Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 20. November 1971 FUtzbutieler Anzeigei Seite 3 Die Vorstädte KI*tzbU 'O'Ohels in der Baugeschichte Malinggasse - Josef-Herold-Straße - Klostergasse - Einsiedel und Einsiedeleien Die Malinggasse führt von der Josef- Herold-Straße (früher Hahnenkamm- straße) etwa parallel westlich der Bichlstraße gegen Süden. In diesem Gebiet war der sogenannte Högel, der wahrscheinlich schon 1297 mit dem Schattberg, Ehrenbach und Jufen zur Stadt gekommen ist und wo schon im 14. Jahrhundert Bauernhöfe genannt werden. An Stelle des Hauses Nr. 14, dem Reiterhof, früher auch „Daimer- högel" genannt, befand sich Ende des 17. Jahrhunderts die älteste Einsiede- lei von Kitzbühel. Die Malinggasse wurde noch im 17. Jahrhundert Lederergasse genannt. Jas Spitalsurbar von 1521 nennt in der Le- derergasse nur das Haus des Erhard Oeltl, von dem damals Primus Kupfer- schmied z:enste. Die Häuser Nr. 2 (Ma- linghaus des Dr. Wolf mar Zimmeter) und Nr. 8 (Haus Huter, Besitzer Baumeister Gerzabeks Erben) bestan- den bereits um 1600, wobei das Malirghaus mit seinen an der Südfront angeleg- ten kreuzgewölbten Arka- den (siehe Bild) über run- den Nagelfluhpfeilern mit quadratisrhen Kapitelen mit seinem Baukern noch etwa aus der Mitte des 16. Jh.s stammt. Nach dem Kata- ster von 1686 war diese „Behausung mit Hofstatt, Gstädl, Stallung und Gar- ten" im Besitz des Michael Fritzenwankher und das Haus Nr. 8 „mit Stallung, Anger und Garten hinden daran, wies mit Zaun umb- ['as fangen" hatte der Schneider über Florian Gasser. Der Kata- ster (16E6) nennt weiters pth ein „schlechts häußl in der Lederergassen zu Malein", das Som- merhaus mit dem Stadel des Franz Ruendorffer und ein Holzhaus des Ge- org Mitterer. In der heutigen Josef-Herold-Straße, der ehemaligen Hahnenkammstraße bzw. Schattberggasse, standen anschlie- ßend an das Malinghaus 1620 (Plan von Andreas Faistenberger) mehrere kaminlose Bauten, jedenfalls Stdel, und an der Stelle des Kapuzinerklo- sters ein langgestrecktes Gebäude, das mit seinen Dachgaupen und vier rund- bogigen Einfahrten wohl eine Stallung darstellt. Vielleicht war dies das Wirt- schaftsgebäude des Malinghauses. Am oberen Ende, etwa in der Gegend der heutigen Hahnenkammstation, war ein besonders stattliches dreigeschossiges Giebelhaus, das eventuell mit Franz Ruedorffers Sommerhaus identisch sein könnte. In der Schattberggasse wird 1542 das Haus des Michi Ruepp mit „Hofstat, Gstädl und Garten" erwähnt, 1561 das Haus des Tischlers Georg Pängartner, das 1565 Wolfgang Kupferschmidt in- nehatte und das mit dem vorigen iden- tisch sein könnte. Der Kataster von 1686 nennt nur zwei Holzhütten und einen Stadel und verzeichnet demnach die anderen Gebäude unter Maling. Die Klostergasse, bekannt nach dem Kapuzinerkloster, ist anstelle eines We- ges angelegt, der seinerzeit den oberen vom unteren Krautgarten trennte. Der Krautgarten wird schon im Salbuch von 1416 erwähnt und dürfte wohl seit ihrem Bestehen zur Stadt gehört ha- ben. An Stelle des Reiterhofes befand sich - wie bereits gesagt - die älteste in Kitzbühel nachweisbare