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Samstag, 6. November 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Erinnerung an die erste Ob Veteranen-Jubildumsfeier in Kitzbühel Zur Generalversammlung der Heimkehrerkameradschaft am Seelensonntag Zu den Gründern des Veteranenver- eins Kitzbühel im Jahre 1876 gehörte der Spengle rmeister Johann Presin- ger, seine Enkelin Frau Maria Fuchs, Westendorf-Bichling, besitzt von ih- rem Großvater noch eine Tapferkeits- medaille und die Erinnerungstafel mi: folgendem \rortlaut. Erinnerungs-Blatt zu der am 18. Ju- ni 1891 in Ki:zbühel abgehaltenen vier- telhundertjährigen Jubel-Feier Feld- zugs-Veteranen 1866; Motto des Fest- schildes: Voll Muth, Kraft und Biedersinn Um Oesterreichs Aar zu wahren, Zogen wir vereint ins Kampfgethüm, Vor fünfundzwanzig Jahren! Vom gleichen Eisen sind ja noch Die Jungen wie die Alten; Tiroler Adler: Lebe hoch! Du wirst den Kranz behalten. Die Festrede bei dieser Jubelfeie: hielt der k. k. Bezirksgerichtskanzlist und Altvorstand des Veteranenvereins Kitzbühel M Fritz. Auch diese ist im Wortlaut erhalten. Wertheste Waffenbrüder! 25 Jahre sind verflossen, seit jenen Tagen im Jahre 1866, wo unser theures Vater- land einen Doppelkrieg zu bestehen hatte und seine Streitkräfte auf ei- nem nördlichen und einen südlichen Kriegsschauplatz verteilen mußte. Wohl aber die meisten unter uns Veteranen waren auf dem südlichen Kriegsschauplatz mit anderen Theilen unserer tapferen Armee, theils in va- terländischen Jägerregimenten, und theils bei den damals formierten Lar- desschützen aufopferungs- und hinge- bungsvoll im Dienste des Vaterlandes thätig. Ein Vierteljahrhundert ist zwar eine lange Zeit, allein diese Zeit ist nicht imstande, jene Eindrücke zu verw:- schen, welche in dem Momente auf das Soldatenherz eingeprägt werden, wo es gilt, auf dem Schlachtfelde, im An- gesicht des Feindes, eingedenk dem Schwure: „Für Gott, Kaiser und Vater- land", das Leben zu opfern. Wohl mancher Vater und manche Mutter mag an den Tagen des 24. Ju- ni in der Schlacht bei Custozza, am 21. und 22. Juli bei den großen Treffen bei Bezacca und Levice auch nach 25 Jahren sich noch eine Thräne aus den Augen gewischt haben, in Erinne- rung an einen dieser Tage einen lie- ben Sohn auf dem Schlichtfelde verlo- ren zu haben, oder aber noch heute einen Sohn zu besitzen, der sich info[- ge dieses Krieges mit einem verstüm- melten Körper bis an sein Lebensende mühsam durch die Welt schlagen muß. Möge der Friede ein dauernder sein und bleiben. Möge uns Gott die Seg- nungen des Friedens noch viele Jahre genießen lassen, denn wir alle wissen, welch schwere Opfer ein Krieg aus al- len Schichten der Bevölkerung fordert. Mögen aber auch noch unabsehbare Zeiten des Friedens vorübergehen, der patriotische Geist von Tirol wird nicht untergehen, und wenn es wieder ein- mal gelten sollte, einen übermüthigen Feind in die Schranken zurückzuwei- sen, so wird unsere Jungmannschaft, so werden wir Veteranen sowie das Volk von Tirol wieder mit derselben Liebe, Treue und Anhänglichkeit an un- seren lieben Kaiser unter die Waffen treten, um das Vaterland in altge- wohnter Weise, vereint mit unserer k. u. k. Armee zu vertheidigen. Schon seit mehr als 500jähriger Zu- sammengehörigkeit mit dem Hause Oesterreich hat das Volk von Tirol treu zu Kaiser und Reich gehalten, und wird diese Treue und Anhänglich- keit bewahren, so lange in unseren Bergen ein Echo ertönt. Der Kaiser, unser allgeliebter Lan- desvater, lebe hoch! hoch! hoch! Wertheste Waffenbrüder! Wenn es einem Feldherrn zu Ehre gereicht, über an Anzahl gleich starken Gegner