Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 4. Dezember 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Von der Einweihung des Hochbehälters Sonnberg und der 1lOmkVmUmspannstation in Kitzbühel Am 27. November 1971 wurden in Kitzbühel der Hochbehälter am Sonn- berg und die TJmspannstation auf dem Klausnerfeld am Bahnhof eingeweiht und offiziell in Betrieb genommen. Die Stadtmusik unter Stadtkapellmeister Sepp Gasteiger verschönte die Feier durch musikalische Vorträge. Die Fei- ern wurden auch von schönem Wetter begünstigt und die vielen Ehrengäste konnten sich auch an der herrlichen winterlichen Gegend erfreuen. Nach der Begrüßung durch den Re- ferenten der Stadtwerke Gemeinderat Ludwig Pfurtscheller hob dieser in seiner Ansprache die erfolgreiche kom- munale Denkungsweise des Gemeinde- rates hervor. „Die Inbetriebnahme und Einweihung unserer Hochbehälter und deren technischen Einrichtungen ist für unsere Stadt ein Ereignis, das Zeugnis ablegen soll, wie zielbewußt und vorausschauend dieses Gemein- schaftswerk geschaffen wurde. Ein gro- ßes Werk mit hohen finanziellen Lei- stungen verbunden, wurde vollendet. 20 Millionen Schilling mußten aufge- bracht werden, um dieses Bauvorha- ben durchzuführen und dadurch die Wasserversorgung unserer Stadt für die Zukunft zu sichern. Als Referent der Stadtwerke darf ich erwähnen, daß der Wassertarif trotz der hohen finan- ziellen Belastung zu den niedrigsten Tarifen in Oesterreich zählt. Möge das Wasser jetzt noch reichlicher und kla- rer, durch unser Versorgungsnetz flie- ßen, zur noch besseren Versorgung un- serer Stadt und deren Frerndenver- kehrswirtschaft." Anschließend sprach der Projektant Dipl.-Ing. Plus Lässer. Er hob beson- ders die gute Zusammenarbeit aller am Bau beteiligten Stellen hervor und übergab sodann das Wort seinem Stell- vertreter Dipl.-Ing. Herwig Herbert. - Nachstehend folgen wir seinem inter- essanten Baubericht. „Bevor Sie, sehr verehrte Anwesen- de, den angekündigten Baubericht hö- ren sollen, erlauben Sie mir einige Ge- danken vorauszuschicken. Wohl viele, die eine Einladung zur heutigen Feier erhalten haben, werden sich auch mit der Frage beschäftigt haben: Ist es überhaupt wert, der Fertigstellung und Inbetriebnahme eines Wasserhochbe- hälters so große Beachtung zu schen- ken? Die Eröffnung einer Schule, einer Fremdenverkehrseinrichtung ist für uns doch viel wichtiger, die Ankunft von Captain James Lovell viel bedeu- tender, der Besuch einer Sex-Bombe doch viel attraktiver! Dies mag jedoch nur dann stimmen, wenn wir manche Voraussetzungen, die unser Leben ent- scheider.d beeinflussen, als Selbstver- ständlichkeit ansehen. Zu diesen Selbst- verständlichkeiten zählt meist auch eine tadellose Wasserversorgung. Noch können wir den Wasserhahn aufdre- hen und hygienisch einwandfreies Was- ser entnehmen, ohne zu denken, daß wir Wasserverschwender sind. Wievie- le Menschen können dies aber noch? Vielfach hat das konsumierte Wasser anderswo bereits ein- oder mehrmals den Kreislauf über Mensch oder Indu- strie genommen. Wir müssen daher unsere Wasser- vorkommen vor Verunreinigungen schützen. Mit dem zur Verfügung ste- henden Wasser müssen wir sparsam und wirtschaftlich umgehen. Die Auf- gabe der Vorratshaltung fällt dabei den Wasserspeichern zu. Sie dienen je- doch auch dem Ausgleich der Ver- brauchsschwankungen und halten den Druck im Versorgungsnetz konstant. Diese Aufgabe hat in Kitzbühel der neue Hochbehälter Sonnberg zu über- nehmen. Unter Berücksichtigung ei- nes Voraussagezeitraumes von 20 Jah- ren wurde der Speicherinhalt mit rund 6100 cbm festgelegt. Diese 6100 cbm entsprechen heute einem ca. um 10 Prozent erhöhten Tagesbedarf. Im Jahr 1990 reicht der vorhandene Spei- cherraum bei kontinuierlichem Zulauf noch zur Abdeckung der