Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 27. November 1971 Kitzbüheler Anzeiger - Seite 9 Kitzbu "*hel - ein Trost-, Wunder- und Gnadenort Die Frohbotschaft in Kitzbühel - Vortrag von Monsignore Dr. J. Neuhardt Statt „'s Dirndl von der Au" sprach der Pfarrer aus der Stadt Im Rahmen der Vortragsreihe der Stadtbuchautoren hielt am Sonntag, 21. November der Salzburger Diözesan- konservator Msgr. Dr. Johannes Neu- hardt im Kolpinghaus über die Kitz- büheler Kirchengeschichte einen Vor- trag. Reg.-Rat Franz Kaler begrüßte im Namen der Pfarrgemeinde die Erschie- nenen, vor allem die Ehrengäste Stadt- pfarrer Geistl. Rat Johann Danninger, Bgm. Hermann Reisch und Vzbgm. LA Hans Brettauer und mit besonderer Freude den Vortragenden. In seiner weiteren Ansprache wies Kaler auch darauf hin, daß im Kitzbüheler Stadt- jubiläumsjahr viele zum Teil glanzvolle Festlichkeiten abgehalten wurden, de- ren Echo noch lange nachwirken wird. Nun neigt sich das Jubiläumsjahr dem Ende zu und es ist nicht müssig zu fragen, was unsere Stadtväter, die Or- ganisatoren und die gesamte Bevölke- rung bewogen hat, dieses Jubiläums- jahr so feierlich zu begehen. Lassen Sie, verehrte Zuhörer, mich eine Ant- wort versuchen: Einmal sich selbst und der Mitwelt bewußt zu machen, wie alt und ehr- würdig, aber auch wie reich und leben- dig das Erbe der Geschlechter aus den vergangenen Jahrhunderten bis auf den heutigen Tag ist; weiters sich der von der Natur geschenkten landschafth- ehen Schönheiten bewußt zu werden und nicht minder der besonderen Ei- genwerte, welche der Fleiß und der Gemeinsinn der Vorfahren im Aufbau dieser Stadt in wechselvollen Zeitläu- fen ihrer historischen Entwicklung ge- schaffen haben, woraus der typische Charakter dieses Gemeinwesens ent standen ist. Schließlich sollte die Liehe und die Gesinnungstreue zu dieser schönen Heimat in allen Bürgern der Stadt und insbesondere in der Jugend neu geweckt und belebt werden. Im prächtigen vierbändigen Stadt- buch haben die namhaften und besten Kenner der Stadtgeschichte der Nach- welt ein umfassendes Bild von der Ausnrägung des äußeren und inneren Gesichts dieser Stadt durch die 700 Jahre herauf gezeichnet. Vieles wird dabei erst wieder ins Licht gehoben. was bisher verbunkelt oder vergessen war. Heute nun ist es uns, meine Damen und Herren, vergönnt, einen der besten Kenner der Kirchengeschichte Kitzbü- hels zu hören, den Kunstkritiker der Diözese und Denkmalpfleger Mosigno- re Dr. Johannes Neuhardt. Wir hi- ßen ihn herzlich willkommen. - Er snricht über die „Frohbotschaft in Kitzbühel" - Gehalt und Gestalt in 700 Jahren". Dr. Neuhardt: „Zunächst habe ih vielmals um Vergebung zu bitten, daß ohne mein Wissen sich an diesem Abend „'s Dirndl von der Au" in einen „Pfarrer aus der Stadt" verwandelt hat. Ich wußte nichts davon, daß ich einen so gewichtigen Konkurrenten hatte. (Damit spielte der Vortragende auf die angekündigte Theatervorstel- lung an, die nach dem ursprünglichen Spielplan, bevor der Vortrag über die Frohbotschaft anberaumt werden konn- te, am gleichen Tage zum 4. Male auf- geführt werden sollte.) Die humorvolle Einleitung eines dem Gehalt nach ern- sten Themas eroberte unverzüglich die Herzen der über 100 Zuhörer, die in der Folge in atemloser Spannung dem anderthalbstündigen Vortrag folgten: „1744 schrieb der Dominikaner Pater Conrad Prigl, Stadtvikar von Kitzbü- hel, ein Buch, in dem sich in der pathe- tischen Sprache barocker Prägung fol- gende Sätze finden: ‚.Trostreich sind die Versprechungen, so der allgütige Gott im alten Testament an seinen Propheten Ezechiel mildherzig ergehen lassen- so da lautet: Ich will sie rings- herum um meinen Bühel segnen und zu seiner Zeit meinen Gnadentau vom Himmel ausgießen...." Wo aber soll man im neuen Testament so gesegnete Bühel, einen so begnadeten Trostort finden? Kitzbühel ist zweifelsohne ein Am 20. November feierte die Firma Kanzler-Hosen im Kreise der komplet- ten Belegschaft im Gasthof Eggerwirt die Feier ihres zehnjährigen Bestehens. Dazu hatten sich als Ehrengäste der Wirtschaftsvertreter im Tiroler Land- tag Komm.