Einsiede- lei. Sie wurde von Johann Niedermüh- lenbichler aus Kitzbühel, der Angehö- riger des Dritten Ordens der Franzis- kaner war, von 1678 bis 1735 geführt. Nach dem Baubestand zu schließen be- stand sie aus einer tonnengewölbten Kapelle im Ausmaß von 4,40 x 4,60 m und einer Scheitelhöhe von 2,85 m. Der Gewölbeansatz liegt etwa 1 m hoch. Das Gewölbe ist in Stein gemauert. Davor war eine etwas kleinere gewölb- te Küche, die auch heute noch als sol- che in Verwendung steht, und an die vordere Seitenwand der Kapelle war ein Wohnraum angebaut. Dieser Kern ist heute in ein dreigeschossiges, drei- achsiges Bauernhaus eingebaut. Der Kapellenraum ist unterteilt. Der Altar- raum war durch ein Bandgesims be- tont und mit Gemälden in Stuckrah- men geschmückt. In der Mitte trägt ein viereckiges Feld in gebrochenem, blattbesetztem Rahmen und mit stuk- kierten Engelsköpfen in den Ecken die Darstellung derVerkünd-ing. Diese flan- kieren zwei Rundmedaillons in profi- lierten Stuckrahmen, rechts mit der Darstellung des ungläubigen Thomas, links mit Noli me tangere (Büßerin Magdalena). (Aus „Die profane Bau- geschichte" von Dr. Johanna Felmayer Band des Kitzbüheler Stadtbu- ches.) IJeber „Einsiedler und Einsiedeleien" berichtet Msgr. Dr. Johannes Neuhardt Band u. a.: Nach dem Wiedererstarken katholi- schen Glaubensbewußtsejns in der Ge- genreformation erlebte auch die Son- derform des Anachoretentums (Allein- wohnende) im bayrisch - österreichi- schen Raum eine staunens- werte Blüte. In nicht weni- gen Menschen wurde der Wunsch laut, fern von allen Bindungen an die Umwelt, als Einsiedler oder Wald- brüder leben zu wollen. Auch im Stadtbereich von Kitzbühel hat sich eine Rei- he von Einsiedlern aufgehal- ten, deren Andenken fast völlig untergegangen ist. - Den Anfang machte Joachim Niedermühlbichler. Er wur- de in Kitzbühel am 11. Juli 1647 geboren und erhielt in der Taufe den Namen Georg. 1675 trat er in Schwaz dem Dritten Orden bei und wurde als Bruder Joachim eingekleidet. Vom Franziskanerprovinzial in Bozen erhielt er die Erlaub- nis, sich in seiner Heimat als Einsiedler niederlassen zu dürfen. Seine erste Be- hausung ist im alten Baubestand des Reiterhofes noch erhalten. In einer leider nich: datierten Ein- gabe an den Chiemseer Bischof Jo- hann Franz Graf Preysing bittet nun Bruder Joachim um die Erlaubnis, die ihm von der Stadt erbaute „Clau- sur und Ainsiedeley" verlassen und sich auf dem Lebenberg eine neue bauen zu dürfen. Gleichzeitig erbittet der Einsiedler (um 1678) vom Besit- zer des Lebenbergwaldes, Johann Raymund Graf Lamberg, die Bewilli- gung, „auf dem Lebenberg, gegen Kitz- bichl herauf" eine neue Klause errich- ten zu dürfen. Der Graf bewilligte nicht nur den Ort, sondern auch „ai- nige Stämbl Holz". Da es sich hier kaum um einen Steinbau gehandelt haben wird, ist der Standort der Ein- siedelei am Lebenberg nicht mehr fest- zustellen. Trotz des Verbotes, seinen Malingghaus mit seinen kreuzgewölbten Arkaden runden Nagelfluhpfeilern mit quadratischen Ka- n; 16.Jahrdt. - Photo: Utto Eichhorn, Kitzbühel
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