Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 30. Oktober 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Die Vorstädte K'itzbÜ 'ohels in der Baugeschichte Aus: „Die profane Baugeschichte der Stadt Kitzbühel" von Dr. Johanna Felrnayer im 3. Band des Stadtbuches. Die außerhalb des Stadtkerns gelege- nen Viertel entwickelten sich ab dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Sie dürf- ten zunächst, mit Ausnahme der Schatt- berggegend, die ja schon 1297 zum Burgfrieden Kitzbühel kam, noch vor- wiegend der Kirchengrundherrschaft unterworfen gewesen und erst im Lauf der Zeit durch Grundablösungen zum Stadtgebiet geworden sein. Einen wich- tigen Abschnitt dieser Entwicklung bil- det die Uebergabe des bambergischen Amtes vom Bürgerspital (1698) und der Vogtei des Frauenklosters Chiem- see an die Fürsten Lamberg. In den Vorstädten waren vor allem alle lär- menden Betriebe untergebracht, wie die Mühlen, die Hammerwerke und Schmieden, zu denen sich kleinere Ge- werbetreibende wie Schneider, Weber, Bäcker, Sattler, Hafner, eine auffallend große Zahl von Weißger- bern, und Gastbetriebe ge- sellten. Die Weißgerber hat- ten die herrschaftlichen Häuser, was wohl mit dem regen, mit Italien betriebe- nen Lederhandel zusammen- hängt. Im übrigen findet sich der Bauernhaustypus mit dem kleinen, zweige- schossigen und sehr beschei- denen Knappenhaus. Wir wenden uns nun der Vorderstadt: „Obere Gäns- bachgasse—Kirchgasse" zu. Die Obere Gänsbachgasse zweigt in der Mitte der Westseite des Stadtkerns von der Franz-Reisch-Straße ab und führt in einem Bo- gen in nördlicher Richtung Links: bis zur Unteren Gänsbach- gasse. An ihrer nördlichen (Maria Seite zeichnet Andreas Fai- stenberger (1620) zwei Häuser. An Stelle des heutigen Hauses Nr. 14 (Pen- sion Jenewein) war das Spitalbad, das 1596 erstmals und bis 1829 erwähnt wird. An Stelle des Hauses Nr. 7 (heu- te Hans Graswander - Dr. Otto Wend- Ung) befand sich der sogenannte Ge- treidekasten am Bleichanger, der von 1808 bis 1840 als Stall benützt wurde und seit 1816 zum Gasthof Tiefenbrun- ner gehörte. Um 1840 wurde das heuti- ge Wohnhaus erbaut. Das Gebäude Nr. 11 gehört seit dieser Zeit (1840) als Stadel zum Spital. Die Kirchgasse steigt südlich der al- ten Schule gegen Westen hinan. Wohl als erstes Gebäude zwischen Kirche und Stadt entstand 1412 das Heilig- geistspital, Kirchgasse Nr. 2, das aller- dings 1614 bis 1617 und 1751 grund- legend umgebaut wurde und dessen Kapelle 1836-37 neu errichtet wurde. Gleich unterhalb der Altstadt steht das alte und geräumige Bäckerhaus (Resi Vittur), neben dem der Getreidekasten des Spitals stand, der im Zuge der Straßenregulierung von 1836 abgetra- gen wurde. Die Schule wird 1521, also schon vor 450 Jahren, das erstemal erwähnt. Sie wurde 1838 neu, dreigeschossig mit 6:3 Fensterachsen über rechteckigem Grundriß und einem Satteldach paral- lel zur Straße erbaut. