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Samstag, 11. Dezember 1971 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 hälter kontinuierlich zugeleitet. Sämt- Die Wasserveisorgungsanlagen der Stadt Kitzbühel liche Betriebszustände werden in die Betriebswarte übertragen. Von dort Baubericht von Dipl.-Ing. H. Herbert können auch nahezu alle Anlagenteile Für die öffentliche Wasserversorgung wurden vor allem die Quellen auf Sei- ten des Kitzbüheler Horns abgeleitet. Es waren dies die Oberanger- und Un- terangerquelle sowie die Luegeck- und Rastbuchquelle. Alle Quellen entsprin- gen auf einer Meereshöhe zwischen 1250 und 1300 m (über Normal-Null). Die SchüttungsschwankUngen zwischen Geringst- und Höchstschüttung liegen im ungünstigsten Fall bei 1:4. Von der Schüttung her handelt es sich um gute Quellen. Trotzdem wurden die Sorgen größer, da die Bevölkerung der Stadt, vor allem die Fremdengäste, zunah- men. Die Steigerung des Wasserver- brauchs war aber auch auf die Zunah- me der hygienischen Bedürfnisse zu- rückzuführen. Kitzbühel mußte daher zur Wasserversorgung Oberflächen- wasser aus dem Köglerbach heranzie- hen. Dies konnte jedoch nur eine Uebergangslösung sein, da der meist rasch eintretende Wechsel der Wasser- beschaffenheit, z. B. bei starken Regen- fällen, den Einsatz einer Aufbereitungs- anlage erfordert hätte. Die Wasserver- sorgung von Kitzbühel bedurfte daher dringend der Sanierung. Nach Erschließung des Grundwasser- vorkommens in der Langau im Jahre 1956 konnte auf die Einbeziehung des Oberflächenwassers vom Köglerbach verzichtet werden. Auch die Oberanger- quelle mußte in der Folge aus hygieni- schen Gründen ausgeschlossen wer- den. Es zeigte sich nämlich, daß das undurchlässige Phylittmassiv mit dem an der Oberfläche teils stark verwit- terten Blockwerk nicht nur nieder- schlagsabhängige Schwankungen in den Quelischüttungen brachte, sondern in- folge Fehlens der Filtrationskraft des Bodens auch hygienische Bedenken ein schloß. Die noch verbleibenden Quellen mit einer mittleren Ergiebigkeit von 40 Sekunden-Liter (geringste Ergiebig- keit am 7. Feber 1969 nur 19,3 1-sec.) bedürfen daher in Zukunft besonderer Beachtung. Weniger hygienische Beden- ken, vielmehr auftretende Trübungen nach Niederschlägen rufen nach einer Aufbereitung des Wassers in Form ei- ner Filtration. Die Ausweisung von Quellschutzgebieten kann die verblei- benden Wasservorkommen vor weite- ren Verunreinigungen schützen. Erschließung von Grundwasser Hygienische Bedenklichkeit bei der Verwendung von Oberflächenwasser aus der Oberangerquelle führte zu Un- tersuchungen zur Erschließung neuer Wasservorkommen. Da geeignete Quell- wasservorkommen fehlten, erhoffte man sich größere Wassermengen aus dem die Jochberger Ache begleiten- den Grundwasserstrom. Nach Vorun- tersuchungen konnte im Jahre 1956 in der Langau ein Schatbrunnen er- richtet werden. Der Ausbau des Grund- wasserwerks erfolgte vorerst für eine Leistung von 60 Sekundenliter. Dazu wurden zwei Pumpen mit einer Lei- stung von 30 Sekundenliter installiert. Eine weitere Pumpe mit einer Lei- stung von 60 Sekundenliter sollte als Reserve dienen. Der steigende Wasser- bedarf bei fehlendem Speicherraum erforderte zeitweise eine Erhöhung der Leistung auf maximal 90 Sekunden- liter. Dadurch kam es zur Steigerung der Fließgeschwindigkeit im Boden und damit zu Trübungen infolge Sand- förderung. Bei ausreichendem Speicherraum der durch den Hochbehälter Sonnberg geschaffen wurde, kann es zu keinen Ueberlastungen kommen. Das geför- derte Wasser wird daher, wie heute, weiterhin ins Netz gespeist, füllt je- doch in Zukunft vorwiegend den Hoch- behälter. Das Wasser aus der Langau gleicht in seiner chemischen Beschaf- fenheit dem Quellwasser, da geologisch ähnliche Verhältnisse vorliegen. Beide Wässer dürfen also miteinander