Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 6. November 1971 Von der Regulierung des Almdorferbachls in St. Johann Lechnerbachl-Ueberführung über Fieberbrunner Straße wird geschliffen Die Marktgemeinde St. Johann hat bei der Bezirkshauptmannschaft Kitz- bühel um die wasserrechtliche Geneh- migung zur Regulierung des Unterlau- fes Lechner- und Almdorfbachls (die- ses auch Roanerbachi genannt) ange- sucht. Der Genehmigungsbescheid wur- de am 26. August 1971 erlassen. Mit dem Bau wurde unverzüglich begon- nen. Die Kosten der Regulierung betra- gen 2,1 Mio Schilling, wovon der Bund 40 Prozent und das Land Tirol 20 Pro- zent beitragen. Das Projekt wurde vom Bezirksbauamt Kufstein unter der Lei- tung von Oberbaurat Dip.-Ing. Franz Thaler ausgearbeitet; die Arbeiten an der Regulierung leitet Ing. Haslauer. Derzeit fließen das Almdorfbachl und das Lechnerbachl in getrenntem Lauf in die Pillerseeache. Das Lechnerbachl entspringt an der Nordabdachung des Kitzbüheler Horns und hat in der Buntsandsteinzone ei- nen schmalen und tiefen Graben ein- geschnitten, der bei Hochwasser als Geschiebeherd wirkt. Nach dem Gra- benaustritt verläuft das Bachi auf ei- ner Terrasse in einem Erdgerinne bis zu seiner Mündung in die Pillersee- ache. Dabei überführt das Bachi die Fieberbrunner Landesstraße mit einem Beton-Aquädukt, daran schließt sich ein gemauertes Gerinne bis zur Mün- dung, wobei die Bundesbahn unter- führt wird. Der Beton-Aquädukt wur- de in den zwanziger Jahren errichtet, wobei der damalige Almdorferbichl ab- getragen wurde. Bei jeder größeren Wasserführung lieren, effektiert mit hell-dunkel-Kon- trasten und barocker Formgebung. - Das Durchbrechen metallischen Glan- zes und das Runzeln der Polyesterfar- ben bringen ein eindrucksvolles Spiel zwischen Reliefartigem und der die Dunkelheit durchbrechenden Kälte. Ein unterirdisch Suchender. FRANZ RINGEL (Graz) im Kultur- magazin des ORF bereits vorgestellt, brachte in sechs Farbstiftzeichnungen sein perverses Inneres ans Tageslicht. Figurenvariationen voll makaberer Bauchaufschlitzerei und Gedärme- exhibition. Betrachtet man die Bilder mit den Augen des Psychologen, so zeichnet sich ein fixes Psychogramm des Künstlers ab. Mit allerexnressioni- stischen Mitteln kritzelt er wie ein un- gezogener Junge auf dem Papier her- um, bannt den Beschauer mit seiner kühnen Offenheit und getraut sich all das aufzuzeigen, was wir heute unter dem Deckmantel der Wohlerzogenheit als nicht gesellschaftsfähig bezeichnen. Man könnte meinen. Ringelnatz lebe heute als Maler wieder unter uns. FRIEDRICH DANIELIS (Deutsch- land) klang in drei Arbeiten bewußt an kam es zu Bachaustritten in der auf- gedämmten Bachstrecke, so daß der Abfluß auf die tiefergelegene Landes- straße erfolgte. In weiterer Folge floß das Hochwasser entlang der Straße bis in den Ortskern von St. Johann und überflutete Straßen, Gärten, Keller. Diese ungünstigen Verhältnisse wur- den noch dadurch vergrößert, daß das bereits baufällige Überführungsobjekt ein großes Verkehrshindernis darstellt, da die lichten Höhen nur 3,20 bzw. 2.75 Meter betragen. Am 30. Juli 1970 ging im Einzugsgebiet ein schweres Gewit- ter nieder und verursachte wieder schwere Schäden an den angrenzenden Siedlungen und an der Fieberbrunner Landesstraß e. Um diese Mißstände zu beheben, war es notwendig, den Bachlauf des Lech- nerbaches in der Mündungsstrecke zu verlegen und ein neues gemauertes Ge- rinne zu errichten. Als günstigste Lösung bot sich die Ueberleitung des Lechnerbachis in den nahe vorbeifließenden Almdorferbachls an, der 200 m flußaufwärts in die Pil- lerseeache mündet und in einzelnen Teilstrecken verrohrt ist. Die beiden Bäche werden nun in ein gemauertes Gerinne eingeleitet, das im wesentli- chen dem alten Bachlauf des Almdorfer baches folgt, wobei die Landesstraße und die Bundesbahn unterfahren wer- den. Zur