischlern, die gelegentlich auch mit Bildhauerei beschäftigt sind, arbeiten in ununterbrochener Reihe Goldschmie- de und Hafner. Zusätzlich blühte das Kitzbühels kommt kaum ein zweiter Tiroler Ort heran. Hier wird sowohl das geistliche Mysterienspiel als auch das Humanistentheater geübt, vor al- lem aber theatralische Karfreitagspro- zessionen und Passionsspiele. In Kitz- bühel und St. Johann sind nicht weni- ger als 173 Passionsspieljahre nachge- wiesen, womit weitaus berühmtere Spielorte wie Erl oder Thiersee in den Schatten gestellt werden. Gespielt wurde zum Teil vor dem Rathaus und im Tanzsaal des Rathauses, der schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts ge- nannt wird, ebenso auf dem Friedhof wie in der Kirche. 1707 erhielt Kitz- bühel sogar ein eigenes „Comedi-Haus", eigentlich einen Komödienstadel, der zwischen Pfarrhaus und Kirche stand. Anbruch einer neuen Zeit Der Rückgang des Bergbaues im 19. Jahrhundert führte zu wirtschaftlichen Engpässen, aber die Schaffung neuer Verkehrswege brachte bald wieder ei- ne neue Aufwertung. So wurde 1837 bis 1840 eine neue Durchzugsstraße gebaut, der allerdings das Spitalstor geopfert werden mußte. Sie hat das Bild der Stadt wesentlich verändert, da der Bü- hel seine dominierende Stellung ein- büßte. Vor allem aber rückte Kitzbü- hel mit dem Bau der Westbahn in der Jahrhundertmitte als Erholungsort in das allgemeine Interesse. Die vielen Hotels, Gastbetriebe und Pensionen, die Erschließung der Berge durch Seilbahnen und Lifte sowie der Bau eines Kurhauses mit Hallenbad tragen diesem Interesse Rechnung und sorgen für die Annehmlichkeit der Gä- ste. So konnte sich Kitzbühel einen der ersten Plätze im internationalen Fremdenverkehr erobern. Dieser hat heute für die Stadt die ehemalige Be- deutung des Bergbaues bei weitem übertroffen. Die Stadt Kitzbühel feiert heuer mit zahlreichen Veranstaltungen ihren 700- jährigen Bestand, dem sie überdies durch die Herausgabe des vierbändi- gen Werkes „Stadtbuch Kitzbühel" In den letzten Jahren ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Fachleute der ver- schiedenen Gebiete durchleuchten das Werden und Wesen von Kitzbühel und vermitteln so ein abgerundetes, auf alle Einzelheiten eingehendes Bild die- ser lebendigen alten Stadt. ge übernahmen. 1698 entstand noch das Kapuzinerkioster. Weit über den eigenen Raum hinaus wurde diese in- tensive Aufbauarbeit religiösen Lebens hier mustergültig. Nach einem stag- nierenden Jahrhundert muß der Glau- be in der zur Erholungs- und Sport- metropole herangewachsenen Stadt lebendiger denn je verkündet werden. Schönstes Zeugnis dieser ununterbro- chenen Heilssorge der Kirche sind die rund 140 Priester, die aus Kitzbühel hervorgegangen sind und der Stadt zur Ehre gereichen." Universitätsprofessor Dr. Grete Me- ('enseffy hat ein wichtiges Einzelgebiet der Religionsgeschichte Kitzbühels extra behandelt. Darüber schreibt sie zusammenfassend: „Es ist eine der bemerkenswerte- sten Tatsachen der Kirchengeschichte im Nordtiroler Unterland, daß die Be- nei von Kitzbühei, Kufstein und Rattenberg sich den Lehren des Täu- ferturns so aufgeschlossen zeigten, daß in allen drei Herrschaften Gemeinden gebildet werden konnten. Der starken Verbreitung radikal-reformatorischer Ideen folgte auf dem Fuß die härte- ste Verfolgung. Groß waren Glaubens- mut und Opferbereitschaft vieler Män- ner und Frauen- die alles, auch das Leben hingaben, um dem göttlichen Herrn treu zu bleiben. Luthers Wort bewahrheitete sich: Ketzerei ist ein geistliches Ding; die kann man mit keinem Eisen hauen, mit keinem Feu- er verbrennen, mit keinem Wasser er- tränken. Der Geist der Täufer lebt bis zum heutigen Tag." Universitätsassistent Dr. Dietmar Assmann hat keineswegs ein Randge- biet der Kirchen- oder Baugeschichte geschrieben, wenn er Kapellen In und um Kitzbühel beschrieb: For tsetzung folgt) LKLEINE ANZEIGEN TJ Wortgebühr normal 2.50 S, fettgedruckt 5.-.. Worte ab 15 Buchstaben normal 5.- S. fett 10.- 3, bis 15 Worte Mindestgebühr 38.- S. Raumanzeigen unter den „Kleinen Anzeigen" (schwarze Fläche 65 mm) pro mm 4.- S. Chiffregebühr 10.- S. Wir suchen für unser Haus- und Küchengeräte-, Spielwaren- und Kin- derwagengeschäft eine tüchtige Ver- käuferin mit engl. Kenntnissen sowie ein braves Mädchen zum Anlernen. B. M. Rupprecht, Kitzbühel, Tel. 23 76. Liebes Hausmädchen zum sofortigen Eintritt zu besten Bedingungen gesucht. Kaufhaus Hofinger, St. Johann, Tel. (0 53 52) 23 19. 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