Kitzbüheler Anzeiger

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Dr. Ziepi und Gitti Schatz im Messe stand der österr. Außenhandelsstelle in Los Angeles Samstag, 11. Dezember 1971 C1LLJU1Äe1e1 iei Seite 9 Wenn man nach einer Reise von ca. 40.000 Flugkilometern wieder zu Hause gelandet, gut zurück- und angekommen ist, dann braucht man so seine Zeit, um das alles zu rekapitulieren, was sich auf diesen Stationen der Werbung und Geschäftskontakte an Erkenntnis- sen und Erfahrungen ansammelte. Die angesteuerten Punkte waren sozusa- gen Schwerpunktaufenthalte und er- streckten sich von New York, Chikago, Salt Lake City, Sun Valley, Los Ange- les, Houston, Clear Lake City, New York über Montreal bis nach Toronto. Als Repräsentant der Wintersport- stadt Kitzbühel, Heimat vieler Olym- piasieger und Weltmeister des alpinen Skisports, sowie des Sommererholungs- zentrums, war ich überall herzlich will- kommen. „From Kitzbühel" - Oh yes, come in! Was will ich damit sagen? Kitzbühel ist in den Reisebürokreisen und selbst- verständlich unter den amerikanischen Europa-Anhängern ein Begriff. Das wä- re nichts Erstaunenswertes, reichen doch die Beziehungen der Gamsstadt zu den USA viele Jahrzehnte zurück. Und das ist nun ein Symptom. welches einerAnalyse wert ist. So technologisch ortschritt1ich der Amerikaner ist, so konservativ ist er eigentlich in der Auswahl seiner Reiseziele. Fast immer sucht er nach klingenden Namen. Ein- mal, weil er an Komfort gewöhnt ei- nen hohen Standard für Quartier und Ort beansprucht, und zweitens, weil - wie auch in Europa - die Uebersee- reise, der Ueberseeaufenthalt zu den Statussymbolen der Gesellschaft gehö- ren. Die Werbung um den amerikani- schen Markt kann daher nur über die Kette der Großen im Tourismus gehen. Es wird noch viele Jahre dauern, bis die Streuung mit Erfolg (Ausnahmen bestätigen die Regel) ein breiteres Spektrum des österreichischen oder tirolischen Angebots echt erfaßt. Damit sind wir inmitten des Mark- tes angelangt. Er ist gigantisch. Ueber 200 Millionen Menschen wollen von uns angesprochen sein. Oh nein, so darf die Kalkulation nicht erstellt werden. Wie in jedem Land muß die soziale Struktur zum Ausgangspunkt aller Ueberlegungen gemacht werden. Und wenn man die Arbeitslosen, die schwach dotierten Kreise, die bäuer- liche Bevölkerung, die Inlandurlauber (Amerika bietet ja wahnsinnig viel) ect. von der Ausgangssumme abzieht, dann bleibt ein relativ kleiner Prozent- satz von potenten Gästen, von Europa- reisenden, von Oesterreich- und Tirol- besuchern übrig. Vielleicht ein Zehn- tel, selbstverständlich mit den Sym- ptomen einer steigenden Tendenz. Und um dieses Zehntel der zahlungskräfti- gen Amerikaner kämpft die ganze Welt und mit großem Einsatz. Asien, Süd- amerika und Afrika genauso wie ganz Europa. So leicht also ist der amerika- nische Markt denn doch nicht zu be- arbeiten. Wer bearbeitet diesen Markt? Abge- sehen von den Individuals, jenen Ame- rikanern, die selbständig wählen und uabhängig reisen und daher für die Reisevermittler ausfallen, sind es wie überall die Reisebüros und den Reise- büros ähnliche Institutionen bzw. Un- ternehmungen, die den Urlauber len- ken und leiten. Ein Reisebüro kann, im Land der liberalen Wirtschaftsauffassung, ein jeder, der Geld oder auch keines hat, aufmachen, er kann seine Tätigkeit auch jederzeit wieder einstellen. Darin liegen natürlich beträchtliche Risiken für den Geschäftspartner, für den Un- ternehmer, für den Hotelier. Was der Vermieter in Europa nicht immer er- reicht, nämlich eine Garantie der Be- setzung eines festgelegten Kontingents bzw. den sogenannten Stornoersatz, das gelingt in Uebersee natürlich noch schwerer. So wie es mit jedem Ge- schäft ist, sollen daher die Kontingen- te nicht zu groß, die wachsende Zusam- menarbeit dafür umso länger sein, denn der vertraute Partner ist immer wieder ein guter Partner. Wenn die Zusammenarbeit auf touri- stischer Ebene, selbst in Europa Jahr- zehnte bedurfte, um daraus ein gewis- ses Vertrauensverhältnis ableiten zu können (und immer noch gibt es auf beiden Seiten Enttäuschungen genug), dann werden trotz der anbrechenden Jumbo-Jet-Aera auch über dem Ozean drüben Kraftakte den soliden Aufbau nicht ersetzen können. Schrittmacher dafür sind jetzt noch die Großen und sie werden es auch noch eine Weile bleiben. Es hätte bei Gott keinen Sinn, mit den 220 Frem- denverkehrsorten Tirols, ich meine für jede einzelne der Gemeinden, agieren lich, in dem sich erst die Verwechslung zu wollen; in einem Jahrzehnt näm- von Austria mit Australia aufzuhören beginnt und eine bewußte Differenzie- rung der Alps in einen französischen, schweizerischen, österreichischen, ita- lienischen usw. Teil Platz greift. Dies dürfte man den US-Bürgern nie als eine Bildungslücke anrechnen (wir ein- gebildeten Europäer sind des öfteren dazu versucht), denn da drüben wird mit anderen Maßstäben gerechnet. Da ist eine Stadt wie Los Angeles ca. so lang und tief wie das ganze Unterland, da gibt es Provinzen, in denen man Westdeutschland oder Österreich leicht hineinstellen könnte. Wer kümmert sich da schon um Pässe und Grenzen in den USA? Glücklich die Amerikaner, daß sie diese Sorge nicht haben! Weiß jemand von uns wo Haily ist? Haily in den USA? Nun, es ist ein auf- strebender Fremdenverkehrsort mit ei- nem eigenen Flugplatz, einem Golf- platz und einer herrlichen Landschaft in den Rocky Mountains im Staate Idaho, dicht an der Traumstraße der Welt! Und trotzdem, wer von uns wür- de schon nach Haily fahren, wenn er eine Reise tut? Mit diesem Beispiel wollte ich nur sägen, daß in der Werbung eigene Ge- setze gelten, daß nicht jeder das glei- che tun kann, daß sozusagen das Ziel der Werbesehnsucht eines jeden Frem- denverkehrsortes, wenn man es nüch- tern betrachtet, in erreichbaren Gren- zen liegen soll. Noch ein Paar Worte zum amerika- nischen Markt der Amerikaner. Ich Fremdenverkehrsverband Kitzbühel Die USA»Canada»Reise 1971
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