ver- mischt werden. Das Grundwasserwerk Langau wird daher bei überlegtem Ein- satz weiterhin die Grundlage für eine großzügige und weitblickende Wasser- versorgung bilden, deren Nutznießer die Bürger Kitzbühels sind. In die- sem Zusammenhang wird erst klar, wie wichtig der Schutz dieses ergiebi- gen Grundwasserfeldes für Kitzbühel ist. - Wasserspeicherung Bis zur Inbetriebnahme des neuen Hochbehälters Sonnberg besaß Kitz- bühel den Hochbehälter Oberleiten mit einem nutzbaren Inhalt von 450 cbm, der von den Quellen gespeist wurde. Nicht dieser bestimmte jedoch den Ver- sorgungsdruck, sondern ein tiefer lie- gender Druckunterbrecherschacht. Bei Absinken des Wasserspiegels als Folge erhöhten Wasserverbrauchs wur- de der Behälter bis zur Auffüllung durch Quellwasser von der Versor- gung getrennt. Die Pumpen von der Langau übernahmen die Versorgung und mußten sich dadurch den Ver- brauchsschwankungen anpassen. Heute steht der neue Hochbehälter Sonnberg zur Verfügung. Dieser hat ei- nen Inhalt von rund 6000 cbm, liegt 871 m über NN und versorgt im End- ausbau über zwei Hauptstränge das gesamte Stadtgebiet. Der Hochbehälter Sonnberg bestimmt den Versorgungs- druck und schafft den Ausgleich zwi- schen dem Wasserzulauf und dem un- gleichförmigen Wasserablauf. Dadurch kann die Wasserförderung von der Langau gleichmäßig und in den Nacht- stunden, bei Ausnutzung des billigen Nachtstromes, erfolgen. Das Quellwasser wird dem Hochbe- ferngesteuert weruen. Lile .ereitsenaI der gesamten Anlage wird dadurch ge- waltig gehoben. Der Hochbehälter mit seinen Reserven kann bei gegebener Wasserbedarfsdeckung bis zum Jahre 2000 die Verbrauchsschwankungen aus- gleichen. Wasserverteilung Das Rohrnetz ist der Träger für die Verteilung desTrinkwassers vom Hoch- behälter bis zu den Verbrauchern. Vom Behälter führen im Endausbau zwei Hautpstränge in die Verbrauchszone. In dieser liegen in den einzelnen Stra- ßenzügen Versorgungsleitungen, die von den Hauptleitungen abzweigen. Die Verbraucher sind über Anschluß- leitungen an das öffentliche Wasser- versorgungsnetz angeschlossen. In die Leitungsstränge sind Schieber einge- bracht, die es ermöglichen, einzelne Rohrstecken im Fall von Störungen zu sperren. Jede Anschlußleitung und da- mit die Versorgung jedes Anwesens kann durch einen Absperrschieber von der Versorgungsleitung her außer Be- trieb genommen werden. Für die Lüf- tung der Rohrleitungen, insbesondere für Feuerlöschzwecke, sind im Netz in Abständen von 60 bis 80 m Hydranten eingebaut, welche deutlich sichtbar ge- kennzeichnet sind. Für das ca. 30 km lange Versor- gungsnetz wurden vorwiegend Stahl- muffenrohre, vereinzelt auch Gußroh- re, vorgesehen. Seit 1970 werden in zu- nehmendem Maße auch Sphärogußroh- re mit Schraubmuffenverbindungen verwendet. Die verlegten Rohrquer- schnitte weisen Durchmesser bis zu 200 mm auf. Die Gesamtlänge der Rohrstrecken ist ständig im Steigen begriffen. In Zukunft muß daher dem Rohrnetz erhöhte Aufmerksamkeit ge- schenkt werden. Der Versorgungsdruck des Stadtnet- zes wird vom Hochbehälter Sonnberg gehalten. Die großen Höhenunterschie- de des zu versorgenden Gebietes er- forderten die Erweiterung des sonst üblichen Versorgungsdruckwertes von 2 bis 6 auf 2 bis 11 Atü. Dies sind für gebirgige Gegenden keine außer- gewöhnlichen Werte. Für das Versor- gungsgebiet Oberleite'n wurde nach Auflassen des alten Behälters eine neue Versorgungszone geschaffen. Die Ueberwachung und Betreuung des Rohrnetzes mit allen Einrichtungen und Armaturen liegt in den Händen der Stadtwerke, die auch eine laufende Ueberprüfung der Leitungen durchfüh- ren. Künftige Entwicklung Vorausschau und Planung sind ge- rade bei der Wasserversorgung zwei wichtige Voraussetzungen für eine si- chere zukünftige Bedarfsdeckung. -
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