-Rat Christian Huber, der Bezirkssekretär der Handelskammer Hugo Beimpold, Direktor Tremmel der Wollwaren AG Wien und Redakteur Nordmann der Österr. Textilmitteilun- gen eingefunden. LAbg. Huber gratulierte dem Unter- nehmen und allen Mitarbeitern zu den bisherigen Erfolgen, die er als über- durchschnittlich bezeichnete und als Ergebnis unternehmerischer Wagnis, Kaufmannslust und Handwerkskunst und der Betriebstreue der Mitarbeiter betitelte. Zur Feier spielte und sang das Koch-Trio und das ausgezeichnete Abendessen trug weiters dazu bei, daß Frohsinn und Unterhaltung nicht zu kurz kamen. Der Werdegang des Betriebsinhabers Schneidermeister Robert Kanzler ist engstens mit dem Wintersport verbun- den. Sein Vater, Robert Kanzler d. Ä., betrieb in Mitterndorf mit dem be- rühmten Kitzbüheler Leo Gasperl Pio- nierarbeit im Skilauf, die auch dadurch belohnt wurde, daß er zum Obmann so begnadeter Trost-,Wunder- und Gna- denort, es ist jener gesegnete Bühel, wo von Jahr zu Jahr alles im Werk und in der Tat erfüllt wird . . . Der Kitzbühelerische Gnadenbühel ist jener wo aus dem Haus, so auf dem Bühel steht, sich jene Gnadenquelle ausgießt, so die Dörner, menschlicher Drangsal, Armseligkeit, Jammer und Elend in lauter Trost und Freudenrosen ver- wandelt." Es gehört eine gesegnete Portion Humor dazu, das heute noch zu lesen. Sie wissen, worauf P. Prigl darauf anspielt, es sind die Frauenkir- ehe und das Gnadenbild, eine Copie der Innsbrucker Kranach-Madonna, der er in diesem schwulstigen Worterguß als dem genius bei den barocken Tri- but zollte. (Den weiteren Inhalt des Vortrages bringen wir, nach Ueberwindung eini- ger technischer Hindernisse, in einer unserer nächsten Ausgaben.) Den Dank der Anwesenden sprach Bürgermeister Reisch. Er sagte: Ich darf wohl im Namen aller Zuhörer Monsignore Dr. Neuhardt danken, daß er nicht nur für unser Stadtbuch die Kirchengeschichte Kitzbühels geschrie- ben hat, trotz seiner umfangreichen Tätigkeit, und daß er heute in einem so lebendigen Vortrag uns in die Kir- chengeschichte richtig hineingeredet hat. Ich danke Ihnen tausendmal und ich hoffe, wir hören Sie wieder in ei- nem so schönen und tiefgreifenden Vortrag." des dortigen Skiklubs und später zum Präsidenten der KOP-Springertournee Kulm-Oberstdorf-Planica gewählt wur- de. R. Kanzler d. Ä. „erbaute" nach- weisbar zu Beginn der dreißiger Jahre die ersten Keilhosen und die ersten Träger dieser Hosen waren die be- rühmten Kitzbüheler Sepp Sauer, Fer- dinand Friesenbacher und der von Mitterndorf nach Kitzbühel übersiedel- te Weltrekordler Leo Gasperl. Vater Kanzler rüstete 1936 die italienische Skinationalmannschaft mit Skihosen aus. Der junge Robert Kanzler ging bei seinem Vater in die Lehre, war dann in Werkstätten in Davos, Goisern und Paris tätig und legte 1957 in Graz die Meisterprüfung für das Schneiderhand- werk ab. Im gleichen Jahr übersiedel- te er nach Kitzbühel und übernahm die damalige Schneiderei Olga Maur- acher und ein Jahr darauf die Filiale der Fa. Reinalter. Dem Skiklub Kitz- bühel trat er als stolzer österreichi- scher Jugendmeister im Langlauf bei. 1961 machte er sich selbständig und richtete im Fischlechnerhaus die Schneidereiwerkstätte ein und das Ver- kaufsgeschäft. In Feri Wieser, der sei- nerzeit mit ihm die Meisterprüfung abgelegt hatte, fand er einen guten Zehn Jahre Kanzler-Hosen in Kitzbu ""hel
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