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Zu den ,1 Festtagen ffrJ und STIEGLmPILS Samstag, 4. Dezember 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 sprochene Fehlplanung, die aber schon Vorarbeiten geleistet und die Grund- gen wird Salzburg die Vollmotorisie- weit zurückgeht. züge im wesentlichen schon festgelegt. rung als erste Landeshauptstadt er- uer neue .riau ienru ieine sogenann- reicht haben. J3e1 Vollmotorisierung ten gemischten Baugebiete. rechnet man in Oesterreich auf 1000 Große Sorgen bereiten uns die Aus- Menschen 400 Kraftfahrzeuge; wir ste- siedlung von Betrieben in Wohnbau- hen aber jetzt schon bei 353 Fahr- gebieten und Betriebsgebieten. Mit al- zeugen. 1er Gewalt wehren wir uns gegen eine Erweiterung des Flughafengebietes, aber wir werden es kaum verhindern können. Die Städteplaner sagen, daß der Flughafen eine Fehlplanung ist und daß dieser verlegt werden müßte. Der nächste Schritt war die Verkehrs- planung. Wir haben einen Professor von der Technischen Hochschule in München damit beauftragt und haben aus alten Fehlern gelernt. Wir arbeite- ten mit dem Professor aufs engste zusammen. Es wurden alle Monate Kontaktgespräche abgewickelt, einmal in Salzburg, einmal in München, wir haben die Stadt abgefahren und alle heiklen Punkte studiert und einen Pla- nungsfall 1 und einen Planungsfall II geschaffen. Die Zusammenarbeit er- folgte auch mit den Bundesstraßenpla- nern und sind unentwegt mit dieser Sache beschäftigt. Wenn man so etwas plant, muß man den Fachmann an die Stadt binden. Dadurch haben wir end- lich brauchbare Ergebnisse erzielt. Das was bis jetzt geliefert wurde, hat Hand und Fuß und ich bin überzeugt, daß wir sehr früh in der Lage sein werden, den Generalverkehrsplan beschließen zu können. Wir brauchen den Plan sehr dringend, denn die Verkehrsver- hältnisse in der Stadt erfordern ihn. Der Verkehrs'olan wird nächstes Jahr schon im März vorliegen und dann wollen wir versuchen, Zug um Zug die entsprechenden Verkehrsbauten aus- zuführen. Dieser Verkehrsplan ist natürlich auf dem Papier etwas wunderschönes, aber die Verwirklichung wird für die Stadt Salzburg 20 Jahre in Anspruch nehmen. Die Kosten wurden auf rund eine Milliarde Schilling geschätzt. Vcr zwei Jahren waren es noch 800 Millio- nen, aber jetzt sind es schon eine Milliarde. Schwerfahrzeuge dürfen In Zukunft nicht mehr in die Stadt fahren, der Zubringerdienst muß mit leichteren Fahrzeugen abgewickelt werden. Wir haben siedlungsmäßig ein sehr zersplittertes Stadtgebiet. Zwischen- durch viele Grünflächen, die stiefmüt- terlich aufgeschlossen sind. Ich darf weiters sagen, daß wir nicht nur die Altstadt zwischen Mönchsberg und der Salzach zur Fußgängerzone machen wollen, sondern auch Teile der Neustadt und jetzt spricht man sogar schon davon, daß wir auch die Staats- brücke als Fußgängerbrücke haben wollen und daß wir, mit Ausnahme des öffentlichen Verkehrs, überhaupt kei- nen Fahrzeugverkehr mehr herinnen haben wollen. Diese Frage ist das heik- ligste Thema, das wir letzthin im Pla- nungsausschuß durchberaten haben. Einen Stadtkern für Fußgänger frei- zumachen ist nicht schwierig, aber weitere Gebiete, das ist ein gewagtes Unternehmen und es gibt anderswo keine Beispiele für so große Fußgan- gerzonen. Die nächste Stufe ist der neue Flä- chenwidmungsplan. Dieser wird wieder von facheigenen Kräften ausgearbeitet. Es wurden schon seit einem halben Jahr Der Flächenwidmungsplan wird 1972 fertiggestellt und beschlossen. Dann ha- ben wir alles: Stadtentwicklungsplan, Verkehrsplan und Flächenwidmungs- plan. Der Stadtentwicklungsplan wird alle fünf Jahre einer Revision unter- zogen. Die Verbauung im einzelnen wird durch Teilverbauungspläne gere- gelt. Nun zum Schluß: Welche Fehler wur- den grundlegend gemacht. Den Haupt- fehler, den wir gemacht haben, der überhaupt gemacht wurde, ist, daß wir zu spät mit der Planung begon- nen haben. Man hat in Blickrichtung Wiederaufbau, Wohnungsbau, diese Dinge übersehen. Zweitens hat niemand vorausschau- en können, wie sich der Verkehr ent- wickelt. Daß hier Irrtümer passiert sind, auch Fachleuten, wissen wir. - Niemand hat damals geglaubt, daß die Motorisierung lawinenartig auf uns zu- kommen wird. Der Verkehrsplaner hat in seiner Prognose die Zahl der Kraft- fahrzeuge im Jahre 1980 in Salzburg mit 43.000 angegeben. Diese Zahl wur- de aber schon im Jahr 1970 überschrit- ten. Auf Grund der neuen tintersuchun- Ein Kardinalfehler, den wir gemacht haben, war die Schaffung des Kur- hauses mitten in der Stadt. Es ist uns seinerzeit eingeredet worden, weil es immer dort war. Es wurde im Krieg durch Bomben zerstört und wurde wieder aufgebaut. Heute müs- sen wir ein neues Kurzentrum errich- ten, das uns Abermillionen Schilling kosten wird. Wir müssen die Kurzone dort errichten, wo natürliche Heilmit- tel schon vorhanden sind; und die zweite große Fehlplanung, die schon unsere Väter gemacht haben, war die Anlage des Flughafens direkt an dem dichten Siedlungsgebiet von Maxglan. Nun noch ein Wort zur Gesetzmäßig- keit. Wir haben seit 1968 ein Raum- ordnungsgesetz, Kärnten hat das erste, wir das zweite in Oesterreich, wir ha- ben seit dem gleichen Jahr ein Be- bauungsgrundlagengesetz, wir haben eine Stadtbauordnung, auch aus dem Jahre 1968, allerdings nur eine Novelle des Gesetzes aus dem Jahre 1896, und schließlich haben wir ein Altstadterhal- tungsgesetz. Aber alle unseren schönen Pläne nützen uns nichts, wenn wir nicht auch die entsprechenden Gesetze haben, diese Pläne auch zu verwirkli- chen." - Der Vortrag wurde mit Beifall auf- genommen. Hernach wurde eine Reihe von Fragen gestellt, über deren Inhalt wir noch berichten.
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