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Schulhaus neu fassadiert, mit einem Krüppel- waimdach versehen und vergrößert, denn es weist heute 7:4 Fensterachsen auf. Der Weber Michael Kurz (Kirchgas- se 5, heute Haus Rendi) besaß 1686 eine halb gemauerte Behausung zwi- schen dem Spitalstadl und dem Wag- ner Baithasar Wehninger, der „negst der Schuel" angegeben wird. Außer- dem werden des Schuelmeisters Haus und ein „Häusl" bei der Schule ge- nannt. Der Kataster nennt weiters ein „Häusl" und ein halbes Haus, zwei Holzhäuser, wovon eines dem „Vasser" Carl Meringer gehörte, das andere „zimmerte Häusl" dem „Aerztknapp" Jacob Prämb. Dieses ist vielleicht iden- tisch mit dem heutigen Haus Nr. 17 (Maria Graßmann). Die Häuser Nr. 13 und 15 siehe Bild - scheinen um diese Zeit noch nicht gestanden zu ha- ben. Ein „gar schlechtes Häusl" hatte Ursula Exenbergerin in der „Stainen Gassen", einem gepflasterten Weg, der heute zur Kirchgasse gehört. In dieser Gegend wird auch das einzige außer den städtischen Häusern und dem Pfleghof als „frei, ledig und aigen" be- zeichnete Anwesen Pächling genannt, das aus „Haus, Hof, Remb, Thenn und Padstuben" bestand und im Be- sitz des Steffan Foitstetter war. - Kirchgasse 13 (im Bild links). Besitzer: 1808 Maria Niederacher, 1821 Kathari- na Niederacher, 1829 Maria Hutz, 1837 Michael Tagwerker. Im selben Jahr geht das Haus an Katharina Manzl geb. Schwaiger über und wird 1838 als „Rohrbohrerhäusl" bezeichnet. 1859 C. Manzl, 1876 Loren Hechenberger, 1877 Therese Hechenberger, 1878 Josef Eg- ger, Weißgerber, 1879 Maria Lapper verehelichte Margreiter, 1880 Anna Eg- ger geborene Adelsberger. Seit 1881 wieder im Besitz der Familie Manzl: 1881 Georg und Stefanie, 1915 Georg, 1932 gemeinsam mit Notburga gebore- ne Pupp. Derzeit im Besitz des Josef Manzl. Das kleine Gibelhaus mit 4:3 Fen- sterachsen, wobei die äußerste rechts in einem Bauwich liegt, ist im Erd- geschoß erneuert und mit im 19. Jahrhundert vergrö- ßerten Fenstern versehen. Eine Jahreszahl im Dach- first beginnt mit 18, der Rest ist unleserlich und trägt die Initialen MK (Ka- tharina Manzl seit 1837). - Im Haus hat sich noch ein bemalter Hochzeitskasten von 1789 erhalten. Kirchgasse Nr. 15 (im Bild rechts). Besitzer: 1808 Ma- ria Posch, 1812 Agnes Rie- der, 1821 Maria Huber, 1840 Anna Federspiel, 1843 Maria Aufschnaiter und 1860 Anna Brunner. Im selben Jahr geht das Haus an Johann Seeber über, 1862 Anton Sei- wald, 1865 Christian und Barbara Kohlhofer, 1868 Jo- sef Holzbauer, 1869 Anton Horngacher, 1871 Magdale- na Bacher, 1879 Maria Witwe Weriber- ger, 1880 Anna Witwe Oberhauser. - 1908 Johann Oberhauser und dessen Kinder Josef und Maria. Derzeit Ma- ria Ritz und Josef Oberhauser. Das niedere, zweigeschossige Giebel- haus mit 3:2 Fensterachsen und sehr kleinen Fenstern trägt auf dem First- balken die Jahreszahl 1734 und darf wohl als typisches Beispiel für die be- scheidenen zweigeschossigen Knappen- häuser mit einer Außentreppe zum Obergeschoß an der Rückseite des Hauses gelten, wie es auch das im oberen Teil aus Holz erbaute Haus Nr. 17 (Maria Graßmann) darstellt, das mit einer Knappenstatue des 18. Jahr- hunderts geschmückt ist. Dem Heimatmuseum Ktzbühel über ließ Frau Gaßmann eine von ihrem Va- ter Georg Tuxneuner beim Fahnbau 1870 gefundene Kanonenkugel von 1809. Kirchgasse Nr. 13 (Josef Manzl) und daneben Kirchgasse 15 Ritz und Josef Oberhauser) Bild: Photo Utto Eichhorn
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