Verbrauchs- schwankungen aus. Die Gestaltung des Bauwerks ermög- licht eine Erweiterung an Speicher- raum um weitere 6000 cbm. Der nunmehr fertiggestellte Behälter besteht aus zwei Kammern zu je 3000 cbm und dem im Zentrum liegenden pentagonförmigen Schieberhaus. Das Schieberhau:s ragt als einziger Bauteil über das Gelände. Aufgetretene Versorgungsengpässe in den Jahren 1968-69 machten den ra- schen Bau des Behälters erforderlich. Die Planung des Behälters mußte da- her in kürzester Zeit durchgeführt wer- den. Bereits Ende August 1969, nach erst zweimonatiger Planung, konnten die Baumeisterarbeiten öffentlich aus- geschrieben werden. Ende November 1969 begann die Firma Dr. Luis Meise - die vom Gemeinderat mit der Aus- führung beauftragt wurde - mit den Arbeiten. Vorerst beschäftigte aber manchen Verantwortlichen und beson- ders das Ingenieurbüro die Frage, ob eine auf dem Tiefbausektor relativ jun- ge Firma, die außerdem noch kein ähn- liches Bauwerk errichtet hat, mit einer so großen Bauaufgabe betraut werden kann. Vieles sprach dagegen, aber auch vieles dafür. Heute kann gesagt wer- den, daß die damalige Entscheidung richtig war. Die Firma Dr. Meise ging mit Elan an ihre Aufgabe heran, brachte ihre Baustelleneinrichtung auf einen der heutigen Zeit entsprechen- den Stand und sorgte dafür, daß sich Angesellte und Arbeiter mit der moder- nen Betontechnologie und den neuen Kenntnissen der Arbeitsführung be- faßten. Das zur Zufriedenheit aller fer- tiggestellte Bauwerk gerechtfertigt all diese Investitionen. Besondere Schwierigkeiten bei der Bauausführung bereitete der veränder- liche, nur schwer lösliche wasseremp- findliche Boden, der nach Abbau durch Wasserzutritt aufweichte und teilweise auch zu fließen begann. Es mußte daher dafür gesorgt werden, daß der gelöste Boden auf der Depo- nie verdichtet eingebaut wurde. Der Abtrag nahe der Behältersohle erfolg- te auch aus diesem Grund sehr vor- sichtig. Um ein Aufweichen unter dem Bauwerk zu vermeiden, wurde ein filterstabiler Flächenfilter aufgebaut. Die darüber liegende Sauberkeits- schichte diente als Unterlage für die das Bauwerk umschließende Abdich- tung mit Prenotekt, einer Bitumen- und Kautschuk-Emulsion, die vor Be- schädigung entsprechend geschützt wurde. Die erste richtige Bewährungs- probe bestand die Firma bei der Be- tonierung der Behälterbodenpiatte für die Kammer II, da 180 cbm Beton auf 580 qm Fläche in einem Arbeitsgang eingebaut werden mußten. Die Beto- nierung der Bodenplatte der Kammer II erfolgte noch mit Lieferbeton, bei der Btonierung der Bodenplatte der Kammer 1 wurden jedoch die an der Baustelle installierten automatischen Mischanlagen verwendet. Die mit den Bodenplatten starr verbundenen Be- hälterwände wurden in vier Einzel- abschnitten jeweils über die ganze Hö- he in einem Zuge betoniert. Der Be- ton wurde mit Fallrohren eingebracht, gut verdichtet und in der Folge durch Berieselung vor dem Austrocknen be- wahrt. e wahrt. Die Behälterdecken ruhen auf insgesamt 31 Säulen, je 40 cm stark, und sind mit den Wänden starr ver- bunden. Die Betonierung erfolgte so wie bei den Bodenplatten in einem Arbeitsgang. Da versucht werden mußte, die Kam- mer II noch in der Wintersaison 1970- 71 für die Speicherung zur Verfügung zu stellen, mußten alle Arbeitskräfte zur Fertigstellung der Kammer II als auch des Schieberhauses herangezo- gen werden. Ende August 1970 wurde die Betonierung der Decke über der Kammer II der Rohbau fertiggestellt, Ende September konnte der Schieber- hausaufbau bis zur Dachgleiche abge- schlossen werden. Nach Durchführung der D'ichtheitsprüfung, die zufrieden- stellend verlief, da in 24 Stunden nicht mehr als 0,033 Liter Wasser je qm Wand und Sohifläche und Stunde ver-
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