den Sieg zu erringen, so mußte es unserm Mehr als 50 Personen nahmen an der von der Bezirksgruppe Kitzbühel des Oesterreichischen Zivilinvalidenverban- des kürzlich veranstalteten Ausfahrt teil. Aus den meisten Orten des Be- zirkes waren die Reiselustigen gekom- men, um mit einem modernen Omni- bus über Kössen, Klobenstein ins be- nachbarte Bayern bis zum Chiemsee zu gelangen. Wie gewohnt, trug ein strahlend schöner Tag dazu bei, die herrliche Landschaft im vollen Glanz erscheinen zu lassen. Eine Schiffahrt auf dem Chiemsee zur Herreninsel war für viele Behinderte das große Ereig- nis! Mehrere entschlossen sich sogar, an einer Führung durch das glanzvolle Schloß Herrenchiemsee teilzunehmen. Weiter ging die Fahrt dann ein Stück über die Autobahn bis zum Tegernsee und durch das reizvolle Achental bis zum Achensee. In Pertisau am Achen- see wurde mit gutem Appetit das Mit- tagessen eingenommen. Dann blieb noch Zeit, sich ein bißchen den Schön- heiten der romantischen Landschaft zu widmen. Gute Laune war während der ganzen Reise von den Gesichtern aller Oberstkommandierenden, den greisen Feldmarschall Erzherzog Albrecht, wohl zur größten Ehre gereichen, dem es im Jahre 1866 gelungen ist, mit nur 139.000 Mann zu Siegen. Der Sieger von Custozza lebe hoch! hoch! hoch! Den Schluß der Rede bildete die Auf- forderung an Herrn Hauptmann Hirn zur Erinnerung an die gefallenen Kriegskameraden die Betstunde ab- halten zu wollen, worauf sich die Ve- teranen zum Gebete stellten, was auf alle Anwesenden einen ergreifenden Eindruck machte und worauf die vor- mittägige Feier beendet wurde. Unser Johann Preisinger wurde 1831 geboren und starb am 1. Dezember 1893. Er hatte an den Feldzügen von 1848, 1858 und 1866 teilgenommen und wurde mehrmals für seine Tapferkeit ausgezeichnet. Er war Besitzer des Preisingerhauses (heute Handels- und Gewerbebank). Nach dem 2. Weltkrieg marschierte die Heimkehrerkameradschaft unter der Schützenfahne, bis am Seelensonn- tag 1954 eine eigene Fahne geweiht wurde. Als Fahnenpatin fungierte Frau Maria Mamoser, Hotel Tiefenbrunner, deren Vater 1914 als erster Kitzbüheler in Serbien den Heldentod erlitt. Die Wiedergründung der Heimkeh- rerkameradschaft Kitzbühel erfolgte am 4. November 1951 unter der Pa- tronanz des damaligen Landtagsabge- ordneten Josef Oberhauser. Der erste Obmann nach dem Krieg war der da- malige Obmann der Kriegsopferkame- radschaft Hans Pletzer. Teilnehmer abzulesen, aber eine rich- tig gemütliche Stimmung kam schließ- lich bei der in einem Gasthof im Un- terinntal eingeschalteten „Jausenstun- de" zustande. Da war es dann für eini- ge Reiseteilnehmer schon sehr schwer, aufzustehen und sich auf die Heim- fahrt zu machen. Bez.-Obm. Hans Hau- ser hatte die Fahrt gut vorbereitet und ihm soll damit der Dank der Bezirks- gruppe ausgesprochen werden. Der Landesverband Tirol der Zivil- invaliden hatte am gleichen Tag eine Ausfahrt nach Südtirol-Italien unter- nommen. Die Bezirksleitung Kitzbühel des Verbandes konnte sich trotz mehr- facher Ueberlegungen nicht entschlie- ßen, diese an einem Tag über 700 km weite Fahrt mitzumachen, da die da- mit verbundenen Anstrengungen - insbesondere für behinderte Menschen - nicht zumutbar gewesen wären. Viel- leicht können die Kitzbüheler Zivilinva- liden im nächsten Jahr, wenn es, wie verlautet, zu den Königsschlössern nach Füssen gehen soll, wieder gemein- sam mit dem Landesverband auf Rei- sen gehen. Zivilinvalide besuchten Chiemsee und Achensee Von der Ausfahrt der BezirksgruppeKitzbühel des Oesterreichischen Zivil. invalidenverbandes
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