Zurückhaltung des Geschie- bes aus dem Obenauf des Lechner- bachis ist am Grabenaustnitt (etwa beim Müllersattler-Waldl) die Anlage eines Ablagerungsbeckens mit einem traditionelle Malerei an. Einmal zeigt er uns eine Art impressionistischen Mikrokosmos „Sephirotbaum", zum anderenmal Interpretationen mit dem Titel „Aus dem Tiepolozyklus". Daß Tiepolo dabei nur ein Vorwand ist, scheint gleich klar zu sein. Der Künst- ler erfreut sich an der kalligraphischen Zeichensprache des alten Meisters, gleich wie es ein Lehmden mit den Manieristen tut, verformt aber seine Impressionen zu einer durch die Lupe betrachteten Detailwelt. Wenig überzeugend erschien HAJRU- DIN KUJUNDZIC (Jugoslawien) mit seinen drei Sandkollagen, in denen auch Pflanzenfasern verarbeitet sind. Dargestellt werden jeweils überpronor- tionierte Köpfe mit gnomenhaftem Aussehen. Vielleicht vom Psychologen eher zu deuten als vom Kunstinterpre- ten. Auf die Leinwand wird ()arzsand geklebt und durch farbige Konturen entstehen embryonale Gestalten. Daß das Technische sehr vordergründig ist, täuscht über die bescheidene künstle- rische Aussage nicht hinweg. Egozent- risch erscheint uns der Mensch, der dies alles fabriziert hat. Fassungsvermögen von 1337 cbm vor- gesehen. Aus dem Einzugsgebiet des Almdorferbaches fallen keine größe- ren Geschiebemengen an, da dieses zum Großteil in vernäßtem Wiesen- und Waldgelände liegt. Der noch an- fallende Sand und Schlamm aus bei- den Bächen kann durch das neue Ge- rinne klaglos abgeführt werden. Die Größe des Einzugsgebietes für beide Bachläufe beträgt 0,8 qkm. Die Berechnung der Abflußwerte ergibt ein HHQ von ca. 2,2 cbm/sec. Der gewählte Gerinnequerschnitt vermag beim ge- ringsten Gefälle von 8 0/00 die er- rechnete Hochwassermenge klaglos ab- zuführen. Das neue Bachgerinne wird in Betonmauerwerk erstellt. Die Sohle wird mit glatten Hartsteinplatten aus- gelegt und die Wände mit Bruchstei- nen aus dem Lafferersteinbruch ver- kleidet. Das Gerinne erhält eine Sohl- breite von 0,7 m, die Mauerstärken be- tragen 0,40 m, der Anzug der Seiten- mauern wird mit 5:1 gewählt, die Ge- ninnetiefe beträgt 1 Meter. Im Mün- dungsbereich werden die Seitenwände infolge des Rückstaues aus der Piller- seeache bis zu einer Höhe von 1,65 in hochgezogen. Im Kreuzungsbereich des Geninnes mit der Landesstraße bzw. mit dem Wirtschaftsweg wird es mit abhebbaren Stahlbetonplatten 0,20 m stark überdeckt. Das Gerinne wird 573 Meter lang und schließt an der Mündung der Pillerseeache an den be- stehenden Bahndurchlaß an. Am En- de wird der Anschluß an das bestehen- de Bachgerinne des Lechnerbachis trichterförmig ausgebildet. Das klein- ste Gefälle des Geninnes beträgt R 0/00 an der Mündung, das größte 71,0 0/00 im Obenauf. Durch diese Baumaßnahmen werden JORGE CASTILLO (sprich: Chorche Kastijo), Spanien, zeigte Gouache-Ar- beiten, die nach mitteleuropäischen Be- griffen eher oberflächlich wirken und eine gewisse Vereinsamung des Künst- lers erkennen lassen. Bei wohlwollend- stem Betrachten lassen sich besondere formale, farbliche oder geistige Quali- täten nicht leicht finden; sei es, daß wir für das iberische Denken zuwenig Einfühlungsvermögen aufbringen. Zuletzt noch ein Bild von Eduardo PALTJMBO (Italien), bei dem auch ei- ne Art Rafinessemangel ersichtlich ist, besonders bei einer Art von Malerei, bei der geometrische Kurven und mo- nochrorn-plakative Flächen mehr Sau- berkeit und Genauigkeit erwarten lie- ßen. Vielleicht ist es die italienische Leichtlebigkeit, die sich dabei anders verstanden wissen haben will. No so. Alles in allem war diese Ausstellung eine aroßartige Belebung der sonst ereignislosen Zwischensaison von St. Johann und bot Kontakte mit den Künstlern unserer Zeit. Als solches ist die Ausstellung ein Erfolg des Kulturreferates unter Prof. Walter Kantner. Tilly
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